Bootsfahrt über den Wurlsee
Der Wurlsee vom nördlichen Ufer aus gesehen mit Blick auf das Lindenwerder.
Angeregt von den schönen Bildern unter Wasser im Krüselin- und im Platkowsee erhoffte ich mir am Sonnabendnachmittag ähnliche Erlebnisse im Wurlsee.
Seit jeher gilt hier der Wurlsee als der klarste, denn er erreicht Tiefen bis zu 30 Metern. Ich erinnerte mich an Jahre, die weit zurückliegen. Damals konnte man bereits gleich am Anfang des Sees, nach der Fahrt durch die Wurlflut, im hellen, durchsichtigen Wasser am Grunde viele Krebsscheren sehen. Wie ein Meer von Bromelien aus tropischen Welten erschienen sie mir. Mit diesen, vielleicht über 50 Jahre alten Vorstellungen ruderte ich mit dem Boot los durch den Stadtsee, Köppens Bach entlang, über den Nesselpfuhl, durch die Wurlflut bis zum Anfang des smaragdgrün schimmernden Wurls. Mehrmals ließ ich Kanuten und Paddler an mir vorbeiziehen, denn sie waren schneller als ich mit meinem Blechboot.
Als ich auf die freie Wasserfläche gelangt war, hielt ich inne und schaute ins Wasser. Nichts war zu sehen. Ich konnte nicht bis zum Grund gucken. Von Krebsscheren keine Spur. Fazit: Sie waren nicht mehr da. Ich ließ mich nicht entmutigen und lenkte das Boot hinüber zum Lindenwerder in der Hoffnung, dort am Rande des Schilfgürtels mehr Unterwasservegetation zu finden. Bootshaus und Seehotel Lindenhof ließ ich seitlich liegen und machte das Boot unter den Erlen fest
Blick auf den Schilfgürtel und auf das alte Bootshaus am Lindenwerder.
Ich zog mir die Wasserschuhe an, setzte Taucherbrille mit Schnorchel auf und befestigte die Kamera an meinem rechten Handgelenk. Ich watete durch das seichte Wasser. Als es tiefer wurde, suchte ich unter Wasser nach Gewächsen. Das wiederholte ich immer wieder auf einer längeren Strecke an dem südwestlichen Ufer. Ich entdeckte weder Schlingkraut noch Krebsschere. Einfach nichts. Nur algenbewachsene Zweige.
"Nun gut", dachte ich, "hier an diesem Ufer liegt das Wasser im Schatten. Besser ich versuche es an der gegenüberliegenden, sonnenbeschienenen Seite."
Eine Weile dauerte es schon, bis ich den See überquert hatte, denn er ist dort sehr breit. Zum Glück herrschte fast Windstille. Das machte das Rudern leichter.
Das nördliche Ufer ist mit reichlich Schilf bewachsen. Ich schob das Boot in das Dickicht hinein., damit es sich nicht selbständig machen konnte und nicht abtrieb.
Unverdrossen und immer noch voller Hoffnung stieg ich wieder ins Wasser und schnorchelte, immer die Kamera vorneweg gehalten. Das gleich düstere Schauspiel bot sich mir. Nur tote Äste im grün leuchtenden Wasser. Ich stieg wieder ins Boot und registrierte in Gedanken: "Im Wurlsee gibt es heute keine Unterwasserpflanzen mehr. Selbst auf der Oberfläche sind kaum Seerosenblätter zu sehen. Ein paar spärliche Exemplare schwammen vor der Halbinsel Lindenwerder."
Weshalb das so ist? Keiner soll mich fragen, denn ich weiß es nicht.
Mittlerweile war es nach 18.00 Uhr, also Zeit, um nach Hause zurückzufahren. Plötzlich glitzerte es in der Bucht unter der Erle. Zuerst dachte ich, es wären Samenflocken. Als ich mich näherte, schoss dort ein Schwarm Wasserläufer blitzschnell hin und her. Wenigstens eine Überraschung, denn die Wasserschneider, wie wir hier sagen, mag ich seit meiner Kindheit.
Ich ruderte schneller, um zügig zurückzukommen. Schaute aber immer wieder, ob sich Schligpflanzen auf dem Wasserspiegel zeigten. Jedoch vergebens.
Der Wurlsee, sagenumwoben, ist landschaftlich faszinierend. Aber zum Schnorcheln? Ich weiß nicht so recht. vielleicht einfach nur zum Spaß.
Meine letzten Blicke streiften über das Wasser am frühen Abend. Als ich mir zu Hause das Bild anschaute, sah ich den großen blassweißen Punkt am Himmel. Nichts Außerirdisches sondern nur ein eingetrockneter Wassertropfen auf der Linse.
Wieder in der Wurlflut angelangt, trieb mich der Hunger schnell zurück an den Abendbrottisch.