Kürbis-Gigantismus
Der warme, regenreiche Sommer hat zum üppigen Wachstum angeregt. Hier zum Beispiel, auf meinem Ufer am Stadtsee haben Kürbisranken bisher schon beachtliche Längen erreicht. Immerhin ist noch bis in den Oktober hinein mit weiterem Wachstum zu rechnen.
Anfang Mai habe ich Kürbiskerne auf den Rest des Abfallhaufens vom vergangenen Jahr gepflanzt, weil ich woanders dafür keinen Platz hatte. Die Samen gingen auf. Die stärksten Pflanzen haben sich durchgesetzt. Ich wusste nicht, welche Kürbisarten sich darunter befanden.
An den gefleckten Blättern hatte ich bald den Siam-Kürbis erkannt, ein altes Azteken-Gemüse, dort zu jener Zeit Tlacotl genannt. Ich wusste, dass diese Art bei gutem Standort Ranken bis zu 50 Metern Länge entwickeln kann. So nahm das Gewächs schnell von Tag zu Tag größere Ausmaße an. Es kletterte an dem Holunderbusch und an dem Pfaffenhütchen-Baum hinauf und wartete nicht lange, um sich anzuschicken, das Gelände der Nachbarn zu erobern.
Auf unserem Gelände blieb immer weniger Platz zum Sonnen auf der Wiese, denn das Blattwerk spannte sich weit zur Land- aber auch zur Seeseite hin aus. Inmitten des Kürbisdschungels kämpften sich eine Sonnenblume - noch blüht sie nicht - ein hellblau blühender Stechapfel, mehrere rot blühende Amaranths und eine Peruanische Giftbeere (Physaloides peruvianum) zum Sonnenlicht durch. Das ist Wildwuchs aus Samen im Abfallhaufen. Die Mariendistel im Vordergrund, anfangs noch dominierend, versank fast im dichten Blättermeer.
Vor kurzem habe ich nach den ersten Kürbissen gesucht. Einige hängen über dem Wasser auf dem nicht mehr sichtbaren Kriechwachholder, andere hoch oben im Holunderstrauch. Viele junge Ansätze könnten sich noch bis zum Herbst vergrößern und zu Kürbissfrüchten auswachsen.
Zu meiner Freude wächst dort nicht nur der Siam-Kürbis mit seinen grünweiß gemusterten Kugeln sondern auch ein tiefgrüner, gerippter Geselle.
Wie das alles im Herbst aussehen wird, weiß ich nicht. Ich könnte aber fast frei nach Goethe aus dem "Zauberlehrling" sagen: "Die ich rief die Geister...."