Lychener Stadtansichten im Wandel der Zeit

Veröffentlicht auf von anais

Kupferstich von Meriam um 1650.

Kupferstich von Meriam um 1650.

 Wer ist nicht begeistert und blickt nicht bewundernd auf Lychen am Ufer seines Stadtsees, wenn er vom der Kienofenpromenade aus oder vom alten Bahndamm an den Neuländern auf das Stadtpanorama schaut.

Ich erinnere mich an die Zeit, als ich mit der Bahn von Hohenlychen nach Fürstenberg fuhr oder umgekehrt. Gerne setzte ich mich auf die Seite, die auf den See und auf die Stadt zeigte. Je nach Richtung spürte ich innere Freude oder ein bisschen Traurigkeit.

Ich kann mir gut vorstellen, dass auch andere und frühere Betrachter ähnlich empfunden haben müssen.

Die älteste Stadtansicht stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es ist der Kupferstich von Meriam, datiert auf die Zeit um 1650 (Bild 1). Vor Ort als Entwurf gezeichnet wurde die Stadtansicht sicherlich schon vor der Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg, denn der Tum des Rathauses ist noch nicht zu sehen. Er erscheint erst nach Wiederaufbau und Errichtung des barocken Rathauses und bleibt Erkennungszeichen für alle Zeichnungen Gemälde und Fotografien, die vor 1945 entstanden sind.

Über den alten Kupferstich und das Werk von Meriam hat der frühere NLZ- Autor Dieter Büttner in der Neuen Lychener Zeitung vom 24. Mai 2007 einen ausführlichen Beitrag verfasst.

Sehenswert ist ebenfalls das Stadtbild von Walter Rieck (1911 – 2002), ein Ölgemälde, das im Treppenhaus des Rathauses hängt (Bild 2). Es zeigt Lychen im Jahre 1853. W. Rieck wurde in den 1960er und -70er Jahren vor allem als Kinderbuch-Illustrator bekannt. Laut Wikipedia soll er auch gemalt haben.

Es liegt bereits einige Jahre zurück, vielleicht in der Zeit von 2010 bis 2015, als mich ein Freund aus Berlin auf ein Lychen-Bild aufmerksam machte, das in einem Berliner Auktionshaus zur Versteigerung angeboten wurde, ein Ölgemälde, wahrscheinlich aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. (Bild 3) Sehr schön, im Malstil der Romantik. Ich habe die Lychener Stadtverwaltung über die Versteigerung informiert. Es wurde kein Interesse gezeigt.

Fotografien in Schwarz/Weiß aus dem 20. Jahrhundert finde ich vor allem dann beeindruckend und wertvoll, wenn darauf der Krahn vom Sägewerk Barnewitz und Floßholz auf dem Stadtsee dokumentiert sind (Bild 4). Diese Transportanlage, von uns immer Kran genannt, wurde 1924 gebaut, um Stämme vom Floßholz mit einer Laufkatze hinauf an die Sägegatter zu transportieren. Die Anlage verrostete in den Nachkriegsjahren. Von der Laufkatze hing aber immer noch ein dickes Drahtseil herunter. Für uns Jungen die beste Gelegenheit, daran zu schaukeln, was nicht ganz ungefährlich war.

1954 wurde die Anlage wieder instantgesetzt. Ich kann mich an meine Schulzeit erinnern, wie dort ab und zu mal Holz hochtransportiert wurde. 1966 wurde der Kran demontiert.

Aus der Zeit vor 1945 stammen diese beiden zu einer Panoramakarte zusammengeklebten Fotos, denn hier ist der Rathausturm zu sehen. Mich wundern nur die zwei Nullen in der handschriftlichen Datumsangabe. 1900 kann das nicht bedeuten, denn zu jener Zeit gab es das Berliner Haus in der Vogelgesangstraße noch nicht (Bild 5).

Lychen im Novembernebel als Stadtansicht erlebt wahrscheinlich derjenige, der an der Kienofen-Promenade wohnt oder am frühen Morgen dort entlang spaziert (Bild 6. Die Angler sollten wir nicht vergessen, wenn sie morgens um 6.00 Uhr schon im Boot auf dem Wasser sitzen. Von Nebel umhüllt, scheint uns der Ort mit seinem schweren, dunklen Kirchturm magisch zu sein, als wüssten wir nicht, was sich hinter den dunklen Schatten verbirgt.

Am 12. Dezember 2012 hatte sich unsere Lychener Landschaft über Nacht in einen weißen Schneemantel gehüllt (Bild 7). Der Stadtsee war zugefroren. Für mich bleibt dieses Foto eines der schönsten Winteransichten.

Schauen wir zum Abschluss noch einmal auf Stadt und Landschaft aus der Vogelperspektive (Bild 8) und wünschen wir uns und zum Neuen Jahr, dass uns dieses schöne Fleckchen Erde in einer friedlichen Welt erhalten bleibt.

 

 

 

Bildunterschriften:

 

1.Kupferstich von Meriam.

2. Lychen, Öl. W. Rieck.

3. Stadtansicht. Öl, 19. Jhd.

4. Stadtsee mit Krahn.

5. Panoramafoto „Lychen mit Stadtsee“.

6. Lychen im Nebel.

7. Lychen – ein Winteridyll.

8. Lychen aus der Vogelperspektive. Fotos: Archiv.

 

 

 

    

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A
Guten Morgen Joachim<br /> Ich glaube, dass es dir im Moment fast genau so geht wie mir. Was in dieser Deutschland-Diktatur passiert nimmt einen die Luft zum atmen. In NRW, besonders in DD gibt es dazu nun 4 weitere Meldestelle um den Unmut nicht öffentlich präsentieren zu wollen. Ich muss also sehr vorsichtig sein, damit nicht irgendein Idiot meint, dass er etwas petzen müsse, weil er etwas zu meinen meint, was ihn oder ein Es stört.<br /> Mir reicht es, und ich bin sehr wütend, weil all das eingetreten ist, was ich schon vor Jahren gesagt und gepostet hatte - das nämlich die Mauer wieder aufgebaut wird, aber diesmal um ganz Deutschland, damit keiner rauskommt. So etwas passiert eben, wenn die DDR-Politiker weiter agieren und eine Ex-Küchenfrau, eine Kindsfrau, ein Möchtegern-Guru und eine EX- Straßenmusikerin dazu auch noch das Sagen haben.<br /> Es bleibt dir überlassen, ob du dieses frei schalten möchtest. Ich bin nicht böse, falls nicht.<br /> <br /> Deine Bilder sind wieder wunderschön, und doch ist es ein trauriger Rückblick, welche Freiheiten man noch vor wenigen Jahren haben konnte.<br /> <br /> Ich wünsche dir einen schönen Sonntag lieber Joachim<br /> <br /> eine traurige, verzweifelte Uli
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V
Tu vis dans un bel endroit! ça a peu changé au fil des siècles, il n'y a pas l'air d'y avoir de vilains immeubles! bisous Joachim. cathy
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A
Merci beaucoup, chère Cathy. Oui, la région est très belle. Mais le vieux centre de la ville a été détruit à 60% pendant la guerre. C'est pourquoi il y a des espaces libres.<br /> Bisous.<br /> Joachim