Waldbeeren auf Vanille-Schoko-Eis
Eigentlich wollte ich hierfür die Überschrift "Man gönnt sich ja sonst nichts" wählen. Aber weshalb ich zu den leckeren Waldfrüchten gekommen bin, hängt ursächlich mit dem Foto unten zusammen. Schon im Frühjahr brachte mir meine nette Nachbarin vom Sommergrundstück an dem gegenüber liegenden Ufer des Stadtsees die Kopie dieses Fotos mit einer Erklärung und der Bitte, darüber doch einmal einen Artikel in der "Neuen Lychener Zeitung" zu schreiben. Als Naturfreunde und Wanderer hatten sie nämlich wieder einmal den Biwak-Platz am Küstriner Bach besucht. Ich habe darüber vor Jahren schon einen Artikel geschrieben mit dem Titel "Der kleine Naturwächter mit den langen Gummistiefeln". Dieser ist auch hier auf dem Blog unter der Rubrik "Seiten" zu finden. http://www.anais2317.com/pages/Der_kleine_Naturwachter_mit_den_langen_Gummistiefeln-890512.html Der Biwak-Platz wird ehrenamtlich von meinem guten Bekannten Helmut Schulz ehrenamtlich betreut. In diesem Frühjahr soll er sich besondere Mühe gegeben und viel Wichtiges an dem Anlegeplatz für Wassersportler mit Hinweisen beschildert haben, so wie z B "Gefahren von oben", sichtbar auf dem Foto. Meine Nachbarin von Gegenüber meinte, all diese liebevolle Arbeit wäre die Mühe wert, darüber für die Lychener Öffentlichkeit zu schreiben. Das zur Vorgeschichte
So habe ich mich und auch wegen der sportlichen Aktivität am Sonnabend früh aufs Fahrrad gesetzt, um zum Küstriner Bach zu radeln. Ich habe mir einen Plastebeutel und mein Taschenmesser mitgenommen, weil ich hoffte, Walderdbeeren und andere Früchte, eventuell auch die ersten Pfifferlinge, zu finden.
So war ich schon gegen 8.30 Uhr auf der Chaussee in Richtung Boitzenburg. Bald hinter dem alten Zollhaus bog ich nach dem langen Anstieg der Straße oben rechts ab in den Wald hinein. Dieses Waldstück am Rande der früher gepflegten Wiesen trägt die alte Bezeichnung "Latsack", weshalb, habe ich noch nicht herausgefunden. Gleich am Waldesrand hatte ich früher schon einmal Walderdbeeren gepflückt. Auch an diesem sonnigen Morgen leuchteten mir einige rot unter grünen Blättern entgegen. Ich pflückte sie, setzte aber meine Radtour bald fort, weil ich zum Biwak-Platz wollte.
Der Weg am Waldrand entlang ist nicht leicht zu befahren. Gras und Wurzeln, Löcher und Dellen erfordern die volle Aufmerksamkeit, wenn man auf dem Drahtesel reitet. Geht man zu Fuß, ist es einfacher, dauert aber länger. Wenn ich heutzutage dort entlang wandere und die wilde, naturbelassene Schönheit sehe, kann ich mich daran nicht so richtig erfreuen, weil in Zeiten meiner Kindheit wir dort Pachtwiesen hatten, die regelmäßig gemäht wurden. Überall gab es besondere Pflanzen und bunt schillernde Insekten zu entdecken.. Heute ist alles mit groben, hohen Gräsern, Brennesseln, Schilf und jungen Erlen bewachsen. An die plätschernden Wasser des Baches kommt man schlecht heran.
Bald kam ich an die noch erhaltene alte Floßschleuse, in deren Nähe sich der Biwak-Platz befindet. Kein Mensch war zu sehen. Wald und Wasser gehörten mir wieder ganz allein. Der Biwak-Platz aber lag ganz aufgeräumt und sauber da. Keine Schilder oder Hinweise vom kleinen Naturwächter waren zu sehen. Außer den amtlichen Ordungsvorschriften war alles entfernt.. Ob der fleißige, ehrenamtliche Naturwächter nun alles aus eigenem Willen wieder entfernt hat oder er dazu von amtlicher Stelle veranlasst wurde, weiß ich nicht. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihn danach befragen. Für mich jedenfalls war die Sache erst einmal erledigt.
Weil der Morgen noch jung war, setzte ich meine Wanderung fort auf der Waldstraße ab dem Anwesen "Fegefeuer", dort befand sich nämlich die frühere Strafkolonie des Klosters Himmelpfort, bis zum Dorf Küstrinchen. Unterwegs pflückte ich mir reichlich Heidelbeeren. Sie scheinen in diesem Sommer meistens klein geblieben zu sein. In feuchten Mulden sind sie größer und rund.
An einer Kreuzung war ich unentschlossen: Radele ich nun über Wuppgarten, Zens- und Platkowsee wieder zurück über Hohenlychen nach Hause oder fahre ich nach Küstrinchen. Klar, dort stehen am Eingang die uralten Maulbeerbäume. Ich wollte sehen, ob sie Früchte tragen. Nur an einem hingen welche dran, nach ganz klein und grün.
Ich fuhr auf der Asphaltstraße am Rande des Dorfes hinunter zur Brücke über den Küstriner Bach und die Zufahrtstraße zurück, bis ich wieder an der Boitzenburger Chaussee angelangt war. Es war noch zu früh, erst 11.00 Uhr, um sofort nach Lychen zurück zu fahren. Ich überquerte die Chaussee und ging in den Waldweg hinein, vom dem ich wusste, er würde wohl in Richtung Türkshof verlaufen. Das war gut so, denn ich brauchte nicht lange zu suchen, um dichtes Gestrüpp mit Himbeerruten zu entdecken. Die restlichen, noch genießbaren Himbeeren zu pflücken, war mühselig, weil sie sehr klein waren und dazu noch im Schutz von hohen Brennesseln standen. Bald hatte ich genug davon. Mein Beutel war halbvoll mit gemischten Wildbeeren.
Lange durfte ich nicht in die Petalen treten, denn ein hoher Hang türmte sich vor mir auf. Ich musste das Fahrrad schieben. Plötzlich tauchte oben am Rand eine stolze Dame hoch zu Ross auf. Sie führte einen stolzen Braunen. "Ach", meinte ich zu ihr von ganz unten hochschauend und schnaufend, "So gut möchte ich es auch haben, von einem lebendigen Pferd getragen zu werden." Sie lachte und bedauerte mich ein bischen. Der Braune kam mit seinem Kopf ganz dicht an mich heran und schaute mich mit großen, klaren Augen an. "Ich habe Waldbeeren gesammelt", sagte ich ihm. Der Braune schüttelte die Mähne und trabte mit der Dame auf dem Rücken wieder weiter, den Hang hinunter.
Mein Stahlross wollte mich nicht so schnell voranbringen, denn die Waldwege waren überwuchert und abschüssig. Jetzt ging es wieder bergab zu den Niederungen, von denen ich nicht einmal wusste, wie sie genannt wurden. Schöne, saftige, grüne Wiesen lagen dort einmal. Und am Ende, hinter dem alten Zollhaus lag ein See, der mit der Zeit verlandet ist Jetzt fällt mir ein: Hieß das nicht Zollhaus Leistenbrück mit dem Leist-See? Na klar.
Wieder schob ich das Rad auf dem Weg am Rande des Kiefernwaldes und den ehemaligen Wiesen entlang Fahren war beschwerlich, denn der Weg lag dicht besät mit Kienäppeln. Aber Walderdbeeren auf der einen Seite und Himbeeren auf der anderen gab es wieder zu pflücken.
Langsam mahnte mich aber meine innere Uhr, bzw. der Magen, nun doch schleunigst Kurs nach Hause zu nehmen. Ich gehorchte und war heilfroh, als ich wieder auf glatter Asphaltstraße stand.
Gegen 12.30 Uhr war ich wieder zu Hause, ruhte mich eine halbe Stunde aus, sprang kurz zur Abbkühlung in den See und wärmte mir anschließend mein vorbereitetes Mittagessen, Zanderfilet, auf.
Gut hat es geschmeckt. und zur Kaffeezeit weckte sich in mir das Verlangen nach Eis mit Waldfrüchten. Und somit schloss sich der Kreis mit den schönen sonntäglichen Naturerlebnissen. Nur Pfifferlinge habe ich an den Wegrändern noch nicht gefunden.