Meine ersten Weihnachtsstollen

Veröffentlicht auf von anais

Stollen 2013-12-11 002

 

Ich sage es gleich vorweg: Lest dieser Geschichte nicht, denn sie ist nervenaufreibend. Vielleicht doch nicht für denjenigen, der sie liest,. aber auf alle Fälle für denjenigen, der sie erlebt hat.

 

Vor ungefähr einer Woche erreichte mich eine Mail auf meinem PC. Isabel de los Rios von der Beyond Diät sandte mir wieder ihre Empfehlungen für gesundes Abnehmen ohne zu hungern. Diesmal war es ein kurzes Rezept mit Zutaten für einen Weihnachtsstollen, der sich nicht so um die Hüften legen sollte. Sogleich keimte in mir der Gedanke, nicht nur Plätzchen in der Vorweihnachtszeit selber zu backen sondern auch mal einen Stollen.

Zutaten und Mengen waren schnell notiert. Allerdings schienen mir Dinkelmehl, Zitronat,  getrocknete Gojibeeren und Mandeln in der Menge zu wenig. Für eine Person mag das genügen, dachte ich bei mir. Aber, wenn Besuch kommt, wird der Stollen nicht ausreichen.

Vorsichtshalber schaute ich auch noch in mein altes Koch- und  Backbuch vom Verlag Die Frau aus der DDR-Zeit. Dort sah das Rezept ganz anders aus. Rosinen und Korinthen waren angegeben, auf die ich beileibe nicht verzichten wollte. Ordentlich Butter, flüssig gemacht, wurde empfohlen. Die Mengenangaben aber schienen eher für eine Bäckerei gedacht zu sein. Als ich dann die Zubereitung las, ahnte ich: Das sollte eine lange Prozedur werden.

Meine Blicke sprangen vom kleinen zum großen Rezept, hin und her und wieder zurück.

Kurz entschlossen nahm ich aus dem Diät-Vorschlag von jeder Zutat die doppelte Menge, rechnete mir die Rosinen, Mandeln und Cranberries aus. Gojibeeren hatte ich nicht. Hätte sie mir aber am Ende des Rezepts über einen Link bestellen können. Der Haken bei solchen Mail-Rezepten liegt  immer beim Commerz.

Danach rechnete ich mir die Butter aus und das Mehl. Ein Kilo Dinkelmehl der Marke „Natura“ hatte ich schon beizeiten aus Berlin mitgebracht.

Alles Süße kaufte ich bei uns im Supermarkt ein. Als es ans Bezahlen ging und die nette Kassiererin meine Ware sah, schaute sie mich fragend an. Ohne zu zögern klärte ich sie sogleich auf, dass ich Stollen backen wollte. „Ach du meine Güte,“ rief sie lachend aus, „so was mache ich nicht. Aber meine Freundin, die backt jedes Jahr vor Weihnachten zwölf Stollen auf einmal und verschenkt sie dann zum Fest.“ Alle Achtung!  Diese Worte ermunterten mich.

Froh gelaunt und guten Muts zu Hause wieder angekommen machte ich mich in der Küche an die Arbeit.

Ins Maß gab ich das Mehl, schüttete es in eine große Plastikschüssel, grub in der Mitte einen Krater, weil dort die verflüssigte Hefe hinein sollte. In handwarmer Milch löste ich die Frischhefe sorgfältig auf, gab sie in das Loch und begann zu mischen und zu mischen. Der erste Teigknetgang begann. Nach Vorschrift des großen Rezepts vom Verlag Die Frau sollte ich solange kneten, bis kein Teig mehr an den Händen haftete. Das gelang mir mit einiger Kraftanstrengung. Den Teig stellte ich an einen warmen Ort über der Heizung. Ich hätte ihn auch ins warme Bett stellen können. Aber bei nachfolgender leichter Verwirrung hätte ich mich wohlmöglich draufgelegt. Also ließ ich ihn über der Heizung stehen und ging, um die Kugel gehen zu lassen.

Inzwischen wusch ich Rosinen und Cranberries in warmem Wasser und ließ sie abtropfen. Ich war bass erstaunt, wie viele Nebenprodukte an Rosinen haften.

Alle Zutaten stellte ich mir griffbereit zurecht.

Nach einer Stunde nahm ich das Küchentuch ab und schaute auf meine Kugel. Sie hatte sich in einen aufgeblähten Ballon verwandelt.

Es sollten nun nach dem großen Rezept alle Zutaten hinzugegeben werden. So auch die beiden aufgelösten Stücke feiner Bio-Butter. Die große blaue Plastikschüssel füllte sich fast bis zum Rand. Und wieder sollte ich kneten, gab Milch mit zusätzlich aufgelöster Hefe hinzu. Der Teig wurde schön saftig. Um ihn fester zu machen, gab ich wieder und wieder Mehl hinzu, bis der Teig kaum noch an den Fingern klebte. So sollte die nun doppelt so große Kugel noch einmal mindestens zwei Stunden lang gehen. Wieder stellte ich sie an den warmen Ort, legte das Küchentuch drüber und ging.

Zwei Stunden waren vergangen. Ich lief zum warmen Ort und staunte. Das Tuch hatte sich majestätisch weit über den Schüsselrand hinaus erhoben. Nun kamen mir ernste Bedenken mit leichten Panikgefühlen. „Du wolltest doch nur einen Stollen backen,“ sinnierte ich leicht verwirrt. „Das werden mindestens drei!“

Noch einmal knetete ich die Kugel, derer ich kaum noch Herr werden konnte, fest durch.

Den fertigen Teig teilte ich in drei gleich große Stücke. Das erste Stück plattete ich mit der Kuchenrolle ab, drückte mit dem Handrücken eine Delle und schlug die kleinere Hälfte über die größere.

Vorsichtig legte ich den rohen Stollen auf das Backpapier im Kuchenblech.

„Gut eine Stunde bei guter Mittelhitze backen“, stand im großen Rezept. Den Ofen hatte ich bereits auf 150 Grad C vorgeheizt. Hinein mit dem ersten Stollen! Mittlerweile war es 19.00 Uhr abends geworden. Abendbrotzeit, während der ich alle 10 Minuten lang durch die Glasscheibe schaute und beobachtete, wie sich mein wohl geformter Teig in die Breite ausdehnte. „Den kann‘ste vergessen. Den kannst Du nicht zum Weihnachtsfest auf die Kaffeetafel stellen,“ lamentierte ich für mich hin.

Schließlich zog ich ihn breit aber gut gebräunt aus dem Ofen.

Ich nahm die zwei anderen Rohlinge und postierte sie nebeneinander aufs zweite Blech.

Jetzt hielt ich mich aber für clever und erhöhte gleich die Temperatur bei Ober- und Unterhitze auf 200 Grad. „Wenn er außen fest wird,, kann er nicht mehr wandern“, bildete ich mir ein. Und so ward mir das Glück doch etwas hold – oder mehr die Gesetze der Physik. Die Stollen rückten zwar etwas zusammen, aber sie verflachten nicht so unverschämt wie der erste.

Mittlerweile wurde es halb  zehn Uhr abends. Die Backstunde war um, ich zog das Blech heraus und gab den Laiben den zuckersüßen Rest: Ich butterte sie, streute Zucker drüber, butterte sie ein zweite Mal – so wollte es das große Rezept vom Verlag Die Frau -  und siebte Puderzucker der Marke „Natura“ über die Stollen.

Ich ließ sie erkalten und stellte sie an einen vor mir sicheren Ort, wieder mit einem Tuch bedeckt, in die Warteschleife bis Weihnachten.

Den flachen, breiten Stollen habe ich auch gepuderzuckert und schon probiert. Er schmeckt so lecker, dass ich mir schon in den verbleibenden Vorweihnachtstagen das Stollenessen überessen kann.

Übrigens, ich rate Euch als guter Freund: Arbeitet nie mit zwei Rezenten zugleich. Es sei denn, Ihr könnt sie gut auseinander halten.

 

Veröffentlicht in Lychener Stammtisch-Geschichten

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K
<br /> Hallo Joachim,<br /> <br /> <br /> die lange Zeit hättest Du auch für weniger gebraucht, na gut vielleicht eine halbe Stunde weniger aber dafür hast Du jetzt 3 Stollen. Du hast richtig effektiv gearbeitet! Kompliment! <br /> <br /> <br /> Wenn ich Plätzchen backe, dann bereite ich auch immer viel Teig zu, denn die Arbeit hat man nur einmal. Allerdings dauert das ausstechen oder formen auch länger. Hinterher bin ich dann immer<br /> froh, dass ich es so gemacht habe. <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Katharina<br /> <br /> <br />  <br />
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A
<br /> <br /> Hallo Katharina,<br /> <br /> <br /> ich merke schon, beim Kuchen-und Plätzchen backen muss man Geduld aufbringen. Ich werde mich darin üben. Lach!<br /> <br /> <br /> Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
K
<br /> Hallo Joachim,<br /> <br /> <br /> was war denn jetzt daran schlimm? Du hast drei Stollen gebacken, die gut schmecken und Du hattest nur einmal die Arbeit. Ich finde, des hast Du super gemacht! Gerade bei Stollen nehme ich auch<br /> mindestens immer die doppelte Menge, damit es sich auch rentiert. Bis Weihnachten wird wohl nicht mehr viel davon übrig sein. <br /> <br /> <br /> Genau so sollte es sein, denn hat er sehr gut geschmeckt! <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Katharina<br />
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A
<br /> <br /> Hallo Katharina,<br /> <br /> <br /> na die lange Zeit. Ich habe doch vom späten Nachmittag bis zum späten Abend geknetet, gewartet und gebuttert.<br /> <br /> <br /> Vom Flachen essse ich schon jeden Nachmittag ein Stück zum Kaffee nachmittags. Er schmeckt gut. Etwas dunkel durch das inkel-Volkornmehl. Du bist ja eine versierte Bäckerin. Deshalb freue ich<br /> mich über Deine Worte.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> Ach ich habe noch etwas vergessen. Ich habe die Beyond Diät<br /> <br /> <br /> zu meinen Favos getan - Freu mich schon darauf zu lesen <br />
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A
<br /> <br /> Ich finde sie sehr gut. Ich habe damit in zwei Monaten 6 !/2 Kilo abgenommen. Halte sie aber z Zt. nicht ein.<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> Guten Abend Joachim<br /> <br /> <br /> Sehr lecker sieht der Stollen aus.  Ein wenig abenteuerlich gemacht *gg<br /> <br /> <br /> Wieso brauch man für Stollen eigentlich ein Diät-Rezept ? <br /> <br /> <br /> Ich muss noch zuviel schmunzeln, viel fällt mir nicht ein- es ist ja auch schon reichlich spät.<br /> <br /> <br /> Lasst es Euch schmecken.<br /> <br /> <br /> Schöne Nachtgrüße von Uli<br />
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A
<br /> <br /> Guten Abend Uli,<br /> <br /> <br /> der Normalesser bracut eigentlich kein Diätrezept zum Stollenbacken. Dieses Rezept von der Beyond-Diät ist  auf möglichst geringe Kohlenhydrate aufgebaut. Deshalb auch keine Rosinen.<br /> Dinkelvollkornmehl in reiner, natürlicher Form. Meine Stollen sind keine Diätstollen  geworden. Es esse schon kräftig vom Flachen.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße<br /> <br /> <br /> Joachim<br /> <br /> <br /> <br />