Reiner Apfelsaft aus der Handpresse
Ab Sonnabend trafen wir uns schon am Vormittag gegen 9.00 Uhr bei Stahlkünstler Uwe Jähnichen auf dem "Feld der Träume". Dieses Mal ging es nicht um surrealistische Kunst und Skulpturen sondern um knackige Äpfel.
Ich hatte bereits ein Wochenende zuvor einen großen Teil meiner Ernte der Sorte "Gelber Köstlicher" zum Apfelsaftpressen hingebracht. Uwe und seine Freunde Eva, Steffi und Mirko hatten jede Menge roter Kaiser-Wilhelm-Äpfel auf dem Grundstück aufgesammelt. Etwa zehn halb gefüllte Säcke mit grünschaligen Äpfeln standen auch noch zur Verarbeitung bereit.
Während Jutta in der Küche für das leibliche Wohl sorgte, teilte Uwe die Arbeit ein:
Er selbst konzentrierte sich auf das Einfüllen des Saftes in Flaschen, das Erhitzen - Pasteurisieren, wie er betonte - und das Verschließen. Wir anderen Vier bedienten abwechselnd die große Handpresse, drehten die Kurbel, füllten Äpfel ein oder wässerten, säuberten und schnitten schlechte Stellen aus dem Obst.
Wir begannen mit dem "Gelben Köstlichen", auch "Delicious" oder "Bananenapfel genannt. Das ist ein sehr süßer, fruchtiger Apfel. Uwe hatte zur Verfeinerung des Saftgeschmacks einen großen Korb Quitten besorgt, die mit in die Presse hineinkamen.
Ich hatte das "Ungetüm" noch nie bedient und begann gleich als Erster die Kurbel zu drehen. Es ging leichter als ich dachte, denn die Presse hat eine dreifache Zahnradübersetzung. Während ich mich abmühte, leerte Uwe noch eine Flasche Bier, weil er "Nachschub mit leeren Flaschen" brauchte, wie er meinte.
Und so sah unser "Produktionsprozess" aus:
Unten läuft bereits aus der ungepressten Maische der erste klare Saft. Angelique und Tante Steffi schneiden derweil Äpfel aus, die sie vorher in Wasser gespült hatten.
Walter hat schon die Karre voller roter Äpfel in Arbeit. Er gibt einen kräftigen Wasserstrahl aus unterer Ebene hinein, während er oben fleißig ausschneidet.
Unsere jüngeren Freunde, Mirko und seine fleißige Mama, bedienen die Presse, mit der sie den Saft fast vollständig aus der Masse drücken. Da läuft es wie aus sprudelnder Quelle.
In der zweiten Abteilung ist der "Chef" alleine tätig. Mit dem Trichter füllt er den vorher durch eine saubere DDR-Baumwollwindel gelaufenen und gereinigten Frischsaft in Flaschen.
Weil das sehr schnell und genau vonstatten gehen und der Trichter immer wieder herausgezogen werden muss, werden die Flaschen nicht immer ganz voll. Uwe füllt mit dem Milchtöpfchen auf. Anschließend stellt er die Flaschen in die alte DDR-Waschmaschine, - ich glaube WM 66 hieß sie. Ich hatte solch' ein Ding nie. Sie soll aber unverwüstlich und für viele Zwecke nutzbar gewesen sein. Auf 75 Grad C werden die Flaschen erhitzt.
Ist der Saft pasteurisiert, wird der Schaum über der Öffnung entfernt, und die Flaschen werden mit Kronenkorken verschlossen.
Selbst die Kleinsten möchten schon mal kurbeln. Uwe wendet einen Trick an, um die Kleine von der Flaschenabfüllung wegzubekommen. Er fährt mit ihrem Puppenwagen in rasendem Tempo fort. Gleich läuft sie schnell hinterher.
So haben wir uns doch in kurzer Zeit zu einem guten Team eingespielt. Das Ergebnis des Tages: Ungefähr 400 Flaschen oder mehr.
Ich bin am späten Nachmittag nach Hause gefahren. Ich glaube, Uwe war immer noch an der Waschmaschine beschäftigt. Für mich war das wieder ein herrlicher Herbstnachmittag.
Und was ist das? Das sind Vitamin-C-Tabletten für Riesen.