Die Franzoseneiche
Die Franzoseneiche im November 2010. Fotos: J. Hantke.
Nachdem ich am Donnerstag das historische Ereignis nach Überlieferung unserer Stadthistoriker beschrieben habe, weshalb die sehr alte Eiche "Franzoseneiche" genannt wird, möchte ich dieses Natur- und Geschichtdenkmal etwas näher vorstellen. Die Geschichte von der Franzoseneiche Ich habe heute versucht, den Umfang des Stammes zu messen und kam auf 5,70 Meter. Der Baum wird wahrscheinlich eine Höhe von 30 Metern erreicht haben. Er steht gemeinsam mit einer zweiten alten Eiche am Hang derKienofenpromenade am Stadtsee.
Diese steht der anderen mit 4,60 Metern Umfang nicht sehr viel nach. Ein Seil links vom Stamm zeigt, dass die Eichen im Jahre 2004 durch Spezialisten, "Boomlöper", auf Standsicherheit geprüft wurden. Dieser Baum wurde mit Drahtseilen im Boden verankert. Beide Eichen wurden im Jahre 2005 als Einzeldenkmale in die Lychener Baumschutzsatzung eingefügt. Die Riesen haben wahrscheinlich ein Alter von mehr als 400 Jahren.
Die Franzoseneiche ist im unteren Teil hohl, und es ist eine Leistung und ein Wunder des alten Giganten, dass er trotzdem die gewaltige Last der Krone trägt.
Hier noch ein Foto aus der Sommerzeit:
Die Eichen sind Überreste des früheren Waldbestandes der Hohenlychener Buchheide, die bis hierher reichte. Wahrscheinlich wurde ein großer Teil schon im Mittelalter für die Erzeugung von Holzkohle geschlagen. Es wird vermutet, dass Raseneisenstein zu Eisen geschmolzen wurde, wofür die Holzkohle gebraucht wurde. Allerdings ist das nicht belegt.
Als die Stadt 1806 von den Franzosen besetzt wurde, musste sie eine hohe Kontribution an die Besatzer zahlen.Deshalb mussten die Stadtväter bei Neustrelitzer Juden eine Geldanleihe aufnehmen und zahlten zunehmend höhere Zinsen, weil keine Rückzahlung möglich war. Erst durch den Verkauf von 6 000 Klafter Eichen- und Buchenholz konnten sie sich von dieser Last befreien. Das freie Gelände wurden die Neuländer, die in Ackerparzellen aufgeteilt wurden.
Ein Anlass für diese Beschreibung ist auch der Bildband von Jeroen Pater, "Europas alte Bäume", erschienen 2010 im Kosmos-Verlag. Ich habe dieses prächtige Werk bei Jokers erstanden und bin beeindruckt, mit welcher Liebe darin die mächtigsten Bäume Europas und deren Geschichte illustriert und beschrieben werden.
"Leider", muss ich als Lokalpatriot sagen, "war die Lychener Franzoseneiche nicht dabei."
Ein Bildband, empfehlenswert für alle, die das Naturwunder "Baum" zu schätzen wissen und für diejenigen, die es begreifen möchten.