Krause Glucke nach der Wahl
Krause Glucke (Sparassis crispa).
Wer da denkt, mit der Krausen Glucke sei die alte, neue Bundeskanzlerin gemeint, der irrt. Ich meine damit wirklich den abgebildeten, schmackhaften Wildpilz. Aber irgendwie hat mich der spannende Wahlsonntag dazu gebracht, heute, am Montag, wieder frische Luft in den Lychener Wäldern zu atmen. Ich habe mich aufs Fahrrad gesetzt und bin in die Hohenlychener Buchheide gefahren mit der Absicht, Pilze zu finden.
Während der zwei Stunden in freier Natur gingen mir Verlauf und Ergebnis der Bundestagswahl noch einmal durch den Kopf. Nachdem ich frühmorgens in unsere Tageszeitung "Uckermark Kurier" geschaut hatte, um zu sehen, was die Leute in unserem Landkreis gewählt hatten, wurde mir bestätigt, die Masse der Wähler entscheidet nach dem Eindruck, den die Spitzenkandidaten auf sie machen. Der Uckermärker "CDU-Mann Jens Koeppen macht wirklich Nägel mit Koeppen" titelt das Blatt auf der Regionalseite. Und schaut man ihn auf Fotos an, so strahlt der Mann Charisma aus. So erhielt die CDU mit Jens Koeppen 38,9 Prozent der Erststimmen. Sabina Stüber von der Linken bekam 26,1 Prozent und belegte den zweiten Platz. Ich habe sie auf einer Veranstaltung persönlich kennengelernt. Sie ist eine Kämpferin, aufrichtig und ehrlich. aber weniger fotogen. Mit Stefan Zierke kam die SPD auf den dritten Platz. Offenbar, so meinten selbst die SPD-Wähler, habe der auf Kanzlerin Merkel zugeschnittene Wahlkampf mehr gezogen, als der sachorientierte ihrer Partei.
So scheint für mich offensichtlich, dass der größte Teil der Deutschen sich wenig mit den Ergebnissen vergangener Politik auseinandersetzt. Innenpolitisch hat die schwarzgelbe Koalition nichts aus ihrer ablaufenden Legislaturperiode aufzuweisen, was dem Wohlstand und der sozialen Sicherheit des Volkes dient. Angela Merkel hat so gut wie ausschließlich Außenpolitik gemacht. Innenpolitisch sind ihre Ergebnisse unbefriedigend. Ihre politische Heimat ist und bleibt die EU, in der nationale Parlamente immer weniger zu entscheiden haben. Über die Köpfe der Völker hinweg wird diktiert. Ihre angestrebte Freihandelszone mit Washington wird Europa in stärkere wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von den USA bringen. Da kommt schon die Frage auf: Wird Europa eines Tages ein Anhängsel der USA? Viel Gutes scheint mir von dort nicht zu erwarten sein, weder für die Umweltpolitik und Ernährungswirtschaft, noch für das Sozialwesen, die Arbeitswelt und die Finanzpolitik. Ganz abgesehen von der Rolle der USA als Weltgendarm, was sie tagtäglich immer wieder beweisen.
Vom "kleinen Mann" auf der Straße, jetzt immer wieder in Interviews befragt, ist aber oft zu hören: Angela Merkel stehe für ein starkes Deutschland. Der "kleine Mann" macht sich jedoch keine Gedanken darüber, wie lange noch. Und somit ist das Wahlergebnis in der Tat sein Wahlergebnis.
Sollte eine schwarzrote Koalition zustande kommen, wird die SPD wohl einiges tun müssen, um ihre vollmundigen, markanten Wahlversprechungen vor dem Volk einzulösen.
Und wieder setze ich auf die Linke im Deutschen Bundestag als einzige Oppositionspartei, die dort versteht, Tacheles zu reden.
Mit diesen Gedanken beschäftigt, hatte ich meine große Krause Glucke gefunden und noch mehr: Pfifferlinge und Reifpilze. Zufrieden mit meinem Pilzfund dankte ich Mutter Natur und wünschte ihr, dass sie noch lange so fruchtbar sein möge wie jetzt.