Kalbfleischpilze mit Kartoffelpüree
Bevor wir am Silvesterabend Pfannkuchen, gefüllt mit Pflaumenmus, essen, vielleicht auch Bockwurst mit Kartoffelsalat und geistige Getränke genießen, sollten wir bedenken, zur Mittagszeit etwas Sanfteres für den Magen zu uns zu nehmen.
Ich habe mich an frühere Zeiten erinnert, als Mutter Quetschkartoffeln und gebratenes Bauchfleisch machte. Die Soße kam in die Mitte des Kartoffelpürees. Das ließ sich fein essen.
Deshalb habe ich seit langem wieder einmal Quetschkartoffeln, gewählt und dazu Kalbfleischpilze, wie die Austernseitlinge auch genannt werden, gebraten. Die Quetschkartoffeln habe ich aus gekochten Salzkartoffeln mit etwas Milch zubereitet. Hinterher habe ich erfahren, man sollte etwas Muskatnuss und Butter hinzugeben. Die eingefrorenen Austernseitlinge habe ich aufgetaut, etwas ausgedrückt und in schmale Streifen geschnitten. Mit geschnittener Zwiebel, viel Knoblauch und Schinkenwürfel, Salz und Pfeffer habe ich sie in Bio-Rapsöl so lange braten lassen, bis sie etwas gebräunt und knusprig wurden. Die Soße habe ich mit saurer Sahne verfeinert.
Nun konnte ich das Mittagsgericht in althergebrachter Weise anrichten: in der Mitte einen Quetschkartoffelvulkan mit einem heißen, pikanten Soßensee und drumrum die Lavabrocken in Form der Kalbfleischpilze. Ein paar geschnittene Tomaten gaben der kulinarischen Vulkanlandschaft Farbe. Es hat vorzüglich geschmeckt.
Geistiger Quetschkartoffel-Erguss
Nach dem Essen habe ich über die Quetschkartoffeln nachgedacht. Nun, bei uns in der Familie, heißen sie
so. Aber auch nicht bei jedem. Ich muss mal meine liebe Jutta fragen, welche Namen sie kennt. Meine Neffen und Nichten haben in Familien von weither eingeheiratet. Wer weiß, wie sie zu meinen Quetschkartoffeln sagen würden.
In einem angeregten Disput kämen vielleicht solche Gedanken zutage:Weil Mutter die vielen Salzkartoffeln - wenn ich mich recht erinnere - mit der hölzernen Reibekeule zerkleinert hat, könnten sie gleichwohl Reibekartoffeln genannt werden. Wir zerstampfen die Kartoffeln mit dem Kartoffelstampfer. Somit besteht die Berechtigung, sie als Stampfkartoffeln zu bezeichnen. Da fällt mit auf, dass ich sie ebenfalls Stampfkartoffeln nennen sollte. Weshalb aber Quetschkartoffeln? Wahrscheinlich rührt es daher, dass Mutter die Kartoffeln mit der Reibekeule zerquetscht hat. Dann sollte die Keule aber Quetschkeule heißen. Nicht wahr?
Irgendwo habe ich das Wort Kartoffelmus gehört. Na, dass könnte gefährlich werden. Weil Mus doch aus Früchten hergestellt wird und nicht aus Knollen. Es sei denn, die feinen Knollen werden in solchen Gegenden Erdäpfel genannt. Aber dann sind sie noch lange keine Früchte den Äpfeln gleich. Natürlich! Die Kartoffeln tragen auch Früchte, grüne Beeren. Vielleicht sollte davon das Kartoffelmus gemacht worden sein. Das kann ich mir kaum vorstellen, weil diese Namensüberlieferer sehr schnell ausgestorben wären mit Mann und Maus. Also, das machen wir lieber nicht.
Ach, da sehe ich die Überschrift des Artikels: Kartoffelpüree. Püriert Ihr die gekochten Kartoffeln mit dem Pürierstab? Wie macht Ihr das, wenn viele hungrige Münder am Mittagstisch sitzen?
Immer wieder neue Fragen. Das Thema scheint auszuufern. Ziehen wir in unsere Überlegungen noch mit ein, wie unterschiedlich die Knollen in deutschen Landen genannt werden, was wird dann aus den Quetschkartoffeln?
Im Plattdeutschen, zumindest bei den älteren Zeitgenossen hier, heißen sie Tüften - also Quetschtüften... Um den geistigen Tüfteneskapaden ein Ende zu setzen, bleibe ich bei dem, was hier gesagt ist. Es sei denn, Ihr lieben Leser, habt zu den Quetschkartoffeln etwas hinzu zu fügen. Bitte sehr!
Allen meinen Freunden und Besuchern wünsche ich einen stampf-, reibe und quetschfreien, glatten und fröhlichen Rutsch in das neue Jahr!
Aber wie der Kartoffelbrei von richtigen Kennern zubereitet wird, lest Ihr in den Kommentaren von Katharina link , Xammi link , und Reinhold link . Schaut auch bitte auf ihre interessanten Blogs!