Vater, Vater! Der Komet ist da!

Veröffentlicht auf von anais

Stammtischglocke-002.jpgAnfang des vorigen Jahrhunderts hatte Julius Steffen in Lychen einen Pferdeomnibus. Damit fuhr er stets im Trab vom Marktplatz zum Bahnhof und retour, um die Urlaubsgäste zu befördern. Steffen war von mittelmäßiger Statur mit mächtigem Kopf und einer leuchtenden, kupferroten Nase. Über die Stadt hinaus kannte man ihn, seinen Humor und sein unersättliches Bedürfnis nach Alkohol.link Er fuhr auch den Leichenwagen. Dabei bemerkte er stets: "Mit Freud' fahr' ich Dich hin!"
Weil der Hof seines Grundstücks am Marktplatz sehr klein war, musste er einige Wagen nachts draußen auf dem Platz stehen lassen. Vorsichtshalber schloss er diese Wagen jeden Abend fest an. Aber einmal hatte er es vergessen. Das geschah zudem auch noch in jenem Jahr, als sich alle mit Angst und Schrecken auf den Weltuntergang durch den Halley'schen Kometen vorbereiteten.
Nach einem kräftigen Zechgelage an diesem Abend wollten seine Kumpane gegen Mitternacht den losen Wagen entführen. Als sie jedoch mit dem schweren Gefährt um die Ecke zur abschüssigen Hospitalstraße biegen wollten, sahen sie plötzlich den Polizeisergeanten Karl Stimm link von unten den Berg heraufkommen. Vor Schreck ließen sie die Deichsel los und flüchteten eiligst. Der Wagen machte sich selbständig und rollte mit steigender Geschwindigkeit allein die Straße hinunter. Dabei kam er auf die rechte Seite und zertrümmerte mit der Deichsel die Haustür in der Hospitalstraße 44 (heute Nr. 8) von August Lassahn und eine Stubentür, hinter der ein Schrank stand. Der fiel auf das Bett der schlafenden Frau Fischer. Mit einem Satz sprang die arme Frau aus dem Bett und rief laut ihrem Mann auf plattdeutsch zu: "Vadder, Vadder! De Komet is doa!"
Und so haben wir heutzutage alle nur den Wunsch: "Mögen wir von solchen "kosmischen" Ereignissen verschont bleiben!

Veröffentlicht in Lychener Stammtisch-Geschichten

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K
<br /> Wirklich lustig, die Geschichte! Ich habe mir das bildlich vorgestellt und dabei herzhaft gelacht,<br /> Wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche!<br /> Liebe Grüße,<br /> Katharina <br /> <br /> <br />
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A
<br /> Vielleicht war es nicht ganz so heftig, und die Lychener haben was dazu gedichtet. Lach!<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
X
<br /> Die besten, aber auch unglaublichsten Geschichten schreibt immer das Leben.<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Vor allem, wenn das Leben abwechslungsreich ist.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> Diesen Schreck kann ich der armen Frau Fischer direkt nachfühlen. So unsanft aus den Träumen gerissen zu werden. Sie war aber dann sicher froh, dass es eine andere Erklärung gab. Der Herr Steffen<br /> war wahrscheinlich weniger froh. Erstens die Schelte und zweitens das Kopfweh. Eine schöne Geschichte ist das wieder.<br /> Liebe Grüße von Margot<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Na, so etwas würde heute nicht mehr passieren. Dafür fahren aber Lkws in die Häuser. Wie es dem Herrn Steffen ergangen ist, wissen wir leider nicht.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
X
<br /> Na das hat reingehauen! Eine witzige Geschichte!<br /> LG Xammi<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Darüber lachen die Leute heute noch. Und es ist wohl wirklich so passiert.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
S
<br /> Na besser so, als einen echten Kometen im Bett oder gleich den Weltuntergang vor der Haustür. ;-) :-) Mal wieder eine herrliche Geschichte, die sind immer zu drollig. Hoffentlich gibt es noch ganz<br /> viele.<br /> Schönen Sonntag und liebe Grüsse steffi<br /> <br /> <br />
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A
<br /> Kommt drauf an, was es für ein echter Komet im Bett ist. Lach! einige Gschichten gibt es noch. aber in der heutigen Zeit machen die Leute kaum einen solchen drolligen Unsinn. Leider!<br /> Dir auch einen schönen Sonntag und liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />
M
<br /> <br /> Was ihr in lychen alles für Sachen erlebt, das ist ja turbulenter als die Großstadt<br /> <br /> <br /> Liebe Grüsse vom MBT<br /> <br /> <br /> <br />
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A
<br /> Wenn man genau hinhört, erzählen die Leute viel. In der Kleinstadt ist es wohl auch leichter, alles aufzuschreiben.<br /> Liebe Grüße<br /> Joachim<br /> <br /> <br />