Maulwurfshügel und Samtfußrüblinge
Blick über den Wurlsee zur Halbinsel Lindenwerder. Fotos: J. Hantke.
Ausschau nach ersten Frühlingsboten in der freien Natur wollte ich gestern nachmittag halten. Im Garten zeigen bereits Schneeglöckchen und Winterlinge ihre zarten weißen und gelben Knospen.
Ich bin zum Wurlsee geradelt. Vorher habe ich noch die DVD "Good Foot - Bad Food" in meine Tasche gepackt, weil eine gute Bekannte in Retzow diesen Film über die heutige, weltweite Landwirtschaftsproduktion und -politik Kindern in der Schule zeigen möchte.
Meine Tour führte mich wieder durch den Ortsteil Wurlgrund. Am Rande erblickte ich auf der weiten Wiese vor dem Kiefernwäldchen eine Menge dunkler Maulwurfshügel. Das war für mich das deutliche Zeichen, dass es mit dem Frühling nicht mehr lange dauern kann. Sagt doch die Bauernregel, ist der Maulwurf schon im Februar aktiv und wirft seine Häufchen auf, sucht er sich die Regenwürmer unter der Erdoberfläche. Und sind die Regenwürmer aktiv, stellt sich kein starker Frost mehr ein. Wir werden mal dem Instinkt der Regenwürmer Glauben schenken. Regt sich Leben im Boden, so regt es sich auch bald wieder über dem Boden.
Blühende Haselnusssträucher und Weidenkätzchen habe ich allerdings noch nicht gesehen.
Am Radwanderweg zwischen Retzow und Rutenberg fiel mir die vielstämmige Kiefer auf. Wild ist sie aufgewachsen. Wahrscheinlich wurde ihr Haupttrieb als Sämling abgeknickt, und es haben sich Seitentriebe zu Stämmen entwickelt.
Aus dem kahlen Robiniengebüsch leuchtete mir ein gelbes Büschel entgegen. "Du musst doch wirklich eine innige Beziehung zur Pilzwelt haben", dachte ich mir, als ich die Bescherung sah. "Oder die Pilze mögen mich so sehr, dass sie sich auch dann, wenn ich nicht an sie denke, in Positur bringen". Ich habe mich gefreut und sogleich unserer Mutter Erde für dieses Geschenk gedankt. Samtfußrüblinge hat sie mir beschert. Und ich wusste schon, damit werde ich mir ein Pilzomelett backen.
Am Horizont tauchten mittlerweile die Baumreihen an der Strelitzer Landstraße im Hintergrund auf. Mehr als die Hälfte der Tour lagen schon hinter mir. Eineinhalb Stunden - mit kurzem Besuch in Retzow - war ich jetzt unterwegs.
Auch die Strelitzer Landstraße ist bis Lychen gut asphaltiert. Sie führt über eine lange Anhöhe erst hinauf, dann wieder hinunter. Oben angelangt, schaute ich über die Felder und sah ganz weit hinten am Horizont kaum sichtbar am Ufer des Wurlsees, der von hier aus wie ein Tümpel wirkte, die ersten hellen Häuser am Ortsrand. "40 Minuten noch, dann bist du wieder zu Hause." sagte ich mir, "und brühst dir einen kräftigen, heißen Kaffee."