Gedenkausstellung zu Ehren der Malerin Olga Lilly Busch

Veröffentlicht von anais

Gedenkausstellung zu Ehren der Malerin Olga Lilly Busch

Am 1. Juni 2024, um 14.00 Uhr, fand die Eröffnung der Gedenkveranstaltung „Ein buntes Leben, Malerei“ in Erinnerung an Olga Lilly Busch in der Helenenkapelle Hohenlychen statt. Vom 1. Juni bis zum 19. Juli 2024 werden Gemälde aus dem Repertoire der Künstlerin ausgestellt. Die Helenenkapelle ist von Mittwoch bis Sonntag 10-15 Uhr geöffnet.

Zur Ehrung von Lilly Busch waren zahlreiche Gäste erschienen, Familienangehörige, Freunde und Freundinnen, die mit Lilly in herzlichem Kontakt gestanden haben, und Kunstinteressierte.

Gemeinsam mit Helfern aus dem Förderverein der Helenenkapelle und  Freundinnen und Freunden hatte Lillys Tochter, Martina Busch, die Veranstaltung vorbereitet. Sie verlas die Laudatio und gab uns Einblicke in das bewegte Leben ihrer Mutter und deren große Liebe zur Malerei, geprägt von starken Emotionen und enger Verbundenheit mit der Natur.

Ich kannte Lilly Busch persönlich. Wir waren befreundet und besonders in den letzten Jahren trafen wir uns öfter bei Kaffee oder Tee und tauschten unser Wissen und unsere Ansichten zu Themen aus, die uns bewegten. Deshalb hörte ich während der Laudatio aufmerksam zu, weil ich zuvor viel zu wenig über ihr Leben wusste.

1938 in Leningrad, heute St. Petersburg, in einer russischen Familie geboren, erlebte sie Kindheit und Jugend in armen Verhältnissen. Der Erste Weltkrieg und die Oktoberrevolution hatten der einst aristokratischen Familie den Ernährer und die finanzielle Absicherung genommen. Gewohnt wurde mit Mutter, Großmutter und Schwester in einer typisch sowjetischen Kommunalka, einer Zwangswohngemeinschaft, in der es weder ausreichend Platz noch Privatsphäre gab. Die Mutter ernährte die Angehörigen mit ihrer Arbeit als Kartografin.

Malen und Zeichnen war allen Frauen zu eigen. Autodidaktisch und inspiriert von Besuchen in der Eremitage und anderen Kunstmuseen entwickelte Lilly ihr malerisches Können. Ihre innige Liebe zu Wald und Bäumen entstand bereits in ihrer frühen Kindheit, als sie einige Jahre in Pokhula Oud, einer ehemaligen sowjetischen Enklave in Finnland lebte.

Ihre Großmutter führte sie in Leningrad zum russisch-orthodoxen Glauben. Lilly malte Ikonen. Ich erinnere mich an eine Ikone, die hier in Lychen das Wohnzimmer schmückte.

 

Nach ihrer Heirat zog sie mit ihrem deutschen Ehemann in die DDR und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei archäologischen Ausgrabungen in Ralswieck auf Rügen. Sie zeichnete die Funde für die Archivierung. Wenig Zeit blieb in jenen Jahren anspruchsvoller Berufstätigkeit und Familienfürsorge für die Malerei auf Leinwänden. Lilly schmückte jetzt Schränke, Stühle und Fensterläden mit russischer Ornamentik. Weiße Flächen mochte sie nicht. Alles musste bunt und farbenfroh aussehen.

1981 zog die Familie nach Vietmannsdorf bei Templin. Hier arbeitete sie als Reiseleiterin und Dolmetscherin. Oft war sie im Militärlazarett der Sowjetarmee in Hohenlychen tätig. Als Dolmetscherin begleitete sie russischsprachige Frauen aus der Geburtenstation zu Fachärzten in deutsche Krankenhäuser.

In ihrer freien Zeit malte sie wieder intensiver. Lilly liebte die Ölfarben. Nach der Wende kamen Acrylfarben hinzu. Der Weg war frei für neue Inspirationen auf Kunstausstellungen in ganz Deutschland. Kunstkataloge gaben Anregungen für immer wieder neues, kreatives Schaffen. So entstanden aus ihren Händen auch sehr schöne Collagen wie beispielsweise „Steinerne Furt“ und „Farbwüste“

Schauen wir uns ihre Gemälde in der Helenenkapelle an, so sehen wir abstrakte Kunstwerke.

Lilly erklärte mir einmal, weshalb sie abstrakt und nicht gegenständlich malte. Sie liebte es, spontan zu Pinsel und Farbe zu greifen, wenn sie den inneren Wunsch verspürte, eine Idee, einen Eindruck von der Außenwelt oder ein ganz persönliches Gefühl auf der Leinwand zum Ausdruck zu bringen. Jede Farbe hatte für sie eine besondere Bedeutung.  Das Bild „Marocco“ kann für diese Art des Malens ein gutes Beispiel sein.

Freude, Zufriedenheit aber auch Unergründliches, Fließendes oder Trauriges mag der Betrachter in den Gemälden sehen und vielleicht auch nachempfinden.

Marocco besuchte sie als Witwe in den Jahren zwischen 2003 und 2010 viele Male. Ihr Interesse galt dem Islam und der Rolle der Frau. Fasziniert von Landschaften, Natur und Menschen entstanden viele Bilder, die in dieser Ausstellung zu sehen sind.

Ihre letzte Lebensphase verbrachte Lilly Busch in Lychen. In ihrem Haus an der Stadtmauer in der Fürstenberger Straße setzte sie ihre Sehnsucht nach Farbe um. Jedes Zimmer hatte eine andere Wandfarbe, die Wände geschmückt mit Bildern, der Garten liebevoll bepflanzt und immer bereitstehend ihre Staffelei und Farben für impulsive Malattacken.

Lilly las sehr gerne. Bis in ihre letzten Lebensjahre war sie nie fernab vom aktuellen Weltgeschehen. Sie verstarb im Jahre 2023.

Joachim Hantke

(Veröffentlicht in der "Neuen Lychener Zeitung", Juni 2024)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.
3. „Ein Lichtblick“, 2010.4.  „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum.  10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.

3. „Ein Lichtblick“, 2010.4. „Marocco“, 2006. 6. „Früchte“ und „Meine Frauen“, ohne Datum. 10. „Steinerne Furt“, Collage, ohne Datum.

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