Samtfußrübling und Judasohr
Samtfußrüblinge auf dem Fahrradsattel vor dem Abtransport in die Küche.
Als ich gestern nachmittag wieder auf meinem Fahrrad zu Hause vor der Haustür nach einer kurzen Tour angelangt war, kam mir eine ältere Nachbarin entgegen und fragte mich, woher ich käme. "Ich war auf der Pilzsuche," erlärte ich ihr lachend. Erstaunt blickte sie mich an und meinte: "Du willst mir wohl einen Bären aufbinden. Pilzesuchen im Winter! Wo gibt's denn so etwas!" "Na, genau hier bei uns," lachte ich. "Es gibt mindestens drei Pilzarten, die im Winter wachsen, nämlich der Austernseitling, das Judasohr und der Samtfußrübling." Meine Nachbarin schüttelte den Kopf: "Was Du so alles machst. Ich kann das gar nicht glauben." Ich konnte es ihr in dem Augenblick auch nicht beweisen, weil ich die entdeckten Pilze an Ort und Stelle stehen gelassen hatte.
"Morgen vormittag fahre ich mit meinem Naturfreund Horst Benedix noch einmal nach Hohenlychen zum Grünen Weg. Dort werde ich ihm den Samtfußrübling zeigen, weil er immer wieder gesagt hat, er hätte ihn noch nicht gefunden." Meine liebe Nachbarin wünschte uns dafür viel Glück und lief weiter.
Mein Naturfreund war sofort begeistert. Wir verabredeten uns für den kommenden Vormittag. Gemeinsam zogen wir los, hinauf zur Hohenlychener Buchheide. Ich erzählte ihm, dass ich am Vortag am Waldesrand, am Krambeerbruch vorbei bis weit hinten zur Bredereicher Landstraße wandern wollte. Ich kam aber nicht durch, denn gleich am Anfang liegt dort jetzt ein Schuttabladeplatz. Der frühere Weg ist versperrt. Es gab für mich kein Durchkommen. Ich machte wieder kehrt und fand zu meiner Freude ganz nahe an der Asphaltstraße und am Grünen Weg Pilze.
So war mein Freund Horst schon informiert. Oben angekommen zeigte ich ihm den kleinen Büschel Samtfußrüblinge. "Aha," staunte er. "Sieh' mal an. Hier wächst er auf einer abgeschnittenen Schwarzesche." Klar, denn der Samtfußrübling gedeiht nur auf Laubholz.
Nachdem Horst den Pilz genau inspiziert hatte, wollte er, dass wir ihn stehen ließen. "Am Grünen Weg habe ich größere Büschel gesehen, sagte ich, und wir fuhren wieder ein Stück zurück bis vor die ersten Häuser und bogen in den Grünen Weg ein.
Wir schauten uns die verlassenen Gewächshäuser der früheren großen Gärtnerei an, in der mein Freund einmal gearbeitet hatte. Viel konnte er erzählen und wusste genau, wo was angebaut worden war.
Schließlich kamen wir an das struppige Holundergebüsch, durchwachsen mit wilden Hundsrosenranken. Ich schnitt das leuchtend hellbraune Büschel Samtfußrüblinge für Horst ab. In der Mitte des Gebüschs lagen alte Holunderstämme, an denen das Judasohr eine Reihe gebildet hatte. Diese nahm ich für mich, weil mein Pilzfreund an anderer Stelle Tage zuvor viel größere und mehr geerntet hatte. Ein paar Schritte weiter standen wieder Samtfußrüblinge bedeckt mit Zaundraht. Den entfernte ich und nahm die Pilze vorsichtig von einem Holunderstamm ab. Zum Abschluss fotografierte ich sie auf Horsts Fahrradsattel.
Das braune Judasohr kam zu Hause nachträglich in meine Gemüsepfanne hinein. Es bleibt auch nach dem Braten fest und leicht knorpelig. Ein guter Ersatz für Fleisch.
Bald wird es Frost geben, und Schnee wird die Winterpilze- so hoffe ich - bedecken.
Rezeptvorschäge: