Plan der Stadt Lychen um 1800
Plan der Stadt Lychen, angefertigt von A. C. T. Prevost, 1800. Kopie.
Auf dem letzten Lychener Historienstammtisch bekamen wir Besuch von einem jungen Historiker aus Berlin. Er haatte seine Liebe zu unserer Stadt und ihrer Geschichte entdeckt, als er vor Jahren seinen Zivildienst in den Gedenkstätten des ehemaligen KZ Ravensbrück, 11 Kilometer von Lychen entfernt, leistete. Er überraschte uns mit einer Vielzahl von historischen Land- und Stadtkarten unserer Region. Ebenso hatte er Namen und Informationen über Schriftsteller und Dichter gesammelt, die über Lychen und Umgebung geschrieben haben. Mit den Senioren und Seniorinnen des Stammtischs tauschte er interessante Informationen aus, und wir alle bekamen wieder neue Einblicke in unsere Stadtgeschichte. Dafür gebührt dem jungen Mann unser herzlicher Dank.
Ich erhielt von ihm eine Kopie dieses alten Stadtplans mit der Aufgabe, festzustellen, was zur damaligen Zeit anders und uns bisher nicht bekannt war. Auf dem Foto sind die Einzelheiten kaum klar zu sehen. Wer sich jedoch in Lychen auskennt, weiß, dass der 1248 als befestigte Stadt gegründete Ort faktisch durch die ihn umgebenden Seen auf einer Insel liegt. Die schön gezeichnete Windrose zeigt mit der verzierten Spitze nach Osten. Die rechte Spitze zeigt nach Norden.
Wie auch noch heute befindet sich in der Mitte der Marktplat mit dem Rathaus. Etwas weiter südlich im mittleren Streifen steht die St.-Johannes-Kirche. Links liegt der Stadtsee, unten der Oberpfuhl und recht oben der Nesselpfuhl. Durch angrenzendes Land verlief der Stadtgraben.
Die Stadt wurde nach dem großen Brand von 1732 mit schachbrettartig angelegten Straßen neu aufgebaut. Die Straßenanordung ist heute noch dieselbe. Aber im Süden, oberhalb des Stadtsees hieß damals ein Teil der heutigen Vogelgesangstraße "Der Vogelsamg" und der untere Teil Post Straße. Also muss dort mal eine Postniederlassung gestanden haben. An der Poststraße liegen auch zu beiden Seiten Die Wohnhäuser der Acrise (?) Rath und der Acrise(?) Einnehmers - mit völlig unbekannt.
Am Ufer des Stadtsees sind noch Reste der Feldsteinstandtmauer eingezeichnet. Huete gibt es die nicht mehr. Ende des 18. Jhds. wurde den Bürgern gestattet, Waschtore durch die Mauer zu brechen und sie auch abzutragen. An der Vogelgesangstraße liegen die Feldsteine in den Fundamenten der Wohnhäuser.
Im Osten, angrenzend an den Oberpfuhlsee , ist die Ziegenstraße eingezeichnet. Damals so genannt, weil dort die "Budenbesitzer" lebten. Ihnen war nicht gestattet, Kühe auf der Stadtweide weiden zu lassen. Deshalb hielten sich die Leute Ziegen. Heute ist das die Lindenstraße.
Ganz im Norden, hinter dem Ausgang der Stadt mit dem Stargarder Tor, ist das Scheunenviertel eingezeichnet. Davor, gleich hinter der Stadtmauer liegt der Garten des Majors v. Birckholz. Eine Pforte in der Stadtmauer führte dorthin. Sie ist heute noch zu sehen, z. B. auf meinem Bild Alles Gute fürs neue Jahr!
Oben, also im Westen sind beiderseits des schmalen Mühlenbachs Palisaden eingezeichnet. Das sie dort standen, war uns nicht bekannt, ist jedoch einleuchten, weil dort sumpfiges Gelände ist. eine Mauer wäre dort versunken.
An der Fürstenberger und an der Stargarder Straße liegt jeweils eine Derge. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich kenne nur die Darre, ein Korntrocknungsscheune.
Ganz unten links, im Südosten, wo sich die Holzschleuse befindet, lag damals die Bleiche. Sicherlich zum Bleichen von Flachs und Wolle, weil gegenüber eine Walkmühle befand, die mit Wasser betrieben wurde. Ein Steinbogen ist heute noch hinter der Gaststätte "Alte Mühle" zu besichtigen.
Auch sind der Judenfriedhof oberhalb des Oberpfuhlsees und der Stadtfriedhof vor dem Fürstenberger Tor im Westen eingezeichnet.
Für mich eine interessante Kartenstudie. Vielleicht wissen unsere Lychenfreunde noch mehr dazu zu sagen.
Und so sieht die Stadt heute aus der Luft aus:
Und zum Schluss ist noch in einer "Nota" vermerkt: "3/4 Meilen von der Stadt befindet sich die sogenannte Schreiber Mühle, wohin die Stadt zu mahlen schuldig."
Und so sieht die Stadt heute aus der Luft aus:
Und hier schon klärende Hinweise des jungen Historikers, die er mir per Mail gesendet hat:
"Bezüglich Ihrer Fragen, die in Ihrem Bericht eingeflossen sind, kann wahrscheinlich einen kleinen Beitrag der Aufklärung leisten: