Speisen im "Schwarzen Adler"

Veröffentlicht auf von anais

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Das Hotel zum "Schwarzen Adler" gehörte noch bis in die 1950er Jahre zu den besten Restaurants in Lychen. Seine Blütezeit hat es allerdings vor dem Krieg erlebt. Das schöne Haus war aus rotem Backstein und schwarzem Fachwerk gebaut. Es beherbergte eine Gaststätte, einen Tanzsaal und eine mit wildem Wein umrankte Außenterasse und natürlich Gästezimmer. Lange Jahre war Holst Inhaber des Hotels. Vereine und Handwerkerinnungen feierten dort ihre Feste.

So pflegte auch die Schuhmacherinnung um die Jahrhundertwende ihre Zusammenkünfte mit einem gemeinsamen Essen abzuschließen. Im "Schwarzen Adler" gab es zu jener Zeit schon Speisekarten. Die Schuhmacher studierten lange Zeit die Angebote. Schließlich einigten sie sich auf das Menü "Suppe, Schweinebraten und Kompott. Genüsslich labten sie sich an der Suppe. Suppe wurde geschlüft, um zu zeigen, wie gut sie schmeckte. Der Schweinebraten mit dampfenden Salzkartoffeln und Sauerkraut mundete vorzüglich. Und die Schuhmacher ließen sich Zeit beim Essen. Es wurde geplaudert. So manch' einer wusste die neuesten Neuigkeiten. Dann hörten alle gespannt zu.

Als das Essen zu Ende war, erhoben sich die ehrsamen Handwerker. Nur der alte Schuhmacher Nühse machte keine Anstalten, sich zu erheben. Stattdessen rief er seinen Zunftgenossen zu: "Bliwwt sitten, Kinnings! Bliwwt sitten! Dat giwwt doch noch Kompott! ( Bleibt sitzen, Kinder! Bleibt sitzen! Das gibt doch noch Kompott! Die anderen aber lachten und schüttelten die Köpfe: "Det heww wi doch all hat!" (Das haben wir doch schon gehabt!) "Na", erwiderte enttäuscht der alte Nühse: "Dat wier'n doch nur Plumen!" (Das waren doch nur Pflauen!).

(Nach Ernst Carsted)

Veröffentlicht in Lychener Stammtisch-Geschichten

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