Meine Vision zu Stadt und Hafen als harmonisches Ganzes

Veröffentlicht von anais

Mit Interesse habe ich die Beiträge in der 1. Ausgabe der Stadthafen-Zeitung gelesen. Ich begrüße sehr, dass dieses Blatt im Vorfeld der Bürgerbefragung zum Meinungsaustausch zur Entscheidung über die Zukunft des Stadthafens ins Leben gerufen worden ist.

Seit langem verfolge ich die kritischen Beiträge von Thomas Held (Fraktion „Schön hier“) zum Großprojekt Stadthafen. Ich teile seine Bedenken und Auffassungen, vor allem, was Größe, Finanzierung und Wirtschaftlichkeit betrifft. In anderen, das Großprojekt befürwortenden Artikeln wird die Stadt Waren/Müritz als Beispiel für Lychens Zukunftsorientierung herangezogen. Waren – so habe ich die Stadt erlebt – ist wirtschaftlich und touristisch bestens ausgestattet, hat eine florierende Innenstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Jeder Bootsanleger im Hafen findet dort ein attraktives städtisches Hinterland vor.

Schaue ich aber auf meine Heimatstadt Lychen, so ist davon vergleichsweise wenig vorhanden. Als attraktive Sehenswürdigkeiten sind lediglich die St.-Johannes-Kirche, die Uferpromenade am Oberpfuhlsee mit dem Wassertouristik-Unternehmen Treibholz und das Flößermuseum zu nennen. Die ehemaligen Heilstätten Hohenlychen sind privatisiert und für Besucher nicht mehr so ohne weiteres frei zugänglich, kommen also als touristische Attraktion kaum noch in Frage.

Lychen als Stadt der Kunst und Kultur beherbergt einige schöne Ateliers. Die Frage ist nur, ob sich Hafenanleger und allgemein Touristen damit zufrieden geben. Mein Fazit: Hier an Land zu gehen, lohnt sich nur für einen Tag.

In Waren dagegen lohnt es sich allemal. Unzählige Geschäfte, Cafés, Gaststätten und Museen, nicht zuletzt das sehr schöne Müritzeum, bieten alles an, was den Besucher interessiert. Zudem hat Waren gepflegte Parkanlagen. Stadt und Hafen bilden dort ein harmonisches Ganzes.

In Lychen dagegen, ausgehend vom jetzigen Entwicklungsstand der Stadt, bestände nach dem Bau des Großhafens offensichtlich ein disharmonisches Ganzes.

Deshalb sagt mir mein einfacher Bürgerverstand und – nicht zu unterschätzen(!) - mein Bauchgefühl, dass Stadtgestaltung und Hafenbau Hand in Hand gehen sollten.

Wir könnten mit einem kleineren, ausbaufähigen Hafen beginnen und der Innenstadt nach und nach wirtschaftliche Originalität verleihen. Meine Idee dazu: Lychen wird zur Stadt des regionalen Marktes. Nachhaltig produzierte, gesunde Produkte werden nicht nur auf dem Wochenmarkt sondern vor allem in festen Läden angeboten so wie jetzt schon in der Handweberei von Martina Busch. Ich denke dabei nicht nur an Käse, Butter, Brot und Wurst sondern auch an Weine, Spirituosen und Säfte, Kunsthandwerk, verarbeitetes Obst und Gemüse aus der Region und vieles mehr.

Ich weiß, dass dies schwierig wird, denn die Innenstadt ist mit Wohnblöcken ohne Geschäfts- und Ladenräume zugebaut. Findige und engagierte Architekten könnten aber sicherlich einiges verändern. Unsere Stadt würde zum Anziehungspunkt für viele werden und einen guten Beitrag für die Neuorientierung der Konsumenten auf Naturprodukte leisten.

Deshalb mein Nein zum Großprojekt Stadthafen und mein Ja zu einer kleineren, angemessenen Variante.

Joachim Hantke

 

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