Wurlsee-"Grenzgebiet"!
Mit Draht, Eisen und Beton bewehrte Grenzgebiete im eigenen Land sind vielleicht selten, aber es gibt sie. So auch bei Lychen auf dem Wurlseewanderweg.
Ein Camping-Tourist, der gerne seine freie Zeit an den Ufern des sagenumwobenen, tiefen und klaren Gewässers verbringt, hat mich per Mail kürzlich wieder auf diese Verschandelung der Natur aus rein privatbesitzlichen Motiven aufmerksam gemacht. Dass dort solch' ein Mauermonster steht, ist seit langem bekannt. Die Stadt Lychen steht mit dem Eigentümer bereits in einem jahrelangen Rechtsstreit. Bisher ohne Erfolg. Privat geht eben vor Gemeinwohl. Es bedarf wohl des guten Willens und der Einsicht des Eigentümers, um den Wanderweg - wie früher einmal - rundum durchgängig zu machen. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt.
So habe ich mich vor einer Woche mit dem Fahrrad aufgemacht und mich vom Campingplatz "Rehberge" aus an den Wurlsteg herangepirscht. Das ist gerade nicht sehr einfach, denn auf dem Campingplatz muss der Wanderer erst einmal den Zugang zum Wurlsteg suchen. Nur wenn er als Insider weiß, dass dieser unten am weiß gefließten, kleinen Kneipp-Bad beginnt, kann er über den Hang dorthin hinunter laufen. Wahrscheinlich ist der Campingplatz-Betreiber ebenfalls nicht sonderlich daran interessiert, dass fremde Naturfreunde sein Terrain durchqueren. Ein deutliches Hinweisschild zum Wurlsteg habe ich jedenfalls nicht entdeckt. Aber vielleicht liegt es an meiner Brille. Lach!
Dort unten, wo der Wurlsteig beginnt, ist dass Gelände reich an Quellen und kleinen Fließen, wunderschön mit seltenen Gewächsen. Über den Sumpf wurden von der Stadt vor Jahren Knüppelwege angelegt, die einmal in ganz ordentlichem Zustand waren. Jetzt muss der Wanderer mutig und gut zu Fuß sein, wenn er die zerbrochenen Balken überqueren will. Mit in den Sumpf und Gewächse anschauen oder auf den See blicken ist an diesen Stellen nichts! Da heißt es aufpassen.
Geht der Pfad wieder bergauf, kommt man zur viel besungenen und bedichteten Ilsen-Quelle , die aus ihrem Rohr nur noch tropft. Aber dort habe ich eine Wildorchidee entdeckt, das grünblütige Zweiblatt - zwar unscheinbar aber selten.
Dann lässt es sich eine ganze Strecke lang schön über Wurzeln auf und ab wandern. Auf das Rad kann man allerdings nicht steigen. Ist ja wohl auch nicht so gedacht.
Nicht weit vom früheren idyllischen Wurlsee-Badestrand - heute auch ein ausgedehnter Campingplatz - beginnen Hausgrundstücke. Ich habe mich genähert, oben auf dem Weg nach unten geschaut und - siehe da! Da versperrte mir eine verrostete Blechtür den Weg. Siehe Artikelbild. "Aha", sagte ich zu mir, "da ist sie ja, die Mauer!" Neben der Tür war aber der Drahtverhau geöffnet, und ich kroch da durch. Vor mir ragte eine vergammelte alte Steintreppe empor. Ich stieg hinauf im Glauben, jetzt käme ich bis zum Zeltplatz durch.
Aus meiner Kindheit erinnerte ich mich, dass dort einmal am Seeufer eine wunderschöne Veilchenwiese lag.
Aber - "Ordnung" muss sein! Am Ende war der Weg mit einer Betonwand versperrt. So musste ich wieder zurück und mich letztendlich über den gras- und krautbewachsenen Pfad durch brach liegendes Feld bis zu alten Strelitzer Landstraße hindurchkämpfen. Das alles war mehr Geländesport als entspanntes Wandern.
So ist der früher viel gepriesene und beliebte Wurlsee-Wanderweg durch rücksichtslose Privatinteressen und mangelhafte kommunale Pflege zum unwegsamen, vergessenen Pfad degradiert. Bedauerlich und beschämend für alle!