Ausgetrickst!
Es ist schon eine ganze Weile her, da habe ich meine Bank gewechselt. Lange Jahre treuer Kunde der Sparkasse, hatte ich mich in den Jahren nach der Wende immer wieder über die hohen Kontoführungsgebühren geärgert. "Was muss ich noch für das Konto bezahlen, wenn alles elektronisch abgewickelt wird und die Bank dazu noch mit meinen Einlagen arbeitet", fragte ich mich. Außerdem wurde mir einmal der Dispokredit um die Hälfte gekürzt, obwohl ich über ein gesichertes Einkommen verfüge. Nur nach Verhandlung mit dem Sparkassenangestellten erhielt ich wieder den Dispo in ursprüglicher Höhe. Aber das war nicht das Ärgste. Vielmehr waren es immer wieder die Kontoführungsgebühren.
Da erhielt ich eines Tages ein Angebot von einer renommierten Internet-Bank mit gebührenfreier Kontoführung. "Na," dachte ich so bei mir, "Das ist viel bequemer vom PC von zu Hause aus". Gedacht, getan. So richtete ich mir ein Internetbanking-Konto ein. Brauchte ich Bargeld, so konnte ich es mit der Visacard ohne Gebühren am Automaten abheben. Die Gebühren übernimmt meine Internetbank. Also war ich rundum zufrieden und sparte noch Geld ein im Vergleich zu früher. Allerdings geht das Abheben vom Geldautomaten unserer Sparkasse nur bis zu einer Höhe von 50,- Euro. Das reichte mir einmal in der Woche bei meiner bescheidenen Lebensführung. Zudem kann ich doch überall in Supermärkten mit der EC-Karte bezahlen. So lebte ich fröhlich ohne Geldsorgen , bis ich eines Tages meine Autoreparatur und den TÜV zu bezahlen hatte. Das war im warmen Wonnemonat August. Mein freundlicher Kfz-Mechaniker wollte das Geld cash haben, immerhin 650,- Euro. Und das war noch billig.
Abends schlenderte ich über den Marktplatz zum Geldautomaten der Sparkasse. Die Straßen waren fast leer. Kaum eine Menschenseele zu sehen. Mit der Visacard probierte ich mal 200,- Euro. Das ging nicht! Also wählte ich wieder 50,- Euro. Die gab er mir mehrere Male hintereinander. "Oh," freute ich mich. "Da nehme ich mal immer wieder 50,-Euro runter, solange er sie mir gibt. Es wartet ja niemand hinter mir". Das klappte insgesamt 13 Mal! Gedanken darüber, was die Angestellten bei Neufüllung des Automaten am anderen Tag gedacht haben, machte ich mir natürlich nicht.
Am nächsten Tag bezahlte ich schmunzelnd die Reparaturkosten mit 50,-Euro-Scheinen, und mein Kfz-Mechaniker nahm sie lachend.
Einige Tage später war der Geldautomat der Sparkasse für meine Karte gesperrt! Ich versuchte es beim Konkurrenten in unserem Städtchen, der Volksbank. Da war die Karte ebenfalls gesperrt. "Ei", dachte ich so bei mir, "Wie gut die doch in solchen Dingen kooperieren!"
Ich meldete mich am Schalter der Sparkasse und fragte, weshalb ich denn kein Geld mit der Visacard abheben könnte. "Das können Sie bei uns mit dieser Karte nicht mehr", bekam ich als Antwort.
Wohl aber ging es mit der EC-Karte bei einer Gebühr von 5,- Euro. Bedeppert tat ich das auch in meiner Dummheit. Draußen fiel mir ein: "Du musst zu dem Geldautomaten Deiner Internetbank an der Tankstelle in Templin in Zukunft fahren."
So änderte ich meine Haushaltsführung, nutze die sowieso notwendigen Einkäufe in Templin ab und an und hole mir eben dort mein Bargeld in beliebiger Höhe. Und meine liebe, alte Sparkasse bekommt nun für meine Visacard keine Gebühren mehr von der Internet-Bank.
So haben wir uns gegenseitig ausgetrickst.