Badespass am Polarkreis
Inselparadies Lofoten.
Ein Bad im Atlantik hinter dem Polarkreis! Das war mein Wunsch, als Jutta und ich abends nach dem Abendessen auf den norwegischen Lofoten-Inseln einen Spaziergang machten, um den Weg zum Meer zu finden. Als Ortsfremde war das für uns nicht einfach. Deshalb fragten wir die Einheimischen, die meinten, wir sollten nur die Straße entlang laufen bis zum Ortsausgang. An der Brücke könnten wir schon das Wasser sehen. Und so liefen wir beide immer geradeaus. Der Weg schien endlos, vorbei an allerhand Völkerschaften, darunter auch Schwarzafrikaner, sicherlich Asylbewerber im hohen Norden. Die Straße bog in eine Kurve ein und - siehe da! Hier war das also die Meeresbucht. Zu meiner Enttäuschung war Ebbe, und brauner Morast erwartete mich.
Voller Enttäuschung schlugen wir einen Seitenweg ein, weil ich dort den Hafen vermutete, denn von weitem waren wohl Schiffe zu erkennen. Unterwegs trafen wir zwei junge Frauen, die einen Kinderwagen vor sich her schoben. Freundlich fragte ich in meinem lückenhaften Englich: "Can I swimming there?" Die Frauen guckten mich entgeistert an, hoben die Hände und schüttelten die Köpfe: "Oh, no no!" Voller Trotz liefen wir bis an den Rand des Ufers. Und auch dort nur Schlick und brauner Morast. Völlig erschöpft trabten wir zum Hotel zurück. Immerhin war es schon fast Mitternacht. Aber natürlich taghell. Jutta tröstete mich: "Mach' Dir nichts draus! Du kannst doch daheim hinter dem Haus schwimmen. Es muss doch nicht unbedingt hinter dem Polarkreis sein!" "Naja", entgegnete ich. "Warte ab,die Reise ist noch nicht zu Ende!!"
Ein paar Tage später führte uns unsere Route zum malerisch an einem Fjord gelegenen Mo I Rana. Eine gepflegte Stadt, sehr modern, aber auch mit einem kleinen, alten Fischerdörfchen am Rande der Strandpromenade.
Wieder nach dem Abendessen warf mir Jutta einen vielsagenden Blick zu: "Ich habe mit der Reiseleiterin gesprochen. Hier ist gleich das Ufer. Da kannst Du vielleicht doch noch ein Bad in der nordischen See nehmen.!" "Ach," sagte ich, "Das liegt hier doch schon unter dem Polarkreis!" "Nun nimm es mal nicht so genau," lachte sie. "Ich packe Dir ein Handtuch ein!" So liefen wir hinunter zur Uferpromenade. Da stand unsere ganze Reisegruppe und genoss des Ausblick auf den weiten Fjord. "Na los", stachelte mich Jutta an. "Steig' runter!" "Du glaubst doch wohl nicht im Ernst," protestierte ich, "dass ich vor der versammelten Mannschaft hier ein Schaubaden veranstalte! Außerdem komme ich die großen Felsbrocken gar nicht runter! Ist mir hier viel zu gefährlich! Lass' uns mal bis ganz dahinten ans Ende gehen, wo die Schiffe liegen. Vielleicht kommt man da besser runter."
Und so schlenderten wir in diese Richtung, guckten nach hübschen Steinchen und freuten uns über wilde Hornveilchen. "Ja! hier läuft ein schmaler Pfad nach unten," rief ich voller Freude. "Jutta! Du musst fotografieren!" Also kletterte ich flugs hinab, als ob es diese Gelegenheit nur einmal gäbe.
Im Adamskostüm watete ich in das Wasser hinein. Oh! War das kalt! Gleich warf ich mich in die Fluten, streckte Arme und Beine aus dem Wasser heraus und rief: "Nun los! Drücke ab! Mach' schon! Mir friert der .....!"
Beim Fotografieren ist Jutta allerdings nicht die Schnellste. Bei höchstens 14 Grad C Wassertemperatur brauchte sie, so empfand ich, eine Ewigkeit! Aber - die Tat war vollbracht! Ich stieg wieder aus dem Wasser, trocknete mich ab und kletterte auf allen Vieren nach oben. Jutta schaute auf die Landkarte. Wahrscheinlich wollte sie sich vergewissern, wo wir überhaupt waren - so fern von der Heimat.
"Siehst Du, mein Liebling", sagte Jutta erleichtert, "nun hast Du endlich Deinen Willen gehabt!" Und so freute sich wirklich das Kind in mir: Hurra, am Polarkreis gebadet!!!