Die Lychener Mandolinengruppe

Die Lychener Mandolinengruppe ist Tochter des Großen Mandolinenorchesters, das im Herbst 1946 sein erstes Konzert im vollen Kinosaal der Gaststätte Gerstenberg gab. Es kam so gut an, dass es wiederholt wurde. Die Musik ermunterte die Menschen in den schweren Nachkriegsjahren, brachte ihnen Mut und Freude für den Wiederaufbau der zerstörten Heimatstadt. In seiner Blütezeit zählte das Lychener Mandolinenorchester bis zu 30 Mitwirkende. Oft spielten Vater, Mutter, Sohn und Tochter aus der selben Familie mit.
Das Repertoire war umfangreich und wunderschön: Orchesterstücke, Zupf-Quartette, Terzette, Potpourris, Akkordeonstücke, Sologesänge, Tänze und Rezitationen, Heimatlieder, Volksmusik und auch die Ungarischen Tänze von Brahms gehörten dazu.
Das Orchester spielte in der Uckermark und über deren Grenzen hinaus, oft mit acht bis zehn Einsätzen im Monat. Bei allen Höhepunkten unserer Stadt war das Ensemble dabei. Ein besonders schönes Ereignis war die Rundfunksendung "Geschichten einer kleinen Stadt" im Jahre 1864. Musik und Texte schrieben nicht nur der Orchesterleiter Paul Grams sondern auch Mitwirkende der Gruppe.
Mit zunehmendem Einfluss des Fernsehens und westlich geprägter Musik nahm vor allem das Interesse der jungen Leute an den Konzerten ab. Das Ensemble löste sich in den 60er Jahren auf.
Einige Zeit verging, bis die Musikerin und Komponistin Erika Bondzio - von Anfang an Akteurin des großen Orchesters -  die Idee hatte, gemeinsam mit ehemaligen Spielerinnen wieder zur Mandoline zu greifen. Im Frühjahr 1981 begann sie ganz bescheiden mit einem Terzett. Daraus entwickelte sich in kurzer Zeit ein voller Klangkörper - die Lychener Mandolinengruppe. Auch Musikerinnen aus Feldberg, Carvitz und Tangersdorf gehören zum Ensemble.
Musikbegeistert, gewissenhaft und ehrgeizig kommen die Damen seitdem jeden Montagabend zusammen, um gemeinsam zu proben. Inzwischen haben unsere Mandolinen- und Gitarrenspielerinnen einen Schatz von über 100 Liedern angereichert und greifen darauf zurück, wenn sie die Programme für ihre Auftritte zusammenstellen. Zu diesem Schatz gehören beliebte Jagd- und Wanderlieder, Volksweisen und Stimmungslieder, aber auch Schlager, vor allem aber eigene Kompositionen und Texte, Spaß- und Moritatenlieder bringen das Publikum jedesmal herzhaft zum Lachen. Selbst bei jungen Leuten kommt das gut an, denn oftmals  haben sie Mandolinenkonzerte noch nie gehört und sind erstaunt, was die Damen für Power drauf haben.
In Erika Bondzio hat die Gruppe eine erfahrene Musikerin als Leiterin, die mit ihren 87 Jahren zugleich gute Menschenkennerin und Diplomatin ist. Sie glättet manche Wogen und führt die Gruppe - wie ein Steuermann das Schiff - immer wieder in den sicheren Hafen.
Zur guten Tradition sind die Auftritte der Mandolinen bei Festveranstaltungen unserer Stadt
geworden. Wir stellen auch spezielle Programme zusammen, wie z. B. Heimatnachmittage mit
Liedern, Gedichten, Sagen und Geschichten aus unserer Stadt. In diesem Sommer erhielt das Humor- und Satireprogramm mit Lychener und Berliner Beiträgen starken Beifall.
Ob bei uns zu Hause oder in Templin, in Altenpflegeheimen und Reha-Kliniken - überall spielt die Mandolinengruppe mit Freude und Engagement. Und nicht als Profi-Unternehmen!
Ein Ereignis muss ich noch nennen: Auf der Einweihungsfeier des Senioren-Appartementhauses trug Erika Bondzio mit der Gitarre ihr selbst komponiertes und getextetes Lied "Die Verlobungsbank" vor. Unser Bürgermeister reagierte sofort mit den Worten: "Kein Problem. Die Bank stellen wir in Hohenlychen wieder hin." Nach kaum zwei Wochen wurde die neue Verlobungsbank eingeweiht. Das hat uns in unserer Auffassung bestärkt: Musik kann nicht nur Berge sondern auch Bänke versetzen.

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