Weihnachtsgeschichten und Gesang
Die Lychenerinnen Rita Günther, Anneliese Hartmann und Hermine Gottlick in der kleinen Galerie.
Mit einer brennenden roten Kerze auf Tannengrün geschmückt, anheimelnd und warm war es am Sonnabend in der Kleinen Gelarie am Rutenberger Weg, als die Gastgeber Renate und Walther Trottner die Besucher zu Rita Günthers Lesung "Weihnachtsgeschichten" empfingen. Das Gitarrenduo Anneliese Hartmann und Hermine Gottlick brachten vorweihnachtliche Stimmung mit ihrem gefühlvollem volkstümlichem Gesang in die gemütliche Runde. Sie stimmten uns ein mit dem Lied "Wenn in Großmutters Stübchen ganz leise..."
Nun begann Rita Günther mit ihren Weihnachtsgeschichten, die sie fast alle in ihrer Kindheit erlebt hatte.
Gespannt hörten wir zu, als sie erzähhlte, wie sie, wie die älteren Geschwister die beiden jüngeren Mädchen und den kleinen Bruder spätabends aus dem Bett holten. Barfuß im Nachthemd schlichen alle heimlich ins gute Wohnzimmer zum alten Vertiko, das abgewandt von der Tür an der Wand stand. Dort dort sollten wohl die Weihnachtsgeschenke versteckt sein. Ganz gespannt hockten sie sich vor den Schrank und warteten, bis endlich das Schlüsselgeräusch zu hören war. "Durchreichen", ertönte die Stimme des ältesten Bruders. Köstlicher Duft von Zimt und Lebkuchen strömte in ihre Nasen. Plötzlich knarrte die Tür. Mutter stand mit einer hell leuchtenden Kerze da. Oh Schreck, die Kinder erstarrten in Erwartung eines Donnerwetters. Mutter aber lachte, lachte und lachte. Denn - hinter Kindern stand auch als letzter der Vater barfuß im Nachthemd.
Mehrere spannende, selbst erlebte Episoden gab die Autorin uns zum besten. Einfallsreich und nachahmenswert fand ich auch den Kauf des Weihnachtsbaumes. Er war verpackt im engen Netz. Als Vater ihn von der Hülle befreit hatte, waren alle entsetzt. Zweige und Nadeln hatte der Baum nur auf der einen Seite, auf der anderen war er so gut wie kahl. Weil er sowieso zu lang war, sägte der Vater ein großes Stück von unten ab, was die Kinder noch trauriger machte. Dann verschwand er in seiner Werkstatt. Als er wieder herauskam, hatte er alle vollen, grünen Zweige vom unteren Teil mit handwerklichem Geschick in die kahle Seite gepfropft. Der Weihnachtsbaum war gerettet. Er war schön, gerade und dicht belaubt gewachsen.
Unser Gitarrenduo hatte inzwischen wieder gesungen: "Ein Dörfchen im Tal ist die Heimat...", kannte ich noch nicht. "Mit Singen den Tag zu erhellen, ja dazu sind Lieder gemacht."
Die Geschichte "Eine seltsame Begegnung" war ein fantastisches Märchen, in dem das Mädchen durch ein großes Tor mitten im Wald in eine geheimnisvolle Welt geführt wurde.
Spaßig auf alle Fälle die Geschichte vom riesengroßen Weihnachtspaket mitten auf dem Gabentisch. Jeder von den drei Geschwistern musste die ineinander steckenden Kartons auspacken. Der jüngste der Drei, der Bruder, enthüllte das Geschenk. Es war das große, bunte Osterei, das Mutter vor dem vergangenen Osterfest vergeblich gesucht und nicht gefunden hatte.
Anni und Hermine sangen zum Abschluss der Lesung "Dort über dem Wald, da leuchtet ein Stern..." und als Zugabe den "Schneewalzer".
Für anderthalb Stunden hatten wir uns von den kalten Zwängen der äußeren Jetztzeit befreit und Freude in uns aufgenommen.
Na und gleich anschließend: Darauf habe ich gewartet und vorher immer schon voller Appetit hingeschaut. Trottners, ein Meisterehepaar - sie nicht nur in ihrer Malerei - im Backen und Kochen,
hatten ein großes Blech mit gedeckten Boskop-Apfelkuchen und zwei perfekte Torten gezaubert.
Bei gutem Kaffee ließen wir es uns so richtig schmecken.
Ein sehr gelungener vorweihnachtlicher Nachmittag. Dafür unser aller Dank!