Dornröschen im Haus Vogelgesang
Am Sonnabend gegen 11.30 Uhr gab es im Haus Vogelgesang auf dem Hof ein ganz besonderes Spektakel. Das Musiktheater Cammin führte das Märchen "Dornröschen" auf.
Als ich vor der kleinen Bühne ankam, waren die meisten Plätze schon besetzt. Kinder warteten genauso gespannt wie die Erwachsenen. Wir alle wollten die Puppen tanzen sehen. Bald jedoch stellte sich heraus, dass die beiden Akteure sehr originelle Gestalten hervorzauberten. Der Koch des Schlosses und sein Lehrling hantierten mit Kochtöpfen und Küchengeschirr. Daraus zauberten sie König und Königin. Als die Prinzessin geboren war, wollten sie eine große Feier vorbereiten, zu der die 13 Feen eingeladen werden sollten. Sie zählten die goldenen Teller wie Artisten, denn sie warfen sie sich mehrmals gegenseitig zu. Es stellte sich heraus, dass es nur 12 Teller waren. Der Koch berichtete dem König das Missgeschick. Der König aber meinte, das wäre nicht so schlimm, weil die 13. Fee dem Königskind nur das Mitgefühl schenken würde. Und das, so meinte der König, brauchte eine Prinzessin nicht.
Also fand das Fest mit 12 goldenen Tellern statt. 11 eingeladenen Feen hatten das Kind schon mit fast allen Tugenden beschenkt. Plötzlich erschien im Hintergrund die böse Fee und sagte: "Ich wurde nicht eingeladen. Deshalb wünsche ich, dass die Prinzessin zu ihrem 15. Geburtstag tot umfallen soll". Gleich darauf sprach die 12. Fee: "Aufheben kann ich diesen Fluch nicht. Aber ich kann ihn lindern. Statt zu sterben soll die Prinzessin in einen hundertjährigen Schlaf verfallen. Ein Prinz mit gutem Herzen kann sie wieder erwecken". Als die Prinzessin 15 Jahre alt wurde, stieg sie in den Turm und sah eine alte Frau beim Spinnen zu. Diese gab ihr die Spindel, an der sich die Prinzessin stach und gleich in tiefen Schlaf verfiel. Allen, dem ganzen Hofstaat, überkam eine große Müdigkeit, und sie schliefen ein. Die Spieler warfen ein Netz, bedeckt mit Rosen, über den Ort des Geschehens.
Als aber die hundert Jahre vergangen waren, kamen die Prinzen, hier als Linienfiguren aus buntem Plasteseil geformt, um die Prinzessin aufzuwecken. Sie kamen aus verschiedenen Bundesländern - immer ohne Erfolg. Selbst der Prinz aus Brandenburg, von dem wir Zuschauer hofften, er wäre der Auserwählte, fiel in das Rosennetz und schlief ein. Aber der Prinz von Rosenheim als richtige Puppengestalt, der schaffte es. Er küsste Dornröschen wach. Und mit ihr wachten alle auf. Die Hochzeit konnte gefeiert werden. Auch der 13. goldene Teller stellte sich nach dem Jonglieren ein. Alle waren glücklich. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
Wir klatschten mächtig Beifall. Ich war so begeistert von der Originalität der Aufführung, von den sehr guten künstlerischen Leistungen der beiden Akteure, denn sie musizierten, sangen und jonglierten zugleich. Eine meisterhaftes Spektakel. Den Künstlern sei herzlich gedankt.