Auf Seitenwegen durch Ponta do Sol
04. 01. 2015.
Heute habe ich mir mein Tagesprogramm selber zu gestalten. Um 8.30 Uhr frühstücke ich. Danach, so gegen 9.30 Uhr, versuche ich, über die Abhänge hinter dem rechten Rand der Einfallstraße nach Ponta do Sol einen Weg zum Meeresufer zu finden. Überall ist es schotterig und lehmig. An einem Wohnhaus sehe ich eine große Seidenpflanze stehen. die schaue ich mir mal genauer an und fotografiere sie. Sie trägt samenkapseln. Ich pflücke sie aber nicht, weil ich mir sicher bin, dass diese Seidenpflanzenart nicht winterhart ist. Ich habe übrigens weder Pflanzen noch Samen auf den Kapverden gesammelt, weil alles zu Hause in Wintergärten stehen müsste.
Weiter unten steht im Hintergrund eine Steinruine mit einem Rundbogen. Ich vermute, dass es Reste eines alten Turms sind. Aber ich sehe einen alten Herrn am Haus sitzen und erkundige mich bei ihm. Er meint, es wären die Reste eines Kalkbrennofens aus früheren Zeiten. Das lässt er sich gleich von einem hinzukommenden Nachbarn bestätigen.
Vor dem Kalkbrennofen gedeiht eine blühende Aloe vera in schönem Gelb.
Ich klettere weiter über abschüssiges Gelände und komme auf eine unbefestigte Geröllstraße die mich bis an das Ufer führt. Ein weißer Stechapfel lässt seine große Trichterblüte in starken Wind hin und her schaukeln. Es ist nur windig sondern sogar etwas kalt. Heimlich trage ich mich ja immer noch mit dem Gedanken, hier, wo mich niemand sieht, ins Wasser zu steigen. Ich komme ans Ufer. Überall Steine. Die Wellen werfen ihre weiße Gischt über das schwarze Geröll. Also -- wirklich kein Ort zum Baden. Dunkle Wolken hängen tief am Himmel. Es ist wie bei uns im November.
Langsam spaziere ich den Sandweg wieder hinauf und komme an das eingezäunte Gelände des geschlossenen Flughafens von Santo Antao. Nur noch die sandige Fläche der Landebahn ist zu sehen. Wegen dem starken Wind, der immer wieder unverhofft vom Atlantik weht, wurde der Flughafen bald wieder aufgegeben.
Wieder oben im Park setze mich auf meine Steinbank vor der Kirche, in der gerade der Gottesdienst stattgefunden hat. Viele Leute verlassen die Pforte. Es ist heute Sonntag.
Im Park entdecke ich herrlich blühende Hakenlilien. Ich habe solch' ein Exemplar zu Hause, und beim Blick auf den kurzen, dicken Stamm sage ich mir im Stillen: "Da kannst du noch einige Zeit warten, bis Deine blüht."
Am Postamt schaue ich nach einem Briefkasten. Keiner zu finden. Auch der Geldautomat im langen Schaufenstertrakt gibt nichts raus. Er ist außer Betrieb.
Schließlich steige ich gegen 13.00 Uhr in einen Aluguer und lasse mich für 50 Escudos nach Ribeira Grande fahren....