Eine kleine Online-Stadtführung durch Lychen vor 1945, Teil II
Wir setzen unsere Online-Stadtführung durch Lychen vor der Zerstörung fort und sammeln uns auf dem Kirchplatz vor die Nordseite der St.-Johannes-Kirche.
Unsere Stadtkirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ab 1250, im Verlaufe von 50 Jahren im gotischen Stil aus Granitsteinen erbaut. Der Landesherr als Patron des Gotteshauses rief für den Bau des Hauptschiffes Steinmetze aus dem niedersächsisch-braunschweigischem Raum nach Lychen. Die feinen Steinmetzarbeiten sind an den Torbögen des Hauptportals und des Sockels an der Außenwand gut zu erkennen. Das Chorschiff wurde erst nach 1350 von Einheimischen Handwerkern einfach und ohne Steinmetzverzierungen errichtet. Der Turm hat die typische rechteckige Grundform ostfälischer Bauweise mit repräsentativen Ziegelgliederungen. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die Kirche hatte ursprünglich zwei Kapellen, eine an der nördlichen und eine an der südlichen Chorseite. Die Nordkapelle wurde 1828 abgerissen.
Die Schmuckseite, östliche Giebelseite des Chores, enthält drei gotische Buntglasfenster und ovale Blenden im Giebel.
Sehr beeindruckend ist die Südseite der Kirche mit ihren Stützpfeilern und dem „Gottesauge“, ein mit Buntglas verziertes Rundfenster. Darunter befand sich die jetzt zugemauerte Priesterpforte.
1302 erhält der Johanniterorden das Patronatsrecht für die Lychener Kirche und ändert deren Namen nach Johannes dem Täufer. Davor trug sie den Namen der Jungfrau Maria.
Wer sich für die Innenausstattung des Gotteshauses interessiert, sollte an einer realen Stadtführung teilnehmen.
An der Durchgangsstraße vom Marktplatz zur Vogelgesangstraße befindet sich die alte Lychener Stadtschule. Sie wurde 1827 erbaut und war Schule bis 1958.
Wir laufen wieder zurück zur Hospitalstraße und blicken von unten die Straße hinauf.
Auf der rechten Seite im Eckhaus zur Lindenstraße befand sich die Fleischerei Schumacher mit Geschäft. Danach kam der Laden von Otto Jahnke (Papierwaren?), dann tiefliegender mit Stufen nach unten Schuhmacher Schröder. Es folgte das große Geschäft Wichmann mit Eiskeller und ein weiteres Geschäft mit Aufgangsstufen im Eckhaus.
An der linken Straßenseite lag an der Ecke zur Templiner Straße die Bäckerei Glück. Daran angrenzend der Friseurladen Königsberg (Königsberg hatte vorher sein Geschäft in der Stargarder Straße), dann das Haus von Fleischermeister Franz Rensch mit Hof und Schmiede und einem Verkaufsladen. Es folgten Wohnhäuser und ganz oben an der Ecke zum Kirchplatz das Hospital (ehemals Hospital St. Spiritus?), in dem alte Leute wohnten.
Von der unteren Hospitalstraße laufen wir einige Schritte nach links und kommen in die Templiner Straße,
Auf der linken Seite hatte Sattlermeister Schröder sein Haus mit Werkstatt und Geschäft. Etwas weiter auf der linken Seite befand sich die Autowerkstatt Kroll. Das Haus Templiner Str. 3, früher genannt „Nesthaus“ (nach der Fam. Nest) wurde als Wohnhaus mit Böttcherei (Faßherstellung) 1900 errichtet. Danach wahrscheinlich Wohnhäuser und angrenzend an Reste der alten Feldsteinstadtmauer die Tischlerei Schmöker.
Das Templiner Tor wurde nach 1408, nach der Anlage eines Dammes mit Wehr, aus Backsteinen errichtet und wahrscheinlich um 1800 wieder wegen Baufälligkeit abgerissen. Bilder vom Tor sind nicht vorhanden.
Vom Standpunkt am Templiner Tor schauen wir zurück in die Straße und sehen auf der linken Seite das Milchgeschäft Lieske, die Bäckerei Matthies mit Laden und hinter der Einfahrt in die Vogelgesangstraße im Eckhaus ein Restaurant mit Ausspanne.
Im Bäckerladen Matthies trinken wir erst einmal ein Käffchen bevor wir im Teil III die Oberpfuhl-Promenade entlang spazieren.
Siehe auch: https://de.wikivoyage.org/wiki/Lychener_Pinnenpfad