Schöner Nachmittagsspaziergang in Rüdesheim mit Verlust
In Rüdesheim legte die "Antonia" gegen Mittag an. Am Nachmittag gingen wir beide an Land, weil wir die bekannte Stadt des Rebsaftes und der guten Weine zu Fuß erkunden wollten. Wir spazierten auf der Uferpromenade entlang. Ich hatte mir meinen Walking-Stock mitgenommen als Stütze, falls es bergauf gehen sollte. Frank hatte schon einmal die Stadt mit Freunden besucht. Sie sind auch zur "Germania" hoch gefahren - eine Großplastik aus Kaisers Zeiten - die ich nur vom Schiff auf der Rückfahrt gesehen habe. Also - er kannte sich schon etwas aus. "Das Bekannteste von Rüdesheim ist die Drosselgasse. die müssen wir unbedingt sehen", meinte er zu mir. Mehrere Gassen, die von der Uferpromenade abgehen, haben Vogelnamen. Erst die Dritte hatte den Namen der Drossel. Und da hineinzuschauen war eine Augenweide (Bild 5 bis 7). Dor lagen mehrere feine Weinstuben und Restaurants, geschmückte Häuser und Giebel.
Ich wollte sofort Fotos schießen. Zu diesem Zweck stellte ich meine kleine Tasche auf ein Fensterbrett am ersten Haus rechts, um meine Kamera aus der Tasche zu nehmen. Wie üblich machte ich mich daran, meinen Stock an die Wand unter dem Fensterbrett zu stellen. Flupp - weg war er. Ich jammerte: "Der Stock ist verschwunden!!" Frank, schon etwas weiter in der Gasse, kam zurück gelaufen: "Was ist los?" "Gucke mal hier! Kannst Du ihn sehen?" Wir schauten nach unten auf die Gitterroste. Der Gulli war mit Wasser gefüllt. Der Stock war nicht mehr zu sehen. Das war der Verlust, den ich immer wieder beklagte. Wir nahmen uns vor, einen Neuen zu kaufen. Die Geschäfte waren aber zu der Uhrzeit geschlossen.
Wir bewunderten die hübschen Fachwerkhäuser und wanderten zum Marktplatz. Dort lärmte es ordentlich in den Baumkronen, ein einziges schrilles Geschreie und Gepiepse. Viele Stare nisten dort. Es schien uns ratsam, uns nicht unter diese Bäume zu setzen. Plötzlich tönten Alarmsignale. Polizeiwagen und vier Feuerwehrautos rasten am Marktplatz vorbei. Was geschehen war, haben wir nicht erfahren.
Langsam wurde es Zeit zur Rückkehr zum Schiff. Auf der Uferpromenade kamen uns zwei ältere Damen entgegen, eine mit Gehstock. "Passen Sie bloß auf Ihren Stock auf. Der kann hier schnell verschwinden." Ich erzählte ihnen mein Erlebnis. Die Damen sprachen mir ihr Mitgefühl aus.
Späterhin sollte die nette Dame mehrmals auf meinen neuen Stock geachtet haben, dass ich ihn ja nicht vergaß und stehen ließ.