Fischers Gänse

Veröffentlicht auf von anais

Als das Lange Werder im Großen Lychensee noch nicht in Privatbesitz war und von der Fischerfamilie Nowak bewirtschaftet wurde, waren Besucher auf der Insel immer willkommen. Weil dort auch Lehrlinge als "Garnmeister" ausgebildet und verpflegt wurden, hielten sich Nowaks Gänse, Enten und Hühner, um die eigene Verpflegung und die der jungen Burschen zu sichern. Einmal aber ist das Wasser liebende Federvieh von der Insel in den See gewatschelt und war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Groß war der Ärger. Die Fischer hatten Gänse und Enten bereits abgeschrieben. Aber als der Winter nahte, und das Futter in freier Natur auf dem See knapp wurde, erlebten alle eine schöne Überraschung. Eines morgens war das Federvieh wieder da. Diese wahre Begebenheit fand ich so lustig, dass ich dazu ein Gedicht geschrieben habe.

Fischers Gänse
 
Auf der Insel im Großen Lychensee
hielt Fischer Nowak junges Federvieh.
Achtzehn Entlein und zwei schöne Güssel
fraßen lustig schnatternd aus der Schüssel.

Eines Tags war mal die Schüssel leer.
Die Fischersfrau ruft lauthals, ach, ojeh!
Sie watschelten hintereinander her
den Hang hinunter in den blauen See.

Die Fischer suchen am Ufer entlang
im Schilf und auch in den Hün`schen Binsen,
am Buchenwinkel, in der Ascherlank,
in Seerosen und in Wasserlinsen.

Weg ist das Federvieh, trotz der Suche.
Der Frühling vergeht, der Sommer wird heiß.
Gelb färbt der Herbst schon am Strand die Buche.
Der Winter naht, auf dem Wasser schwimmt Eis.

Fischersfrau Nowak hat große Sorgen.
Was brat`ich nur für den Weihnachtsschmaus?
Und schaut wie immer jeden Morgen
so voller Wehmut aus dem Fenster raus.
 
Doch eines Morgens, oh, welch`ein Glück,
ist fröhliches Geschnatter vor dem Haus.
Alle kehrten auf die Insel zurück.
Fett und sehr kräftig, so sahen sie aus.

Wie freuten sich die Fischer, jung und alt.
Gesichert war nun der Festtagsschmaus.
Welch`köstlichen Düfte strömten schon bald
aus der Küche durch`s ganze Fischerhaus.


Heutzutage geht es auf dem Langen Werder nicht mehr so lustig zu. Das Eiland ist verödet, und Warnschilder schrecken Neugierige vor dem Betreten der Insel ab.





Veröffentlicht in Meine Gedichte

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P
<br /> Hehe, sehr schönes Gedicht. :-D<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Herzlichen Dank!<br /> <br /> <br />
R
<br /> Super Dein Talent zum dichten und reimen, ja ist schon schade, wenn die Besitzer  keine Lust haben es zu pflegen,<br /> jammerschade, lieber Gruß Regina<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Leider ist es wohl so, dass kapitalkräftige Leute solche Objekte kaufen, nur um sie zu besitzen. Beim Seenverkauf wird ja nun hoffentlich ein gestzlicher Riegel vorgeschoben.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
D
<br /> Und das ist doch jammerschade. Wenn die schönsten Fleckchen privatisiert sind und der Allgemeinheit vorenthalten werden, dann ist das doch zum Heulen. Na ja, leider werden wirs nicht ändern können.<br /> LG Doris<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Ja, das finde ich auch. Zumal sich auf der Insel auch das Grab von Prof. Pannwitz, dem Begründer der Heilstätten, und seiner Ehefrau befindet. Das ist ja manchmal auch von öffentlichem<br /> Interesse,<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />