Die Wette
Dass unsere Haustiere, vor allem die Hunde, wahre Feinschmecker sind, ist kaum umstritten. Wenn sie aber zu viel vom Feinsten genossen haben, kann man sie mit derselben Leckerei kaum noch locken. Normalerweise freut sich dann das Herrchen. In diesem Fall allerdings war das genau umgekehrt. Und das geschah so:
Das Hotel "Schwarzer Adler", früher nach dem Besitzer "Heinzelmanns Hof" genannt, war im 19. Jahrhundert die vornehmste Gaststätte in Lychen. Oft kehrten dort auch die benachbarten Gutsbesitzer ein und waren gern gesehene Gäste. Eines Tages war ein reicher Gutsbesitzer vorgefahren und abgestiegen. Während er sich in der Gaststätte gütlich tat, hatte sein Jagdhund einen Erkundungsgang gemacht, war in die Küche gelangt und hatte ein halbes Pfund Butter aufgefressen. Der Gastwirt war ärgerlich, wollte es aber mit dem leicht aufbrausenden Gutsbesitzer nicht dadurch verderben, dass er Entschädigung verlangte. So setzte er sich zu ihm an den Tisch und fing ein Gespräch über Jagd und Hunde im allgemeinen an. Dann meinte er, er wisse, dass Hunde keine Butter fräßen. "Oho", meinte der Gast, "meiner frisst sie aber!" "Das glaube ich nicht", erwiderte der Gastwirt. "Gut, wetten wir um einen Taler", schlug der andere vor. Gesagt, getan!
Der Gastwirt holte ein halbes Pfund Butter und setzte es dem Hund vor die Nase. Doch dieser wandte sich voller Widerwillen ab. "Das verstehe ich nicht! Ich habe die Wette verloren", sagte kopfschüttelnd sein Besitzer und zahlte den Taler.
So hatte der Gastwirt den angerichteten Schaden bezahlt bekommen, ohne dass das alte guteEinvernehmen gestört worden war.
(Aufgeschrieben vom Lychener Ernst Carsted).