Meister Bibers Revier
An einem sonnigen Sonntag zur Osterzeit wollten wir nachmittags ein neues, bisher uns unbekanntes Fleckchen Erde in der Lychener Umgebung entdecken. Wr entschieden uns für einen kleinen See nördlich von Schreibermühle und der Landstraße nach Boitzenburg/Uckermark über Wald und Felder in Richtung Kolbatzer Mühle. Dort soll nämlich der Kiessee liegen. Wie uns von Freunden empfohlen, ein glasklares Gewässer. Im Sommer ein herrlicher Badesee. Jetzt, immer noch Vorfrühling mit kühlen Tagen und kalten Nächten, hatten wir nicht das Bedürfnis, ins kalte Wasser zu springen. Wir wollten einfach nur an der frischen Luft durch den Wald wandern und den See finden.
Ein Ehepaar, das gerade aus dem Wald kam und zu seinem parkenden Auto wollte, erklärte uns freundlich zwei Wege, die zum See führen sollten. Wir bedankten uns herzlich und wünschten ein frohes Fest. Wir wählten den Weg durch den hohen Kiefernwald links vom kleinen Parkplatz.
Bald trafen wir auf eine tote Robinie. Umgefallen mochte sie schon Jahre dort liegen. Vollig bemoost sah sie ein wenig unheimlich aus und weckte so unsere Phantasien.
Nach eingen hundert Metern gabelte sich der Weg. Der Linke führte bergauf und weiter durch hohe Kiefern. Der Rechte ließ in nicht allzu weiter Ferne etwas Blaues aufleuchten. Dort müsste schon der See sein, glaubten wir und liefen in diese Richtung weiter. Völig zerfahren war die Piste von den schweren Fahrzeugen, die Holzstämme aus dem Wald gezogen hatten.
Uns so balancierten wir uns voran, abwärts in Richtung zum hell schimmernden Blau. Dort angekommen schauten wir durch die hohen Kiefern hinaus auf einen langen, mit trockenem Gras bedeckten Hügel, auf dem oben ein Weg zu verlaufen schien. "Das wird ein Weg nach rechts zur Kolbatzer Mühle sein", meinte ich. "Und hier, dieses mit Schilf bewachsene Wasser könnte ein Ausläufer des Sees sein."
Wir hatten den kürzeren Weg an der Abzweigung gewählt und offensichtlich den falschen. Der Kiessee lag sicherlich hinter den Erlen, die uns den Blick in die Weite versperrten. Wir entschieden uns dafür, die Wanderung zur warmen Jahreszeit wieder aufzunehmen, aber dann schnurstracks zum See.
Entdeckt jedoch haben wir etwas, was man nicht alle Tage sieht, ein Biber-Revier. Ihre Burg haben wir zwar nicht gefunden, aber der lange, aufgeschichtete Staudamm und die gefällte Kiefer waren sehenswert. Eine Weile haben wir überlegt: Wie macht das der Biber beim Fällen des Stammes, dass dieser ihm nicht auf den Kopf fällt?
Zurück ging es auf der zerfahrenen Piste schneller, weil uns zu Hause in der warmen Stube Kaffee und Kuchen (Frankfurter Kranz) erwarteten.