Der falsche Pfifferling

Veröffentlicht auf von anais

Im Wald Pilze zu suchen, ist oftmals Glücksache. Es ist so, wie im Leben. Bin ich ahnungslos und unerfahren, schwärmerisch und leicht zu verführen, lasse ich mich von Schönheit blenden, male mir sogleich die angenehmsten Dinge aus und erlebe allerdings bisweilen eine Enttäuschung. Beim falschen Pfifferling ist es wohl nicht so dramatisch. Hinter seiner Schönheit verbirgt sich nichts Arglistiges oder gar Böses. Du kannst ihn genießen, aber er schmeckt nicht so gut, wie er schön aussieht. Er ist schön, aber schmeckt nach nichts. Wie das manchmal vorkommen sollte. Der Freund des ähnlichen echten Pfifferlings wird durch seine Falschheit enttäuscht. Und dann könnte es ihm so ergangen sein:

Der falsche Pfifferling

Du stehst so fein im Sonnenlicht,
gesellt zu Deinesgleichen.
An Farbenpracht fehlt es Dir nicht.
Scheint mir ein gutes Zeichen.

Ich schau' Dich an und zweifle noch.
Ob ich Dich wirklich mag?
Bist frisch und hübsch. Ich nehm' Dich doch!
Hab' Glück an diesem Tag.

Mit Freude lade ich Dich ein:
Komm' mit zu mir nach Hause!
Zum Abendbrot bei Kerzenschein,
mit kühlem Wein statt Brause.

Erregt von aller Fantasie
denk' ich an Köstlichkeiten.
Ich werd' genießen, wie noch nie
und ahne schönste Zeiten.

Ich werde mich nur leicht beschürzen,
Dich sauber putzen und auch waschen,
Dich ölen und mit Liebe würzen
und voller Lust vernaschen.

Nach langem Marsch zu zweit daheim,
schau' ich in den Korb hinein.
Die Schönheit hat sich rot verfärbt.
Sieht dürre aus und wie gegerbt.

Ich halt's ans Licht, das trockne Ding:
Du bist ein falscher Pfifferling!

Und die Moral von der Geschicht'?
Schönheit trügt. Drum trau' ihr nicht.

Veröffentlicht in Meine Gedichte

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S
<br /> Hallo Joachim!<br /> Eben habe ich gesehen, dass du nochmal bei mir reingeschaut hast und danke dir für deine lieben Grüsse. Die Blogpause wird schon noch ein wenig länger dauern.<br /> Dir scheint es ja gut zu gehen und du bist bestimmt jemand der auch die Schönheit des Herbstes geniessen wird und jetzt ist ja wohl Pilzsaison. Ich hätte ja immer Angst was giftiges zu essen, daher<br /> suche ich die Pilze doch lieber nur im Supermarkt. ;-)<br /> Liebe Grüsse stefanie :-)<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Ich wollte mal sehen, ob Du wieder satirische Geschichten verfasst hast. Aber so eine Pause ist ganz gut. Ich werde ungefähr ab dem 05. 10. eine längere Pause machen, weil an meinem PC einiges<br /> nicht in Ordnung ist. Ich lasse ihn dann von einem Experten durchchecken, und dafür braucht er wohl etwas längere Zeit.<br /> Die Pilzsaison wird wohl jetzt erst nach dem lang ersehnten Regen richtig losgehen. Mir fehlen ja noch die Steinpilze.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> Jetzt bin ich trotz der letzten Zeilen wieder etwas hungrig geworden. Wir schreiben uns morgen, wie immer, feine Verse!<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Na, dann iss mal was Feines. Es müssen nicht unbedingt Pilze sein. Mal sehen, ob ich morgen was schreibe. Habe viel draußen zu tun und dazu kommt morgen wieder der Historienstammtisch mit dem Thema<br /> "Beenz". Lach!<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> Ach, Joachim, ich lass ihn einfach stehen. Kenne ihn sowieso nicht. Wie geht's den Kastanien?<br /> Liebe Grüße von Margot<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Ja, lass' die falschen Pfifferlinge einfach stehen. Beachte sie nicht, auch wenn sie Dich noch so schön anlächeln. Lach! Die Kastanien haben wir noch nicht geerntet. Sie sind noch geschlossen. Muss<br /> mal hinfahren und Deine guten Rezepte mitnehmen.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
R
<br /> das Gedicht ist ja wieder mal genial, vor allem der letzte Satz. Mhh, ich habe so gar keine Ahnung von Pilzen und<br /> darum ist es wohl besser und gesünder für alle, wenn ich sie kaufe, lieber Gruß Regina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Der falsche Pfifferling hat ja in unserem Sprachschatz auch eine übertragende Bedeutung. Deshalb habe ich die Verse verfasst.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />