Flitzersuppe

Veröffentlicht auf von anais

Stammtischglocke-002.jpg

 

Die Süßkirschen reifen. Rot, saftig und süß hängen sie in den Zweigen. Es ist die Zeit der Kirschsuppe. Ob warm oder als Kaltschale zum Nachtisch. Sie ist bei allen beliebt und schmeckt vorzüglich. Die Art der Zubereitung variiert ja nach Geschmack. Mal wird sie pur genossen, mal kommen kleine Teig- oder Grießklößchen hinein, oder durchsichtiges Sago gibt der roten Suppe die richtige Konsistenz. Etwas Zitronenschale schafft die feine Würze.

Als ich vor wenigen Tagen von meiner lieben Jutta im Kreise netter Freunde einen Teller Kirschsuppe vorgesetzt bekam, lief mir nicht nur das Wasser im Munde zusammen, sondern Erinnerungen aus früheren Zeiten wurden wach. Dies um so mehr, als auch in Juttas süßer Speise die kleinen, schlüpfrigen Sagokügelchen durchsichtig schimmerten.

"Wie haben wir dazu immer gesagt," fragte ich in die Runde.

Stahlkünstler Uwe fand die Antwort sogleich: "Froschlaich-Suppe. Darüber haben sich Oma und Mutter immer geärgert." "Genau! So kenne ich das ebenfalls," lachte ich und die anderen mit.

"Dieses Sago gab es in der DDR-Zeit doch erst später. Nach 1945, als wir noch nicht zur Schule gingen, hatten wir so etwas nicht zu Hause," meinte ich.

"Stimmt," nickte Jutta. "Meine Mutter hat Kirschsuppe gerne mit Hefekößen serviert. Das hat auch länger vorgehalten." "Bei uns gab's Kirschsuppe auch mal mit Hefe- oder mit Grießklößen,"bekräftigte ich zustimmend. "Aber was wir Jungen besonders mochten, war etwas anderes."

Nun guckte die Runde gespannt und erwartungsvoll. "Unsere Mutter machte so etwas wie Sago vorher selber aus Kartoffelmehl," begann ich zu erzählen. "In den ersten Jahren stellten  die Frauen das Kartoffelmehl  zu Hause aus einer Menge geriebener Kartoffeln her. Die mit Wasser verdünnte Masse wurde über Nacht aufgestellt, und am nächsten Morgen hatte sich eine weiße Schicht am Boden abgesetzt. Wasser und braune Restmasse schöpfte Mutter ab. Die schneeweiße Schicht wurde getrocknet und dann zum schneeweißen Pulver zerrieben.

Mit diesem Kartoffelmehl dickte Mutter Speisen an und verwendete es sicherlich noch für andere Zwecke. In Milchsuppen z. B. und in unsere Kirschsuppe warf sie Löffelspitzen des aufgequollenen Kartoffelmehls hinein, wenn sie noch heiß waren. Sie verwandelten sich in kleine glasklare Klümpchen. Für uns waren sie das Interessanteste in der Suppe. Wollten wir sie auf den Löffel füllen, flutschten sie sofort wieder herunter und flitzten durch den vollen Teller. Das war ein Spaß!

Mutter schaute sich das nicht lange an und ermahnte uns, die Suppe wäre zum Essen und nicht zum Spielen da.

Fragte sie uns die nächsten Tage in der Kirschenzeit, was wir gerne zu Mittag essen möchten. kam promt von uns die Antwort: 'Flitzersuppe, Mama!"

Veröffentlicht in Lychener Stammtisch-Geschichten

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
X
<br /> So unterschiedlich ist das, ich habe mich immer vor Sago geekelt. Zum Glück hatte meine Mutter auch nicht viel dafür übrig.<br />
Antworten
A
<br /> <br /> Ich habe Sogo schon lange nicht mehr in meinen Speisen benutzt. Es würde auch wieder lange bei mir herumstehen. Lach!<br /> <br /> <br /> <br />
R
<br /> Kirschsuppe! Noch nie gehört! Und natürlich auch nicht gegessen. Das muss ja was Besonderes sein.<br /> <br /> <br /> Bei uns gibt es keine Kirschen dieses Jahr. Letztes Jahr gab es sie im Überfluss, scheint, jetzt machen die Bäume Pause<br /> <br /> <br /> Beste Grüße aus dem schönen Tal<br /> <br /> <br /> RE<br />
Antworten
A
<br /> <br /> Hallo RE! Kirschsuppe, Holundersuppe, Rhabarbersuppe - das sind doch alles Fruchtsuppen, die besonders kalt sehr gut an heißen Tagen schmecken. Sie sind einfach zuzubereiten. Probiert es<br /> mal!<br /> <br /> <br /> Meine besten Grüße an das anmutige Tal und seine Bewohner.<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
R
<br /> Ich kenne Kirsch und auch Fliederbeersuppe mit Mehlklößchen :-) hat meine Mama immer so gemacht, ich selbst habe noch nie weder noch gekocht, das muss ich mal nachholen, l G<br /> Regina<br />
Antworten
A
<br /> <br /> Bei meiner Freundin Jutta gibt es solche Fruchtsuppen öfter. sie schmecken immer lecker. Ich esse zu Hause lieber Kompott oder frisches Obst. Mache mal, und berichte, wie es geschmeckt<br /> hat.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
K
<br /> Hallo Joachim, ich habe schon von dieser sagenhaften Suppe gehört aber sie noch nie gemacht. Sago kenne ich aus meiner Kindheit und das mochte ich nicht essen. Ich sagte immer Froschaugensuppe<br /> dazu. Ich mußte sie auch nur einmal essen als ich in einem Erholungsheim war. Meine Mami hat so etwas schreckliches nicht gekocht. Ich selbst habe mich mit Rezepten, die Sago enthielten nie<br /> beschäftigt. Zu schaurig sind für mich die Erinnerungen. <br /> <br /> <br /> Aber die Geschmäcker sind ja verschieden und so lass Dir nicht den Appetit durch meinen Kommentar verderben. <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Katharina<br />
Antworten
A
<br /> <br /> Hallo Katharina! Das kann ich verstehen. Flitzersuppe haben wir später nicht mehr gemacht. aber Sago mit drin esse ich ganz gerne. Habe es aber nicht im Küchenschrank.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />