"Liba Fata",

Veröffentlicht auf von anais

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...las kürzlich der junge Lychener Vater Henryk Wichmann in der Anrede, als er den kleinen Brief in der Hand hielt, den ihm seine Tochter liebevoll geschrieben hatte. Weil ich ihn persönlich kenne, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie er geguckt haben muss. Baff wird er gewesen sein, sprachlos im ersten Augenblick, denn sowas hätte er sicherlich nicht erwartet.

Das Brieflein hat die Tochter so geschrieben, weil sie in der Hohenlychener Pannwitz-Grundschule am Unterrichtsfach "Lautgerechtes Schreiben" teilnimmt. Enttäuscht über den Unterricht und entrüstet über die anormale "Schreibart" des Mädchens machte sich Henry Wichmann auf den Weg zur Schule. Er bat um ein Gespräch mit der Schulleiterin und machte seinem Ärger Luft, indem er kritische Fragen zur Unterrichtsmethode des lautgerechten Schreibens stellte. Immerhin ist das Ergebnis dieser seltsamen Methode, dass Kinder deutliche Rechtschreibschwächen zeigen.

Die Schulleiterin blockte alle weiteren Gesprächsversuche ab. Der Vater erhielt Hausverbot. Wie er selber der Tageszeitung "Uckermark Kurier" berichtete, wurde ihm das Verbot sogar schriftlich nach Hause gebracht.

Ich vermute, dass dieser Vorfall bisher einmalig ist in der über 100jährigen Geschichte dieser Bildungsstätte, in der ich einstmals bei der alten Lehrerin Fräulein Stellbaum die Grundlagen für eine ordentliche Rechtschreibung lernte - und zwar auf der Schiefertafel.

Henryk Wichmann, entschlossen und resolut wie er nun mal ist, schaltete das Potsdamer Bildungsministerium ein. Das tat er wohl weniger in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter der CDU als vielmehr in seiner Eigenschaft des besorgten Vaters. Er hatte Erfolg: Nach vier Stunden war das Hausverbot wieder aufgehoben. Im Bildungsministerium soll man überrascht gewesen sein, weil Hausverbot nur dann ausgesprochen wird, wenn im Extremfall akute Gefahr im Verzug ist.

Am darauffolgenden Tag fand eine Elternversammlung statt, auf der sehr kontrovers über diese umstrittene Lehrmethode diskutiert wurde.

Henryk Wichmann wird in seiner Kritik am "Lautgerechten Schreiben" nicht nachlassen. Er kann sich auf Experten berufen. So fordert die "Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben" das Verbot dieser Lehrmethode.

Unterstützt wird er auch von anderen Bildungspolitikern.

Die Pannwitz-Grundschule in Hohenlychen ist eine von acht Schulen im Land Brandenburg, wo das "Lautgerechte Schreiben" angewandt wird. Alle anderen unterrichten mit der bewährten Fibel.

Als ich diese Information in der Zeitung las, fragte ich mich, was den Kindern da angetan wird. Jeder normal denkende Mensch versucht doch, so geradlinig wie möglich zu höherer Erkenntnis zu gelangen. Jeder bemüht sich, keine Energie zu verschwenden für Dinge, die hinterher verworfen werden. Beim "Lautgerechten Schreiben" müssen die Schüler Energie für Unsinn verschwenden. Und die Chefin bleibt hart. Muss sie wohl, denn die Order kommt vom Amt.

Wer sich allerdings als Pädagoge solche abwegigen Methoden ausdenkt und dann auch noch die Möglichkeit erhält, sie an Kindern auszuprobieren, der sorgt schon vorab dafür, dass Deutschland bei der nächsten Pisa-Studie wieder nicht als Leuchte dasteht.

Was bin ich froh, dass ich Schüler in einer DDR-Schule war. Main liba fata!

 

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Die Pannwitz-Grundschule in Hohenlychen.

 

Abschließende Bemerkung zu diesem Artikel:

Zu diesem Ereignis und zu meiner Darstellung sind mir sehr unterschiedliche Auffassungen dargelegt worden. Junge Lychener Eltern unterstützen diese Lehrmethode, weil die Kinder unbedarft und ohne  zwingende Regeln mit Freude ihre eigenen Geschichtchen aufschreiben, ihre Gedanken ungezwungen zu Papier bringen und dadurch Freude am Schreiben bekommen. Die Methode heißt "Lesen durch Schreiben". Danach werden die Schüler mit der Orthografie vertraut gemacht. Es wird auch von solchen Eltern gewünscht, dass diese nervenaufreibende Debatte in der Öffentlichkeit beendet wird, damit die Lehrer in Ruhe ihre Aufgaben erfüllen können.

Ich akzeptiere diese Auffassung und möchte, dass diese Episode lediglich als außergewöhnliches Ereignis in den "Lychener Stammtischgeschichten" festgehalten ist.

Veröffentlicht in Lychener Stammtisch-Geschichten

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A
<br /> Guten Morgen Joachim<br /> <br /> <br /> Ich schließe mich Kathy an, und schimpfe über die neue Rechtschreibung. Es wurde verändert, weil die immer dümmer werdenen Menschen nicht mehr Portemonai zB schreiben können. Sie sind ebenfalls<br /> zu Blöde um auf Geldbörse zu kommen^^<br /> <br /> <br /> Viele Sachen, die nun neu geschrieben werden, sehen einfach seltsam aus.<br /> <br /> <br /> lg Uli<br />
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A
<br /> <br /> Hallo Uli,<br /> <br /> <br /> ich habe die neue Rechtschreibung gar nicht genau durchstudiert. Ich schreibe so wie früher, berücksichtige die unterschiedliche Schreibweise be S-Lauten und mehr nicht. Da wurde mal wieder viel<br /> Geld ausgegeben ohne Sinn und Verstand - wie so oft in diesem Land.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
K
<br /> Hallo Joachim,<br /> <br /> <br /> es ist unglaublich, was in diesem Land alles gemacht wird. Sie wollen die Kinder noch mehr verblöden als schon bisher. Wer das zulässt, der gehört vor ein Gericht und sollte sofort seinen Status<br /> als Beamter verlieren, dazu seine Pension.<br /> <br /> <br /> Wir hatten früher ein gutes Bildungssystem in der BRD. Damals waren Hauptschüler besser ausgebildet als heute Abiturienten. Natürlich gab es schon damals Ausnahmen. Manche lernen es eben nie.<br /> <br /> <br /> Die Rechtschreibreform war schon der Hammer und ich halte mich nicht daran. Ich finde es unsinnig und bleibe bei dem, was ich gelernt habe. Viele Tageszeitungen haben diese Rechtschreibreform<br /> nicht übernommen.<br /> <br /> <br /> Da kann man wirklich nur sagen: "Deutschland schafft sich ab!"<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Katharina<br /> <br /> <br />  <br />
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A
<br /> <br /> allo Katharina,<br /> <br /> <br /> allein schon der gesunde Menschenverstand und die Lebenserfahrung sagen uns, dass hier mit den Kindern Schindluder getrieben wird. Mit Recht hat sich der Vater entrüstet. Aber was wunder, wenn es<br /> der Obrigkeit einfällt, wird es diktatorisch durchgezogen. Wo ist da Demokratie im Bildungswesen?<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
H
<br /> Hallo Joachim,<br /> <br /> <br /> ich habe meine Tochter während ihrer gesamten Schulzeit beigestanden, ihr bei den Hausaufgaben und beim Üben geholfen. Dazu mußte ich vieles erst lernen, bevor ich es ihr dann wieder übermitteln<br /> konnte. Mein Fazit aus all dem:<br /> <br /> <br /> Die Schule vermittelt kein Wissen sondern baut hohe Mauern um das Wissen herum. Nur wenige Schüler können diese Mauern überwinden, die anderen bleiben auf der Strecke.<br /> <br /> <br /> Aber eines muß ich zugeben: So ein Irrsinn wie dieses lautgerechte Schreiben ist mir noch nicht untergekommen.<br /> <br /> <br /> Allerdings muss ich gleich sagen das es mich nicht wundert. Denn in diesen deutschen Landen wundert mich nichts mehr.<br /> <br /> <br /> L. G., Hans (Cebulon)<br />
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A
<br /> <br /> Hallo Hans,<br /> <br /> <br /> es ist wirklich so, dass heute hier in Deutschland viele uneffektive Projekte durchgezogen werden. Wer Einfluss hat, setzt seinen Kopf durch. Hier im Fall des lautgerechten Schreibens sind die<br /> Kinder Versuchsobjekte für eine irrsinnige Idee. Ich finde, sie werden missbraucht. Wir können solche eltern nur unterstützen, die sich dagegen wehren und einen sinnvollen Unterricht<br /> verlangen.<br /> <br /> <br /> Herzl Gruß<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />