Bananenblütensalat
Seit vier Wochen öffnete die Bananenblütenknospe zögerlich ihre Blütenblätter. Winzige Fruchtansätze haben sich am Stielansatz ausgebildet. Es ist zu spät und zu kalt. Wir konnten uns auch in diesem Jahr nur an der exotischen, farbintensiven Blüte erfreuen.
Ich habe vorgestern den gelbvioletten Kolben abgeschnitten. Im Internet habe ich nach Bananenblüten-Rezepten gesucht und auch einige Vorschläge gefunden.
Nach sorgfältigem Durchlesen der Vorbereitung wurde ich etwas skeptisch, als ich zum natürlichen Geschmack kam. Er soll der Artischocke ähnlich sein. Allerdings etwas strenger, weil die Inhaltsstoffe der Blütenteile eine adstringierende Wirkung haben. Während des Schneidens mit dem Messer verfärben sich die Schnittstellen braun. Die Schneide sollte deshalb in Essigwasser getaucht oder mit Zitronensaft bestrichen werden. Man könnte dann die Scheiben marinieren oder auch mit Kokosmilch anrichten.
Die äußeren Hüllblätter sind hart. Sie sind bis zu den hellen gelben abzutrennen.
Also habe ich mich gespannt an die Arbeit gemacht. Zuvor habe ich mir eine kleine Schüssel mit verdünntem Essig zur Seite gestellt und los ging die Schneiderei. Die anfangs weißen Scheibenoberflächen färbten sich trotz der Säure braun. Ich probierte einen Streifen roh, und mir zog sich etwas der Mund zusammen - so, als hätte man grüne Schlehbeeren probiert.
Ich ließ mich dadurch nicht beirren und machte weiter. Die weichen Staubgefäße sollte ich nach Rezept auch nutzen. Diese schmeckten im rohen Zustand bitter. Ich träufelte den Saft einer halben Zitrone auf Scheiben und Staubblätter und tat braunen Rohrohrzucker sowie etwas Salz drauf. Das konnte nichts verderben, denn braun waren die Scheiben schon sowieso. Ich probierte wieder einen kleinen Bissen: Zu hart.
Schließlich kam mir die Idee, alles in Kokosöl leicht anzubraten. Das tat ich mit sparsamer Zugabe der wertvollen, weißen Ölmasse. Es zeitigte Wirkung. Die Scheiben wurden weich. Mit Zitrone und Zucker schmeckten sie passabel.
Schließlich machte ich den Salatteller zurecht mit Tomatenstücken und Blättern von Salatherzen.
In die Mitte platzierte ich die Bananenblütenscheiben und die frittierten Staubgefäße.
Zu Beginn des Abendessens nahm ich mir zuerst den Teller vor:
Ein nicht alltäglicher Schmaus. Am besten haben meine Tomatenstückchen geschmeckt.
Vielleicht habe ich zu wenig südostasiatische Kochkenntnisse und mangelndes Fingerspitzengefühl. Wer weiß?
Ich werde mich im kommenden Jahr nur an dem Anblick der einmalig schönen Blüten erfreuen.
Ich wünsche allen meinen Freunden und Besuchern einen kulinarisch einwandfreien Sonntag.