Walderdbeeren statt Truthahnbärte
Wie hatte ich mich doch gefreut, als ich im Winter die Samen des nordamerikanischen Truthahnbartes zugeschickt bekam. Voller Spannung wartete ich auf das Frühjahr, um ihn auszusäen. Lange dauerte es nicht, und er keimte gut und zahlreich. Bald pikierte ich die Jungpflanzen und war zufrieden, weil sie mir kräftig und unempfindlich erschienen. Zügig wuchsen sie heran. Ich setzte sie an eine halbschattige Stelle in den Garten, die etwas feucht ist, denn der Truthahnbart mag es laut Kulturanleitung nicht allzu trocken.
Über die Form der Blätter machte ich mir keine Gedanken. Es gibt eine Reihe anderer Gewächse, die ebenfalls erdbeerähnliche Blätter haben. Weil die Staude groß, winterhart und ausdauernd werden sollte, stellte ich mir vor, wie sie im nächsten Jahr üppig ihr großes Blattwerk entfalten würde, bis sich eines Tages daraus die hohen Schäfte mit den großen, kegelförmigen Knospenständen erheben würden, die von unten nach oben weiß erblühen sollten. Eine Wildstaude von erhabener Pracht und bei uns noch so gut wie unbekannt.
Zu den "Offenen Gärten" stellte ich einige der Jungpflanzen in Töpfen zu dem Angebot für Pflanzenfreunde zum Mitnehmen. Mit Stolz und Freude zeigte und erklärte ich meinen Besuchern meine neue Errungenschaft und animierte sie, Truthahnbärte mitzunehmen und gemeinsam mit mir im kommenden Jahr auf die Blüte zu warten. Immer wieder kam allerdings der Kommentar: "Eigentlich sehen sie aus wie Erdbeeren". Einige Freunde nahmen sich Töpfe mit. Mehrere Pflanzen blieben aber stehen.
Es kamen die heißen Tage mit den starken Gewittergüssen. Als ich mich gestern daranmachte, um die übriggebliebenen Pflanzen wieder in den Garten zu versetzen, schaute ich die Truthahnbärte an, nahm einen hoch, führte ihn dicht vors Auge und sprach entsetzt zu mir selbst: "Das kann doch nicht wahr sein. Blühende Erdbeeren, Walderdbeeren!".
Jeder kann sich wohl vorstellen, wie sauer ich war. Da waren doch in dem Folientütchen mit der Aufschrift "Truthahnbart" Wilderdbeersamen drin. Gleich dachte ich an die Leute, denen ich die Pflanzen als Hit und Neuheit empfohlen hatte. Ich fühlte mich blamiert bis auf die Knochen.
Ich rief Katharina an link, weil ich dachte, sie hätte auch einen Topf mitgenommen. Ich erzählte ihr das Dilemma. Sie lachte und tröstete mich: "So etwas kann doch mal passieren". Wahrscheinlich sind die Samen falsch gepackt worden. Katharina hatte keinen Erdbeer-Truthahnbart sondern eine Anisagastache erhalten. Und die duftet schon als Jungpflanze nach Anis.
Was habe ich getan? Ich habe eine Mail an den Verkäufer gesandt und reklamiert mit der Bitte, den wirklichen Samen vom Truthahnbart als Ersatz zu schicken. Bisher habe ich noch keine Antwort erhalten. Sollte ich diesen Erzatz bekommen, werde ich noch einmal aussäen und bei Erfolg werde ich den Erdbeerpflanzen-Besitzern später die richtige Pflanze geben. Ich hoffe, einige werden das hier lesen. Auf alle Fälle bitte ich um Verzeihung für das Missgeschick.
Wer das Truthahnangebot sehen möchte, klicke bitte auf diesen link, gebe auf der Seite des Wildstaudenshops oben im Suchfeld "Truthahnbart" ein. Dann erscheint das Angebot ohne Bild mit roter Schrift. diese rote Zeile noch einmal anklicken, um das Angebot mit Bild zu sehen.