Lychens Vorgeschichte
Die Lychener Landschaft entstand in der letzten Eiszeit, der Weichselkaltzeit (20.000 - 13.000 vor Chr.). Zwei gewaltige Eisfronten schoben sich von Norden her über das Gebiet. Eine Front kam nördlich zum Stehen, die andere südlich. Sie formten die typische Moränenlandschaft mit Hügeln, Geröll, Sand, Lehm und Seen.
Schon frühzeitig hat das Lychener Gebiet mit seinen Gewässern und Seen Menschen günstige Siedlungsbedingungen geboten. So wurden z. B. im an den Ufern und auf den Inseln des Großen Lychensees Speerspitzen und anderes Steinwerkzeug gefunden. Unter den frühgeschichtlichen Funden befindet sich ein 4-füßiges Tier aus Ton aus der Zeit 2000 vor Chr. Weitere Funde deuten darauf hin, dass hier um 1700 vor Chr. eine bronzezeitliche, germanische Siedlung bestanden hatte. Link: Sagenumwobener Wurlsee
Im Zuge der Völkerwanderung um 600 nach Chr. siedelten sich slawische Stämme in der Uckermark an. Sie kamen aus Gebieten südöstlich der Oder und wurden hier sesshaft.
Im Lychener Gebiet lebten die Riezanen, die mit anderen slawischen Stämmen wie den Ukranen einen lockeren Stammesverband, den Lutizenbund, bildeten. Die Riezanen ernährten sich vorwiegend vom Fischfang und von der Jagd.
Lange Zeit konnte der Lutizenbund die nach Osten im Zuge der Ostkolonisation vordringenden Deutschen Widerstand entgegensetzen. Erst als Kämpfe um die Vorherrschaft (1050 - 1058) den Lutizenbund schwächten, bot dieser Bund keinen Schutz mehr gegen die Bedrohung von allen Seiten. Die Deutschen drängten von Westen und Süden heran, die Dänen fielen mit Raubzügen aus dem Norden herein. Boleslaw III. von Polen hatte Expansionsgelüste aus dem Osten.
Aus der slawischen Zeit stammt auch der Name Lychen als alter slawischer Gau. Die slawische Siedlung befand sich am nordwestlichen Rand der Stadt am heutigen Nesselpfuhl. Auf der Halbinsel Lindenhof im Wurlsee wurden Reste des Erdwalls einer slawischen Fliehburg entdeckt.
Das Land Lychen wurde früh mit dem Land Stargard vereinigt. Nachdem der Lutizenbund nach 1100 zerfallen war, teilten sich die christlichen slawischen Obotriten (Mecklenburg), die Pommern östlich der Oder und die Askanier (Brandenburg) das Gebiet. Dabei kam es zu heftigen Streitigkeiten. Als Pommernherzog Wratislaw von Demmin um 1220 von den Obotriten besonders stark bedrängt wurde, ersuchte er um Hilfe beim brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. (Askanier).
Und - ihm wurde geholfen. Im Vertrag von Kremmen 1236 aber musste Wratislaw seine Güter als Lehen von den Brandenburgern nehmen und das Land Stargard abtreten. So kamen die brandenburgischen Askanier ohne direkten Krieg auch in den Besitz des Landes Lychen.
Um den erworbenen Besitz zu sichern, sahen sich die Askanier gezwungen, die Grenzen durch befestigte Städte zu sichern. Deshalb entschloss sich der Landesherr Markgraf Johann I. u. a. die ihm unmittelbar unterstellte Stadt Lychen (Immediatstadt) zu gründen.
(Quelle: E. Kaulich, "Lychen im Zugwind des 20. Jahrhunderts", 12. Kapitel: Der Beginn. Eigenverlag, Lychen. 2008)