Auf der Suche nach Praias Altstadt
Am 1. Weihnachtsfeiertag mache ich mich am späten Vormittag auf, um das historische Zentrum, die Altstadt von Praia, zu finden. Ich habe schon eigene Vorstellungen. Alte, barocke Kolonialbauten wollte ich sehen. Aber schon mit diesen Vorstellungen ist der Anfang getan für ein Abenteuer mit Irrungen und Wirrungen.
Bevor ich aufbreche, frage ich die jungen Damen an der Rezeption nach dem Weg zur Cidade Velha. Das heißt auf Deutsch "Alte Stadt". Das wäre zu weit zu Fuß, meinen sie. eine halbe Stunde Fahrt wäre es bis dorthin. Ich lasse mich aber von meinem Plan nicht abbringen und marschiere los, immer die Autostraße hinauf bei ca. 25 Grad C vormittags.
Ich habe eine herrliche Aussicht auf die Bucht mit Hafen und auf die kleine Insel Santa Maria vor dem dunkelsandigem Strand. Dieser Strand ist die Praia Gamboa. Auf den Sand sind kleine Fischerboote gezogen. Als ich eine Treppe hinunter steige, kommt mir ein alter Fischer entgegen und warnt mich: "Hier treiben sich Banditen herum. Und nicht nur nachts, sondern auch am Tage."
Ich marschiere auf der Straße weiter. Ab und zu frage ich Passanten nach dem Weg zur Cidade Velha, und in welche Richtung ich zu laufen habe. Eine einsam da sitzende Frau erklärt mir den Weg genauer: Den langen Berg hinauf bis zu einem kleinen Supermarkt. Dann geradeaus weiter bis zum Viertel "Terra Branca" (Weiße Erde). Es ist schon Mittagszeit, und es wird sehr warm. Schon perlt mir der erste Schweiß Stirn und Rücken herunter.
Auf dem weiten Platz bekomme ich Durst. In einer Tankstelle nehme ich mir erst einmal 8000 Escudos aus dem Automaten und kaufe mir eine Büchse Cola, die mir gut tut.
Draußen auf dem Platz zirkuliert der Kreisverkehr. Am Rande warten auch die Alugueres. Das sind Sammeltaxis, geschlossen oder offen, mit denen die einfachen Leute reisen. Wieder frage ich junge Leute nach der Altstadt. Sie zeigen die weiter steil ansteigende Autostraße hinauf und versichern mir, zu Fuß sei das zu weit. Ich soll ein Taxi oder einen Aluguer nehmen. Ich zögere noch etwas. Dann aber steige ich in einen fast vollen Aluguer ein. Der junge Kassierer versichert mir, dass sie zur Cidade Velha fahren und kassiert 100 Escudos (1 Euro).
Und hier offenbart sich mein gewaltiger Irrtum, denn mein Sitznachbar, ein freundlicher alter Herr, sagt mir, bis zur Cidade Velha seinen es von hier noch 12 Kilometer. Mir ist klar: Das ist ein anderer Ort, weitab von Praia.
Mit dem Aluguer fahren wir durch die karge Landschaft oberhalb der Küste entlang. Es scheint hier nur eine allgegenwärtige Pflanze zu geben - die Sahel-Akazie.
Nach öfterem Halten mit Aus und Einstieg gelangen wir in die Cidade Velha, die Alte Stadt. Ich befinde mich in der ältesten Siedlung auf der Insel Santiago. 500 Jahre soll sie alt sein. Schon sehe ich das Steinpflaster vor den mit Naturstein errichteten kleinen Häusern. Mitten in der alten Gasse habe ich eine einmalig freundliche und lustige Begegnung mit Bewohnern, die mir in Kriolu lautstark und überschwenglich ihre Geschichten erzählen. Das sieht und hört man auf dem unten stehenden Video.
Mit der Flasche Zuckerrohr-Rum und dem Sirup pirsche ich weiter durch die Gassen und komme zu der alten Barockkirche. Hier soll auch der erste Bischofssitz gewesen sein in portugiesischer Kolonialzeit.
Ich laufe danach rüber in den neueren Ortsteil. viel ist nicht zu sehen. Aber der originell geschmückte Weihnachtsbaum vor einem Wohnhaus, der imponiert mir.
Jetzt suche ich mir ein Restaurant und werde etwas trinken. Es ist nach 14.00 Uhr, und irgendwie muss ich wieder zurück,, denn mein Tagesziel ist doch das historische Zentrum von Praia, die Altstadt eben...
Ein Weihnachtsgespräch in Kriolu mit viel gepriesenem Grogue und Kauf.