Pilzfest in Retzow
Am vergangenen Wochenende fand wieder wie in jedem Frühherbst das Pilzfest in Retzow am Nordwestrand von Lychen statt. Retzow, eine mitteralterliche Dorfgründung, ist heute in die Stadt Lychen eingemeindet.
Auf dem Hofgelände des Vereins der Freiwilligen Feuerwehr befand sich der Treffpunkt für alle Pilzfreunde. Dort wartete auch ein sehr gutes und reichhaltiges Angebot von Speisen und Getränken für die Besucher. Es gab Pilzpfannen und Pilzschnitzel in groß und klein, Bratwurst, Steaks und Schaschliks und natürlich jede Menge Pils aber auch die üblichen alkoholfreien Getränke.
Ich bin zuerst einmal an den Stand der Rutenberger Kräuterjule gegangen. Sie ist nämlich wegen ihrer selbst angefertigten Naturprodukte und deren guter Qualität bereits weit über Lychen hinaus bekannt. Dort gab es z. B. Gunderman-, Ringelblumen- und Beinwellsalbe, diverse Fruchtsäfte und -liköre wie beispielsweise Traubenkirschen-Likör und Marmeladen.
Hübsche Kleinstrickwaren am Nebenstand mit warmen Sachen waren für die Vorbereitung auf den Winter gedacht.
Vor Ort war auch ein Pilzsachverständiger, der schon ab vormittag sehr viele Pilze zum anschauen und Vergleichen ausgestellt hatte. Nach den Pilzwanderungen konnten die Sammler ihre Funde von ihm genau bestimmen lassen.Es gab mehrere Führungen. Ich bin in einer kleinen Gruppe am frühen Nachmittag kurz nach 13.00 Uhr losgezogen. Vorsichtshalber hatte ich mir den Krückstock von meiner Großmutter mitgenommen. Und der hat mir wirklich gute Dienste geleistet, denn wir liefen fast zwei Stunden lang am Rande des ehemaligen Schießplatzes der Sowjetarmee durch lichten Kiefernwald und auf dem Rückweg über die Heidelandschaft des alten Übungsgeländes.
Ich selbst wollte nur Pilze mitnehmen, die ich noch nicht kannte für die sachkundige Bestimmung.
Eine junge Frau aus Berlin erzählte mir ganz begeistert, dass sie zum ersten Mal auf die "Pilzpirsch" ginge und noch so gut wie keinen kannte. Ich half ihr dann beim Finden. Schirmpilze sprießen jetzt fast überall an Wald- und Wegrändern. Wir fanden ein paar gute Blutreizker, erkennbar an ihrem rotem Milchsaft, einige Maronen und - ich schaute mich gerade auf einer kleinen Lichtung um - acht wundervolle, frische Steinpilze auf einer Stelle. Na, da freute sich die Berlinerin.
Als wir über die Heidelandschaft wieder zum Dorf zurückkehrten, fanden wir Hasenbowiste. Sie sind etwas größer als viele andere ihrer Art. Graubraun in der Färbung und jung essbar. Vier oder fünf davon nahmen wir mit. Auf dem Hof wieder angekommen, fragte ich Anne, die Organisatorin des Festes und an diesem Tag emsige Pilzköchin, ob sie uns nicht die Hasenbowiste mal braten möchte. "Klar", meinte sie. Anne schnitt die Pilzkörper in Scheiben, würzte sie kräftig mit Pfeffer und Salz, einige der Scheiben panierte sie sogar, und warf sie in die Pfanne. Kurze Zeit später brachte sie uns die gebrateten Bowiste. Ich hatte sie übrigens früher schon einmal für mich so zubereitet. Allen schmeckten sie sehr gut. Nur ich hatte etwas zu nörgeln, weil die Bowiste einen für sie typischen Beigeschmack haben, den ich nicht mag. Am besten haben mir die Panierten geschmeckt. Vom Pilzsachverständigen ließen wir uns - wie ich vermutet hatte - den Perlpilz und seine Unterscheidungsmerkmale zum giftigen Pantherpilz erklären. Na, wie immer - ich werde beide nicht zum Verzehr sammeln.
Mittlerweile war es schon nach 15.00 Uhr nachmittags. Ehe ich das Fest verließ, kaufte ich mir bei der Kräuterjule noch einen kleinen Tiegel Beinwellsalbe gegen meine Rückenschmerzen. Ich muss sagen, die Salbe ist gut. sie lindert den Schmerz spürbar.
Es war wieder einmal ein schönes Erlebnis am Rande des übblichen Tourismus.