Valettas enge Gassen
... und so marschierten wir im Gänsemarsch auf dem schmalen Bürgersteig mit vielen Treppenabsätzen durch eine der engen Gassen abwärts. Weit unten schimmerte das Blau des Meeres. Dorthin zog es uns, weil wir dort vielleicht den Hafen finden würden.
Valettas enge Gassen, wie die gesamte Stadtanlage, haben Berühmtheit erlangt. Seit 1980 zählt die Stadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Maltas stolze Hauptstadt war eine der ersten vollständig am Reißbrett entworfenen Planstädte Europas. Sie wurde 1566 gegründet und nach Jean Parisot de la Valette, dem damaligen Großmeister des Johanniterordens, benannt.
Militärische Erfordernisse und die urbanistischen Ideale der frühen Neuzeit bestimmten den Grundriss, den Francesco Laparelli da Cortona (1521-1570), ein Festungsarchitekt der Medici und Schüler Michelangelos, schuf. Für die Arbeiten stellten der französische und der spanische König das Geld bereit, den sie waren enorm.
Quer über die gesamte Halbinsel wurde ein 15 Meter tiefer Trockengraben gezogen. Die Befestigungen wurden direkt aus dem Felsen geschnitten.
Wie ein Gitter sollten neun Straßen die Länge und zwölf Gassen die Breite der Landzunge durchziehen. Von der Republic Street aus fallen die Treppengassen zu den beiden Häfen hin steil ab, zum Grand Harbour im Südosten und zum Hafen Marsamxett im Nordwesten.
Typisch für die hohen Fassaden sind die geschlossenen Erker. Wie man hier sieht, sind einige der Gassen frei für den Autoverkehr.
Nicht allzu häufig, aber immer wieder einmal, schauen Madonnenfiguren auf die Passanten herab. Maltas Bevölkerung ist eben zum großen Teil katholischen Glaubens. Diese Jungfrau Maria mit dem Christkind im Arm hat mir besonders gefallen wegen ihrer bunten Kleidung und dem königlichen Baldachin.
Als wir am unteren Ende aus der Gasse herauskamen hatten wir einen wunderschönen Blick auf eine malerische Bucht. Hier sollte sich eigentlich der Hafen von Marsamxett befinden. Wahrscheinlich lag er weiter draußen am offenen Meer. Am anderen Ufer ist die Stadt Marsamxett zu sehen. Ich stand an der Mauer der Uferstraße und machte mein Foto. Jutta war oben am Gassenausgang stehen geblieben und wartete, wie unser Spaziergang weiter gehen sollte.
Kurz zuvor hatte ich schon die hübsche Zwei-Sitzer-Kutsche mit den gepflegten Braunen und den Kutscher gesehen. Er kam auf mich zu und bot uns eine Rundfahrt um Valetta für 20 Euro an. Hätten wir gerne getan, aber wir hatten noch die Besichtigung der St. John's Kathedrale vor uns, und es war schon fortgeschrittener Nachmittag. Also lehte ich freundlich dankend ab. Der Kutscher aber ließ nicht locker und verfolgte uns noch die halbe Strecke auf der Uferstraße lang, wurde zunehmend aufdringlicher und sichtbar böse. Ich habe ihn deshaln nicht fotografiert. Eigentlich schade.
Jutta und ich überquerten schnell den Fahrweg, denn uns eröffnete sie eine lange, breite Promenade mit Sicht auf die ersten Mauern des St. Elmo-Forts. dort ließen wir uns leicht erschöpft nieder und genossen den Ausblick auf das Mittelmeer. Erholen mussten wir uns, weil wir wieder eine Gasse nach oben steigen mussten bis zum Republic Square...