Bilder rahmen unter Stress
Gestern machte ich mich daran, einige meiner Acrylbilder einzurahmen. Dazu hatte ich mir über's Internet sechs bronzefarbene Rahmen mit Acryl-Kunstglas schicken lassen. Der Preis schien mir günstig. 72 Euro habe ich an die Firma ALUTECH zu zahlen.
Als das Paket eintraf, freute ich mich sehr. Kam es doch rechtzeitig, denn das Lychener "Haus Vogelsang" vom Ökostadtverein e. V. Berlin wird am 12. März die neue Saison mit einem Hoffest eröffnen. Dazu schlug man mir vor, einige Bilder aus meiner Freizeitmalerei im Hofcafé auszustellen. Ich sagte zu, um einfach einmal zu sehen, welche Meinung die Leute zu den kleinen Arbeiten haben.
Also machte ich mich ans Werk, öffnete das große Paket und nahm die gut verpackten Rahmen heraus. Jede Menge dick genoppe Kunststofffolie beließ ich im Karton. Jeder Rahmen war mit dünner, durchsichtiger Folie zugeschweißt. Ich entfernte sie mit der Schere, und der Plastehaufen wurde immer größer. Nun untersuchte ich die Befestigungstechnik. Acht Klammern waren dazu an jedem Bildrücken angebracht. Die knippste ich erst einmal raus, nahm die hintere Deckpappe und das Firmeneinlageblatt ab und wählte das erste Bild von mir zum Rahmen aus. Vorsichtig legte ich es auf das Acryl-Kunstglas und die Deckpappe obendrauf. Ich machte die acht Halterungen fest, drehte das fertige Bild herum und starrte wie gebannt auf die Vorderseite! "Das kann doch nicht wahr sein," sagte ich entsetzt zu mir. "Das Acrylglas hat Kratzer!" Dann schaute ich mir die übrigen Bilderrahmen an. "Ist denn so etwas möglich", rief ich, obwohl ich allein war. "Alle Kunstgläser haben Kratzer! Was mache ich da bloß?"
Da kam mir die genial-praktische Idee, die einzelnen Bilder so auszusuchen und einzulegen, dass die Kratzer auf hellen Malflächen nicht so sehr zu sehen wären. Irgendwie aber waren sie immer wieder sichtbar, schon durch den seitlichen Lichteinfall. Ich war enttäuscht.
Gerade in dem Augenblick schaute meine Mitbewohnerin herein. "Gucken Sie doch mal! Kann man das so lassen," rief ich ihr zu. "Na", meinte sie sofort, "da würde ich von der Firma aber einen Preisnachlass verlangen. Wie können sie so etwas versenden!" "Ja," entschloss ich mich, "das werde ich nachher gleich telefonisch absprechen. Zeit haben wir nicht mehr, um sie zurück zu schicken und neue kommen zu lassen." Also fand ich mich schweren Herzens und etwas missmutig mit der Situation ab. Ich begann aufzuräumen, nahm den großen Karton und wollte ihn hinaustragen. Da sah ich noch einen weißen Zettel zwischen der Plastefolie schimmern. Den nahm ich heraus und las ihn. Stand doch da geschrieben:
"Vor der Erstbenutzung der Rahmen ziehen Sie zuvor die Schutzfolien beiderseitig vom Acrylglas ab!"
"Na so etwas! Bin ich doch ein Trottel!" Gleich nahm ich das erstbeste Bild wieder heraus. Und wirklich! auf beiden Seiten klebte hauchdünne Folie. Sofort löste ich sie und schau an: Das Acrylglas war einwandfrei und ohne Kratzer! So wiederholte ich die ganze Prozedur, aber mit spürbar besserer Laune. Alle Bilder sehen nun gut aus. Was hätte ich mich doch blamiert, wenn ich bei der Lieferfirma eine Reklamation versucht hätte!
Deshalb wieder einmal die Lehre: Tue alles in Ruhe und mit Bedacht!