Die "blaue Tigridia"...
...ist eigentlich keine Tigridia sondern eine Cypella. Sie wird so genannt, weil sie den Tigerblumen oder Pfauenlilien von der Blütenform her sehr ähnlich sieht. Unter den Tigridias selbst gibt es keine blau blühenden Arten. So müsste diese Schönheit hier besser "blaue Cypella" bezeichnet werden. Aber das ist nicht üblich.
Die Gattung Cypella gehört wie die Tigridia zur Familie der Irisgewächse (Iridaceae). Der deutsche Name lautet Becherschwertel. Die Gattung umfasst 8 Arten, die im tropischen Teil Südamerikas ihre Heimat haben. Die Tigridias dagegen kommen mit ihren Arten vorwiegend in Mittelamerika, vor allem Mexiko, vor.
Diese blau blühende Cypella trägt den botanischen Namen Cypella coelestis. Synonyme sind C. plumbea und C. gigantea. Ihre Heimat ist Südbrasilien und Argentinien. Die Blüten sind wegen ihrer Struktur, Zeichnung und Färbung ein wahres Wunder der Natur. Sie entfalten sich aus ein bis zwei schmalen knospigen Hüllblättern. Die Blüten sitzen auf sehr schmalen aber festen Stielen, die am Grunde und in der Mitte schmale, schwertförmige, gerillte Blätter tragen. Wie bei einigen Irisgewächsen ist die Blüte leider nicht von Dauer. Vormittags öffnet sie sich und am Nachmittag rollt sie sich- schon verblüht - wieder zusammen.
Ich habe die blaue Cypella bei der Suche nach Irisgewächsen im Internet im vergangenen Winter entdeckt und war begeistert. Weil es Zwiebelgewächse sind, suchte ich unter vielen Links nach einer Gärtnerei oder Hobbyzüchtern, die solche Zwiebeln verkaufen. Ich fand Websites aus den USA. Entweder waren die Zwiebeln z Zt. nicht erhältlich oder sie wurden nur innerhalb der USA verschickt. In England waren sie out of stock. Aus Australien konnte man sich Samen schicken lassen. das habe ich getan. Die Samen sahen gut und frisch aus. Der Verkäufer hatte eine genaue Anleitung für die Aussaat beigelegt. Ich habe sie befolgt. Die Saat ging aber nicht auf. Ich vermute, dass die Samen bei der Kontrolle vom Zoll verstrahlt wurden. Ich habe nämlich aus einem anderen Land Samen von der Cypella peruviana und von der Tigridia vanhouttei (Wildform) erhalten. Bei denen ist die Keimung erfolgt. Sie wachsen sehr gut in einem Topf, und ich hoffe, dass sie bis zum nächsten Frühling blühfähige Knollen ausgebildet haben.
Ich habe weiter nach Zwiebeln der blauen Cypella gesucht. In Deutschland wurde ich nicht fündig, aber in Frankreich. Da gab es das Stück für 8 Euro. Zwei habe ich mir schicken lassen. Sie kamen, schon mit erstem Blatt, mit Erde und in Folienbeuteln verpackt, Ende Mai hier an.
Ich stellte eine nährstoffreiche aber durchlässige Erdmischung zusammen und pflanzte die zwei Exemplare ins freie Land. Vier Wochen lang passierte nichts, bis sich neue Blätter zeigten. Mitte Juli entwickelte sich an beiden Pflanzen der Austrieb der Blütenstiele. Jetzt, an diesen Tagen, zeigen beide ihre Blüten. Übermorgen aber ist das Wunder für dieses Jahr vorbei.
So abenteuerlich ist nun Mal die Suche nach der blauen Blume. Und wie Ihr seht - nicht nur die Romantiker wurden im 19. Jhd. von dieser Sehnsucht erfüllt...