Schmuggelgeschichten
Lychen ist schon seit jeher in einem weiten Halbkreis von Mecklenburger Gebiet umgeben. Ehe das Deutsche Reich 1871 gegründet worden war, war die Grenze zu Mecklenburg eine wichtige Landesgrenze und somit auch Zollgrenze. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse brachten es mit sich, dass manche Waren drüben billiger waren als in Preußen und daher hin- und herüber geschmuggelt wurden. Das führte zu manchen ernsten Auseinandersetzungen mit den Grenzern. Doch auch manch' Heiteres ereignete sich dabei.
Eines Tages fuhr - so erzählte mein Großvater - ein Bauer über die Grenze. Er hatte unter seinem Sitzbrett ein paar Schinken und hinten in seinem Wagen unter seinen Töchtern einige geschlachtete Gänse. Als der Zollbeamte ihn fragte: "Haben Sie etwas Verzollbares bei sich," antwortete der Bauer ruhig: "Jawoll, die Schinken, auf denen ich sitze, und hinten im Wagen die Gänse!"
Lachend ließ ihn der Grenzer passieren.
Einmal wollte ein Bauer die Grenzbeamten hereinlegen. Er nahm einen Eimer mit Kuhdung und tat darüber eine Schicht Häksel. An der Grenze gefragt, was er im Eimer habe, sagte er "Kuhdreck"! Der Beamte fühlte sich verspottet und fragte noch einmal in strengem Ton nach dem Inhalt des Eimers und erhielt dieselbe Antwort. Da er des Glaubens war, dass sich unter dem Häksel Eier befanden, nahm er dem Bauer den Eimer fort und griff durch den Häksel in den Kuhdung. Auf sein lautes Schimpfen hin erwiderte ihm der Bauer ruhig: "Dat heww ik joa seggt, dat ik Kuhdreck im Eemer heww!"
Als er das nächste Mal aber wirklich Eier unter der Häkselschicht hatte, ließ man ihn ungehindert durch die Sperre gehen.
(Aufgeschrieben vom früheren Lychener Chronisten Ernst Carsted)