"Xynthia" und die Unterirdischen

Veröffentlicht auf von anais

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Was war das für eine stürmische Nacht! Die Ausläufer des Orkans "Xynthia" brausten ab später Abendstunde die ganze Nacht über Lychen. Der Sturm raunte sein schauriges Lied durch die kahlen Wipfel der Bäume und rüttelte an Fenster und Türen. Noch heute morgen pfeift der Wind, und fahler Schein verdunkelt See und Ufer.
Abends, beim Schein der der alten Leselampe kam ich in die richtige Stimmung, in unseren alten uckermärkischen Sagen zu lesen. Und da fand ich eine Geschichte aus der Gegend um Thomsdorf. In jener Zeit, als dies geschah, müssen wohl junge Mütter in Angst und Schrecken geraten sein, wenn sie ein seltsames Wechselbalg statt ihres Kindes in der Wiege vorgefunden haben. Und das geschah folgendermaßen:

Die Unterirdischen
Vor grauen Zeiten haben die Unterirdischen hier in dieser Gegend regiert. Gerne wollten sie die kleinen Kinder von Menschen haben. Heimlich haben sie die Babys aus der Wiege gestohlen und dafür ihre Alten, die sie nicht mehr mochten, hinein gelegt. Das haben sie auch einmal bei einer Bauersfrau getan. Da passierte es doch, dass der Alte, den die Unterirdischen in die Wiege gelegt hatten, herauskletterte, als die Bauersfrau das Essen gekocht und auf den Tisch gestellt hatte. Schnell machte er sich daran und fraß es auf. Die gute Frau merkte schnell, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Also wollte sie dahinter kommen. Deshalb nahm sie ein paar alte, harte Schuhsohlen, kochte diese und setzte sie auf den Tisch. Dann wartete sie gespannt hinter der Tür. Knapp war sie raus, da kletterte schon der alte Unterirdische aus der Wiege heraus und wollte sich über das Essen hermachen. Als er sah, was die Frau da angerichtet hatte, war er ganz verwundert und schrie: "Bün doch so old as böhma Gold und hew noch keen Schohsohlen äten!" (Bin doch so alt wie böhmisches Gold und habe noch keine Schuhsohlen gegessen !)
Als die Bauersfrau das hörte, sprang sie hervor, schlug auf den Unterirdischen ein und rief: "Du verfluchter unterirdischer Racker! Ich habe geglaubt, mein liebstes Kind in der Wiege zu haben, und nun habe ich solchen Unterirdischen, der mir mein Essen auffrisst. Nun will ich Dich auch schlagen, bis du für tot liegen bleibst!" Da packte der Unterirdische schnell seine Beine und lief, was er nur laufen konnte. Und - knapp war er aus der Tür, da schrie auch schon der kleine Junge der Bauersfrau in der Wiege. Den hatten die Unterirdischen schleunigst wieder hergebracht.

Und was für ein Völkchen waren die Unterirdischen?
Sie waren wie Zwerge und Hausgeister. Sie waren so klein, dass 9 von ihnen in einem Backofen dreschen konnten. Sie waren breit und stark und hatten dicke Köpfe. Sie lebten zurückgezogen in der Erde, unter alten Grabhügeln, Gewölben und in Bergen. sie waren grau oder rot gekleidet, und eine Kappe machte sie unsichtbar. Allgemein gutmütige und hilfsbereite Gestalten, die aber bei Unricht gegen sie böse werden konnten. Sie sind verschwunden, seitdem rundum und über Kreuz geeggt wird (nach christlichem Glauben macht das Kreuz alles Böse offenbar und zunichte). auch das Läuten der Kirchenglocken konnten sie nicht ertragen.

Anmerkung von mir: Arme Kerlchen! Mir hätten sie doch im Garten helfen können oder beim Bloggen. Was für ein Jammer, dass sie verschwunden sind!

Nach einer Erzählung, aufgeschrieben vom Lychener Chronisten Eberhard Kaulich.
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K
<br /> Sicher, sie werden dem Maulwurf beibringen auf der Wiese des Nachbarn sein Hügel zu hinterlassen.<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Das ist die beste Methode. Lach!<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
K
<br /> Auf keinen Fall! Sie sollen ja bleiben.<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Da wird sich der Maulwurf freuen!<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
K
<br /> Na aber ... ich würde sie richtig verwöhnen.<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Klar! Und nicht mit gekochten Schuhsohlen. Lach!<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
K
<br /> Das ist ja fast schon eine gruselige Geschichte. Passend zu dem Sturm in dieser Nacht. Bei mir hätten sie es auch gut wenn sie mir im Garten helfen würden. Schade.<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Ja, ein bischen gruselig ist sie schon. aber wenn es Wichtel gäbe, und sie wären hilfsbereit, könnten sie sich sicherlich bei uns einquartieren.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> Wirklich ewig schade! Aber vielleicht sind sie ja gar nicht wirklich verschwunden, vielleicht kann man sie einfach nicht sehen, weil sie ihre Unsichtbar-Kappen aufhaben.<br /> Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass in Deutschland der Sturm so gewütet hat. Bei uns war es wohl sehr windig am Abend, aber weit entfernt von Sturm. Aber bei euch muss es ja schlimm gewesen<br /> sein!<br /> Liebe Grüße von Margot<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Hallo liebe Margot! Zum Glück waren es nur die Ausläufer des mächtigen Sturms. Aber der Wind hat die ganze Nacht gebraust. Viel Unheil wird er wohl in unserer Gegend nicht mehr angerichtet haben.<br /> Aber ich habe mich dabei abends in der warmen Stube ein bischen in romantische Stimmung versetzt.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />