Der Impfling
Na, das ist doch mal eine deutsche Wortschöpfung in der aktuellen Corona-Sprache, erst gestern abend gehört in der ZIBB-Sendung des RBB. In der Sendung wurde u. a. das Impfzentrum in Prenzlau, der Hauptstadt des Landkreises Uckermark, vorgestellt. Soldaten der Bundeswehr leisten dort Impfhilfe. Ein stattlicher Unteroffizier berichtete über den Einsatz und bezeichnete die Frauen und Männer, die sich dort den Schuss geben lassen, als Impflinge. Ich weiß nicht, ob dieses Wort schon überall im Corona-Sprachgebrauch üblich ist, oder ob der kräftige Uteroffizier es gerade geschaffen hatte.
Empfand ich diese Bezeichnung nun im ersten Moment als lustig, spaßig oder zugleich auch als bedenklich ? Ich weiß es nicht. Jedenfalls rief es allerlei Assoziationen in meinen Gedanken wach. Mir fielen weitere ...linge ein. Zum Beispiel: Hänflinge, Däumlinge, Säuglinge, Findlinge, Schwächlinge, Ängstlinge (Menschen und Tiere ), Täublinge, Schwindlinge (Pilze), Keimlinge, Sämlinge (Pflanzen). Davon git es sicherlich noch jede Menge mehr.
Kann es sein, dass die Wortendung ...linge kleine, zerbrechliche, schwache, empfindliche Wesen kennzeichnet? Sind die Impflinge auch so? Wer sich impfen lässt, ist doch wohl zugleich auch in diesem Moment Patient, zu Deutsch der Duldsame oder Geduldige. Er lässt die Behandlung über sich ergehen im Vertrauen auf den Arzt. Wenn das so ist, finde ich die Wortschöpfung Impfling genial zutreffend.
Andererseits wiederum gibt es die Einzahl dieses Wortes nur im männlichen Geschlecht, weiblich ist da nichts. Das Wort lässt sich nicht gendern, auch nicht in der Mehrzahl. Frauen lassen sich nicht sichtbar hervorheben. Wo bleibt der Frauenanteil? Ist das nicht beklagenswert, miserabel und diskriminierend? Gehen denn nicht vielleicht genau so viele oder sogar mehr Frauen zur Corona-Impfung als Männer?
Feministinnen und Genderer möchte ich versuchen zu trösten: Seid froh und zufrieden. Wenn die Wortschöpfung Impfling nach Eurer Auffassung nur Männer umfasst, dann gehören eben die Männer zu den vielen ...lingen, die Frauen aber zu den StarkInnen.