Winteraustreibung

Veröffentlicht auf von anais

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Erste Scheeglöckchenknospen im Schnee.


Während wir heutzutage argwöhnisch und voller Bangen darauf warten, dass der Winter das Feld räumt und auch mal nachhelfen, damit die ersten Frühlingsblüher leichter durch die Schneedecke kommen, gingen unsere Vorfahren im guten Glauben tatkräftiger und spektakulärer ans Werk. Der Winter wurde mit viel Lärm und Hallotria ausgetrieben.
Ein solcher Brauch - er stammt eigentlich aus der Lausitz - war auch weiter nördlich in der Mark üblich.
Die Frauen banden eine mächtige Strohpuppe zusammen, bekleideten sie mit einem Sterbehemd und hüllten sie in einen Brautschleier. In die linke Hand gaben sie ihr eine Sense und in die rechte einen Besen. Die Strohpuppe stellte den Winter dar.
Unter Rufen, Kreischen und Johlen trug man sie aus dem Dorf heraus. An einigen Orten schleppte man die Strohpuppe hinaus aufs Feld, um sie in einem Tümpel zu ertränken. Anderorts wiederum wurde die Puppe auf Hügeln verbrannt. Es soll auch boshafte Leute gegeben haben, die die Strohpuppe hinaustrugen und auf den Acker des Nachbarn warfen. Da kam es zu ernsthaften Streitigkeiten, dass sogar die Polizei einschreiten musste. In anderen Gegenden hängte man das Sterbehemd des Winters in einen einsamen Feldbaum und rief dazu: "Der Winter ist tot! Es lebe der Frühling!
Die Prozedur endete schließlich lustig und fröhlich. Die Frauen und Mädchen steckten sich Kätzchen ans Mieder, erste Frühlingsblumen ins Haar und sangen die schönsten Frühlingslieder. Anschließend ging es zu einem Tänzchen in den Dorfkrug.
(Frei wiedergegeben nach einer Erzählung des Heimatdichters Gustav Metscher)
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<br /> Aha, Deine Nachforschungen über das Winteraustreiben waren also erfolgreich. Strohpuppen ertränken oder sie ungeliebten Nachbarn auf´s Feld zu werfen - vermutlich mit ein paar deftigen Flüchen<br /> versehen, das klingt schon fast wie ein Hexenkult, so eine germanische Variante von Voodoo. <br /> <br /> <br />
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A
<br /> Na, Du hast mich doch bei Dir auf diese Idee gebracht. Vielen Dank. Diese Bräuche sind alle germanischen oder slawischen Ursprungs. Finde ich sehr schön.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
K
<br /> Diesen Brauch kannte ich noch nicht. Nach diesem langen Winter verstehe ich aber die Sehnsucht nach dem Frühling und ich möchte den Winter auch vertreiben. Gestern schneite es wieder aber es blieb<br /> zum Glück nicht liegen. Mal sehn, vielleicht fällt mir auch ein wie ich etwas nachhelfen kann.<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina <br /> <br /> <br />
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A
<br /> Zum Strohpuppenbauen haben wir wohl keine Zeit. Und - woher sollen wir das Stroh nehmen. Hier hat es gestern auch geschneit. Aber zum Glück taut es wieder.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> Solche Lärmbräuche sind bei uns in den Alpen noch weit verbreitet. Ich glaube, das hat auch etwas damit zu tun, dass in den Bergen oft meterhoch der Schnee liegt und die Leute dort ihn wirklich<br /> nicht mehr sehen können. Dann gibt es zwischen den Bergen auch nicht viel Sonne im Winter, und die Menschen ergreifen gierig jede Gelegenheit, etwas zu feiern, um sich die schwere Zeit zu<br /> verkürzen.<br /> Liebe Grüße von Margot<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Das ist interessant! Ich glaube, dass die Bergbewohner ihre alten Sitten eher bewahren und pflegen als auf dem flachen Lande. Hier weiß das heutzutage keiner mehr.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />