Heftig wie ein Gerichtsduell
Auf der Stadtverornetenversammlung am vergangenen Montag wurde im öffentlichen Teil das Projekt "Ferienhäuser im Wurlsee" durch den Eigentümer des Seehotels Lindenhof, Herrn Tänzer, in einem kurzen Bildervortrag vorgestellt. Ferienhäuser im Wurlsee? Dazu waren ca. 70 Lychener Bürger erschienen, die sich neben anderen kommunalen Fragen auch für diesen Teil der Tagesordnung interessierten.
Der Bau der zwei Ferienhäuser soll auf der Grundlage eines Erbbaupachtvertrages mit der Stadt Lychen verwirklicht werden. Herr Tänzer zeigte das zukünftige Luftbild und die Animation der Wasserhäuser, die den Anblick von Holzhäusern im nordischen Stil boten. Wenn ich die Zahlenangabe über die Ausmaße richtig verstanden habe, betragen sie für jedes Gebäude in der Grundfläche 7,50 x 8,50 Meter. Jedes Gebäude steht auf einer hölzernen Plattform, die nach meiner Nachfrage weitere 3 Meter in den Wurlsee ragen wird. Ich stellte Herrn Tänzer die Frage, weshalb er die Ferienhäuser nicht auf dem Land seines Eigentums auf Lindenwerder bauen möchte. Er begründete diese Entscheidung mit dem Hinweis, er habe um das Hotelareal einen Park im Einklang mit der natürlichen Umgebung geschaffen und möchte diesen wegen des Erholungswertes erhalten. Also bliebe als freie Fläche nur das angrenzende Gewässer. Ich habe meine Meinung kundgetan, dass ich grundsätzlich gegen jede Bebauung von Wasserflächen für Wohnzwecke sei. Schon zur DDR-Zeit wurden Uferbereiche des Wurlsees (Rehberge) mit Urlaubersiedlungen von Betrieben zugebaut und die natürliche Beschaffenheit dieser einmaligen Landschaft verschandelt. Gleiches ist an den Ufern des Großen Lychensees geschehen. Die Seen mit ihren Ufern haben damit an Stille und Schönheit verloren. Ich forderte von unserer Stadtverwaltung und den Abgeordneten, mehr Achtung vor Wasser und Wald zu haben. Solche Bereiche sollten für Bebauungen tabu sein und bleiben.
Es entbrannte kurz darauf ein heftiges Wortgefecht zwischen dem Lychener Rechtsanwalt, der das Rundschreiben an uns Bürger verfasst hatte, und Herrn Tänzer. Die Stadtverordnetenversammlung ähnelte dem Schauplatz einer Gerichtsverhandlung, teilweise auch mit unsachlichen Äußerungen.
Nach diesem Duell war uns Bürgern eigentlich immer noch nicht klar, auf welcher Grundlage Herr Tänzer sein Projekt entwickeln und als Bauantrag stellen konnte. Immerhin liegt der Wurlsee im Naturschutz- und Vogelschutzgebiet. So wie ich vertanden habe, wurde schon Monate zuvor ein Flächennutzungsplan für das kommunale Gebiet des Wurlsees von den Stadtverordneten verabschiedet. Dem soll auch die SPD-Fraktion zugestimmt haben, die sich aber jetzt durch Herrn Ruhnau vehement gegen die Ferienhäuser ausgesprochen hat. Herrn Ruhnaus Argumentation entsprach auch meinen Auffassungen und und denen vieler anderer. Das bezeugte der Beifall.
Fakt ist wohl, was man aus den Fragen und nicht immer klaren Antworten entnehmen konnte: Das Lychener Bauordnungsamt muss Herrn Tänzers Bauantrag stattgegeben haben. Untere Naturschutz- und Untere Wasserbehörde des Landkreises Uckermark haben das Projekt, so wie es ist, als rechtswidrig eingeschätzt und Auflagen erteilt.
Nach Aussage meiner Sitznachbarin, einer Jounalistin, liegt der Antrag noch zur Prüfung bei übergeordneten Behörden. Eindeutige Aussagen vom Bürgermeister und der Stadtverwaltung gab es dazu nicht. Jedenfalls habe ich so etwas nicht in Erinnerung.
Ich muss hier noch einmal eindeutig feststellen, dass in der ganzen Geschichte Lychens noch kein Investor gewagt hat, feste Gebäude zu Wohnzwecken auf Wasserflächen der Seen zu errichten.
Das ist neu und entspricht wohl ganz dem Money-Maker-Zeitgeist dieser Gesellschft.