Hilfe beim Pilzeputzen
Lucie und Peace sind nun schon ein paar Tage hier.
Sie fühlen sich zu Hause, haben alle Winkel ausgekundschaftet und bewegen sich recht freizügig auf allen Ebenen, ob unten auf dem Fußboden oder oben auf dem Tisch. Ich überlege, ob ich sie zurechtweise und ihnen sage, es zieme sich nicht, auf allen Vieren auf dem Tisch herumzulaufen, denn ich tue das auch nicht. Vielleicht aber haben sie dafür wenig Verständnis. Deshalb hoffe ich auf spätere Einsicht, wenn sie älter geworden sind.
Ich nehme es gelassen, wenn der eine Briefe und Zeitschriften zu Boden befördert und die andere die Orchideenblüten zum Wackeln bringt. Auch schauen sie in Töpfe und Tassen, als ob sie nicht in ihren Näpfen genug zum Naschen fänden.
"Eigentlich," so dachte ich bei mir, "sollten sie sich schon beizeiten erkenntlich zeigen für Katzenspeis' und -trank. Schließlich gibt es hier zu Lande nichts umsonst." Katzen sollten da nicht aus der Reihe tanzen. Nun gut - Mäuse können sie noch nicht fangen, weil sie noch nicht wissen, dass es sie gibt. Aber später erwarte ich das von ihnen.
Ich habe sie an einem der letzten Nachmittage mal allein gelassen und bin mit dem Fahrrad in den Wald gefahren, um Pfifferlinge zu sammeln für einen Pilz-Zucchini-Salat. Der Fund war mäßig aber ausreichend. Wieder zu Hause, setze ich mich an den großen Tisch im Esszimmer, stelle die blaue Plastikschüssel mit den gesammelten Pfifferlingen samt Blätter, Kiefernnadeln und Schnecken und die leere Schüssel für die geputzten Pilze vor mich hin und beginne mit der Säuberung.
Im guten Glauben, meine beiden tierischen Zöglinge würden friedlich auf dem Sessel schlummern, fühle ich mich unbeobachtet. So kann ich mich voll auf das Pilzeputzen konzentrieren. Wie immer geht das gut von der Hand, und die saubere Schüssel füllt sich mit jedem Pilzwurf mehr und mehr.
Plötzlich springt Kater Peace auf den Tisch, kommt schnell an das sich füllende Gefäß und versetzt jedem hinein fliegenden Pfifferling einen abschließenden Schlag mit der Pfote, als wollte er sie gleichmäßig verteilen. Er schnuppert, um den Geruch der seltsamen gelben Winzlinge wahrzunehmen - wieder und immer wieder.
Das gefällt mir wegen der gleichmäßigen Verteilung. "Der Kater entwickelt Ordnungsinn," glaube ich zu erkennen.
Jetzt ist Lucie da. Sie umschleicht die blaue Schüssel. Schwupp - springt sie hinein und kippt das Ding samt restlichen Pfifferlingen mit Laub und Schmutz zu mir um. "Gut hast du das gemacht," sage ich zu ihr. "Jetzt muss ich nicht mehr tief hineingreifen. Das erleichtert mir das Putzen, denn Du hast sie mir direkt vors Messer geworfen."
So haben beide nach meiner Ansicht ein nützliches Werk vollbracht. Ich sollte von nun an nicht mehr denken, Katzen würden sich nicht ihr Futter verdienen. Ich muss nur lernen, richtig zu interpretieren, was sie tun.