Ein seltener Fund
Kornblumenröhrling (Gyroporus cyanscens).
Meine nachmittagliche Radtour durch die Hohenlychener Buchheide führte mich bis zum Nordufer des stillen Platkowsees. Ich radelte über die kleine Holzbrücke, die das Gewässer mit dem Zenssee verbindet und bog gleich rechts in den Mischwald am sonnigen Ufer ein. Nur wenige Meter weiter, im braunen Buchenlaub schauten weiße Köpfchen heraus. Aha, dachte ich bei mir, das ist wohl wieder der Giftchampignon, der chromgelb anläuft, wenn man ein Stückchen von seinem Hut abbricht. Also machte ich sogleich die Probe. Er blieb aber weiß. Oho! Ich schnupperte an der Bruchstelle. Er duftete nach Anis! Es war der wohlschmeckende Anischampignon, von dem ich mir die besten Exemplare mitnahm.
Die Absicht meiner Radwanderung war allerdings eine andere. Ich wusste aus früheren Jahren. dass an den steilen Ufern des Platkows der seltene Kornblumenröhrling vorkommt. Nicht in jedem Sommer ist er zu finden. Ich war neugierig, ob er wohl in diesem Sommer erschienen war. Meine Kamera hatte ich natürlich dabei. Plötzlich tauchten aus dem Dickicht zwei Radler auf. Wir grüßten us freundlich, und ich zeigte ihnen meine frischen Anischampignons. "Und wir haben schöne Steinpilze gefunden", entgegnete die Frau in wohlklingendem Sächsisch. "Und dann gab es dort auch die roten Hexenröhrlinge. Die haben wir nicht genommen. Aber ein Pilz war für uns neu. Den kannten wir noch nicht. Er war leuchtend gelb, sah aus wie ein Steinpilz und lief völlig blau an, als wir ihn anschnitten.
Kennen sie diesen Pilz?" "Natürlich", erwiderte ich. "Das ist bestimmt der Kornblumenröhrling. Ich bin gerade unterwegs, um ihn zu suchen und zu fotografieren. Haben Sie denn noch welche stehen gelassen,"fragte ich das freundliche Ehepaar. "Wir haben sie ja nicht genommen. Da stehen bestimmt noch welche", ermunterten sie mich. "Das ist aber ziemlich weit hinten, fast am Ende des Sees."
Also fuhr ich los. Über Baumwurzeln, bergauf, bergab und spähte nach den gelben Hüten aus. Zwar fand ich Steinpilze. aber den Kornblumenröhrling entdeckte ich nicht. Ich lief die Strecke ab, wo ich ihn vermutete. Nichts! Erst auf der Rücktour fand ich ihn - und doch viel weiter vorn.
Der Kornblumenröhrling ( Gyroporus cyanescens) gehört zu den Blasssporröhrlingen und kommt in sandigen Wäldern vor. Er ist essbar, hat festes, wohlschmeckendes Fleisch.
Wohlgelaunt - ich hatte ihn fotografiert, und mein Abendessen war gesichert - radelte ich durch die sonnendurchflutete Buchheide wieder nach Hause zurück.