Meine zwei Masken
...eigentlich sind es drei, und richtig heißen sie Mund-und Nasenschutz. Es sind die Einfachen für die Masse des Volkes. Die Obere gibt es überall in Apotheken. Mein Hausarzt hat mir zwei dieser Sorte geschenkt. Die zweite Maske ist handgenäht. Patienten konnten sie in der Arztpraxis für 4,- Euro das Stück kaufen. Vietnamesinnen haben sie genäht. Das einkassierte Geld geht an sie zurück für neuen Stoff. Ich habe fünf Euro gegeben. Anderswo sind die einfachen Stoffmasken teurer.
Ich bin zufrieden, dass ich sie habe, denn in Brandenburg herrscht ab Montag Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln. In Berlin soll sich die Anordnung wohl nur auf öffentliche Verkehrsmittel beschränken. Ich werde sie hier in Lychen wohl oder übel aufsetzen müssen, wenn ich zu Netto einkaufen fahre. Tue ich es nicht, lassen sie mich möglicherweise nicht rein. Oder wenn ich nach Berlin fahren möchte, lässt mich der Schaffner nicht in den Zug. Vielleicht müssen auch bei Nichttragen Strafen gezahlt werden, so wie bei Reisen ohne Fahrtausweis.
Mein maskiertes Anlitz soll Andere vor Tröpfchen schützen, die ich vielleicht ausniese oder aushuste. Die Masken der Anderen sollen mich schützen gegen deren Tröpfchensprühen. Trotzdem bleibt oberstes Gebot: Mindestabstand einhalten als effektivster Schutz. Mindestabstand lässt sich hier in der Kleinstadt überall einhalten. Selbst in Berlin kann ich für mich auf Abstand vor anderen achten.
So werde ich die Masken also nur beim Einkauf und bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln anlegen. Weiß ich aber, wie ich sie richtig aufsetze? Wie setze ich sie wieder ab? Was mache ich dann mit den Dingern. Hinweise finde ich nur in den Medien. Eigentlich müssten dazu Beipackzettel mitgeliefert werden. Verhalte ich mich nämlich falsch, fasse die Maske vorne an, setzt sie nach Belieben auf und ab wie zum Beispiel, wenn ich veständlich sprechen möchte oder gerade am Atmen behindert bin, habe ich vielleicht aufgefangene Tröpfchen an den Fingern. Reibe ich mir aus Gewohnheit oder Nervosität Augen und Nase, habe ich mir vielleicht eine Infektion selber zugezogen. Wir sind uns gar nicht bewusst, wie oft wir uns am Tage ins Gesicht fassen, eine natürliche Gewohnheit.
Schon in den vergangenen Tagen und Wochen sind Leute mit Masken durch die Gegend gelaufen, aufgesetzt oder abgesetzt am Hals getragen. In Fernsehberichten werden Masken auf und abgesetzt. Böse angeschaut wurde ich bereits, weil ich in der S-Bahn keine Maske getragen hatte. Freundlichkeit wird durch die Präventivmaßnahmen gerade nicht gefördert. Ein Beispiel: Als ich in Templin vorschriftsmäßig mit dem Einkaufswagen in den Baumarkt fuhr, um Schrauben und Plättchen zu kaufen. Ich schob den Wagen durch einen Hauptgang, bis ich in einem Nebengang Schrauben und Plättchen entdeckte. Ich stellte den Wagen im Hauptgang an der Seite ab, denn im Nebengang war es eng. Da waren noch andere Käufer. Als ich nach der Schrauben- und Plättchensuche wieder rauskam, war mein Einkaufwagen weg. Ein Mann half mir noch kurz beim Suchen. Vergebens. Ich ging mit den Packungen in der Hand und ohne Wagen zur Kasse. Die Kassiererin guckte mich vorwurfsvoll an: Wo ist denn Ihr Einkaufswagen? Sie dürfen nur mit Einkaufwagen einkaufen!" Ich erklärte ihr, das er weg war. "Das gibt es gar nicht," herrschte sie mich an. "Sie müssen doch auf Ihren Einkaufswagen aufpassen!" Ich sagte darauf nur: "Ich kann dazu nicht mehr sagen. Er war einfach nicht mehr da." Sie schüttelte den Kopf, gab mir den Kassenzettel, und ich zog von dannen.
Ich weiß aber, dass so etwas passieren kann. Ich habe selber schon versehentlich einen fremden Einkaufswagen genommen und bin damit losgefahren.
In Lychen hatte sich eine Großfamilie zu Hause am Stadtrand getroffen. Tags darauf war das Ordnungsamt vor Ort und wies die Leute zurecht. Wie und durch wen hat das Ordnungsamt das erfahren?
Wer weiß, welch' unangenehme Dinge wir noch erleben werden in der Zeit der Pandemie?