Eine sensationelle Überraschung an meinem Einschulungstag
Im Wonnemonat Mai feiert die Lychener Pannwitz-Schule ihr hundertjähriges Bestehen. Ich erhielt eine Einladung zur Festveranstaltung am 20. 05. 2011 in der Hohenlychener Sporthalle. Weil ich dort in den 1950er Jahren die Grundschule besuchte - zu meiner Zeit hieß sie Pestalozzi-Schule - wurde ich von der Schulleitung gebeten, eine kurze Episode aus meiner Schulzeit vorzutragen. Da fiel mir mein aufregender Einschulungstag ein. Und der verlief folgendermaßen:
Am 1. September 1950 stehe ich am Tag der Einschulung zusammen mit meinen zukünftigen Mitschülern kurz vor 10.00 Uhr auf dem Hof unserer Pestalozzi-Schule. Mit Bewunderung und zugleich voller Angst und Hoffnung schaue ich auf die bunten Schultüten der Mädchen und Jungen neben mir.
Ich bin der Einzige ohne Schultüte und warte voller Spannung, dass doch noch ein Wunder geschehe.
Meine Schultüte soll nämlich eine ganz besonders Feine sein!
So jedenfalls versprach es mir meine alte Tante Heidler. Sie wollte sie als Überraschung aus Westberlin mitbringen und war dazu am Vortage zu ihren Kindern nach Gesundbrunnen gereist. Frühmorgens wollte sie mit dem ersten Zug wieder nach Lychen zurückkommen.
Ich warte und warte.
Schon stellen wir uns als Gruppe zusammen, denn der feierliche Akt beginnt.
Da! In letzter Minute kommt atemlos meine Mutter angelaufen mit der Tüte im Arm und übergibt sie mir schnell. Wie glücklich ich bin, und Freudentränen laufen mir die Wangen runter.
Kein Ohr habe ich für die Worte von Direktor Fliegener, denn immer wieder schaue ich auf meine riesengroße, grüngold gestreifte Schultüte, die über meinen Kopf hinausragt, voller Neugier, was da wohl alles drin sei.
Hinterher schaue ich gleich rein. Oh! Tante Heidler hat es gut gemeint mit ihrem Bübchen: Feinste Schokolade, Bonbons und Pralinen! Und oben drauf eine gelbgrüne, gebogene Gurke. „Weshalb haben die mir denn da eine Gurke reingelegt? Die haben wir doch selber im Garten!“
„Das ist aber eine komische Gurke, denke ich bei mir und beiße herzhaft in die Schale hinein. „Iiih! Wie widerlich!“
Und so kam ich im zarten Alter von 7 Jahren in den Genuss meiner ersten Banane aus dem Westen!