Walderlebnis mit dreierlei Früchten
Am letzten Sonntag ging es vormittags in den Wald. Meine Freunde, Jutta, Uwes Freundin Birgit und der Stahlkünstler selbst, wollten mit mir die ersten Pfifferlinge suchen. Uwe holte mich mit seiner "Schüssel", einem alten Volvo-Kombi, von zu Hause ab. Jutta meinte, sie hätte im vergangenen Sommer eine Menge Pfifferlinge hinter Hohenlychen in Richtung Templin gefunden. Das klang vielversprechend, obwohl es schon ein Jahr her ist.
Also starteten wir mit Körben und Messern und fuhren in den Kiefernmischwald. Jutta hatte sich eine farbenfrohe Jacke angezogen, wahrscheinlich, weil man sie so gut vom weitem im Wald sehen würde, falls wir nach ihr suchten. IAm Rande einer Kiefernschonung zeigten sich die ersten goldgelben Pfifferlinge. Voller Freude und ermutigt durch den ersten kleinen Fund liefen wir auseinander - jeder in eine andere Richtung.
Ich spähte auf dem bemoosten Waldweg nach weiteren Pilzen. Lange fand ich nichts. Vor mir hörte ich Stimmen. "Aha", dachte ich bei mir, "wir sind nicht allein." Zwei Männer und eine Frau tauchten aus dem Dickicht auf. "Viel los ist nicht", zeigte der eine in seinen Korb. Aber es soll doch schon Pfifferlinge in Mengen geben." "Vielleicht ist es hier oben noch nachts zu kalt," sagte ich ihm.
Ich lief weiter, fand hier und da ein paar Winzlinge. Plötzlich tauchte Uwe vor mir auf, streckte mir die Hand entgegen und spendierte mir seine bescheidene Menge. Mich fotografierte er beim Bücken und zog wieder weiter seine Kreise.
Wieder draußen im Hochwald sah ich Birgit vor saftig grünen Heidelbeerbüschen hocken. "Ich pflücke lieber Blaubeeren. Das ist zwar mühsam, aber so bekomme ich etwas in den Korb. Außerdem sind sie lecker und gesund." "Das ist wahr," stimmte ich zu und erzählte ihr gleich die Geschichte vom alten Landarzt, der die Beeren jedem Schwachen ans Herz gelegt hatte. Birgit hatte sich ein wirklich gutes Areal ausgesucht. Die Heidelbeerbüsche waren voller dunkelblauer Früchte.
Deshalb machte ich erst einmal eine Pilzsuchpause und sammelte mir mehrmals eine schöne Handvoll Beeren, die ich mir gleich in den Mund steckte und mit Genuss verzehrte. Sie sollen ja voller Vitamine und Mineralien sein und das Blut auffrischen. Bald hatte ich schöne rote Blaubeerfinger. Einen Spiegel hatte ich nicht dabei, sonst hätte ich mir mal meine Lippen angeschaut. Aber - blaue Lippen gehören zum Blaubeernaschen dazu, nicht wahr?
Auf Juttas gepriesenem Waldstück fanden wir nur wenige Pfifferlinge. Deshalb stiegen wir wieder in Uwes Schüssel und fuhren bis an den des Latsacks, an dessem Rande sich der Küstriner Bach entlangschlängelt.
Wir liefen bergauf und bergab und fanden kaum mehr Pilze als zuvor. Schließlich nahte die Mittagzeit. Am Wegesrand, unten vor den Wiesen, entdeckten wir viele, viele Walderdbeeren voller roter Früchte. Birgit sammelte sie emsig. Als sie fertig war und ich eine Erdbeerpflanze von nahem fotografieren wollte, schaute sie von unten zu mir herauf und lachte: "Ganz schön blau siehst Du aus." "Na, dann mache doch mal ein Foto," forderte ich sie auf. Sie langte in ihren Korb, nahm eine Handvoll Heidelbeeren und steckte sie mir in den Mund: "Damit das Foto auch gut aussieht."
Wir zeigten es Jutta auf dem Display. Etwas missmutig wegen der kargen Ausbeute an Pfifferlingen kommentierte sie knapp: "Wie ein alter Waldschrat."
Und so wissen wir nun, was der alte Waldschrat gemampft hat. Was mampft der da?
Zweierlei Früchte sind nun hier zu sehen. Meine Pfifferlinge, die dritte Waldfrucht, habe ich noch am selben Abend auf einem Omelett verspeist.