Profitabler Waldverkauf am Lübbesee-Hotel Templin

 

 

 

DATEN ZUM WALDVERKAUF AM LÜBBESEE-HOTEL TEMPLIN 10.9.2010
Lage
• Gemarkung Templin, Flur 31, Flurstück 452/2
• 7,8 ha Erholungswald zwischen Heimstraße und Hotel am Lübbesee (Ahornhotel Templin)
Geschichte des Waldstückes
• 1810 Überlegungen der Stadt Templin zur Einrichtung eines Bürgergartens
• 1908 Nach dem ältesten Grundbuchdokument der Stadt Templin befindet sich das Waldstück im Eigentum der Stadt Templin
• 1921 Das Posterholungsheim Berlin wird Nutzer und Eigentümer
• 1949 FDGB wird als Eigentümer geführt
• 1955 Fläche wird „Eigentum des Volkes“ – Rechtsträger Stadt Templin
• 1960 StFB Templin übernimmt die Bewirtschaftung entspr. der Kategorie Erholungswald und wird Rechtsträger des kommunalen Volkseigentums Wald
• 2003 Die BVVG wird als Eigentümer des Waldstückes geführt. (Die BVVG hat den treuhänderischen Auftrag, im Namen der Bundesregierung (damit aller Bürger) Eigentum des Volkes zu privatisieren.)
Bestandsdaten
• Oberbestand: 7,8 ha Kiefer, 157 Jahre alt, Bestockungsgrad 0,77, 349 Vfm/ha, 2722 Vfm
• Unter- und Zwischenstand: 6 ha Buche, 91 Jahre alt, Bestockungsgrad 0,71, 244 Vfm/ha, 1464 Vfm
• Gesamtvorrat: 4186 Vorratsfestmeter (Vfm) bzw. 3348 Erntefestmeter (Efm)
Derzeit liegt der erntekostenfreie Erlös für das Holz etwa zwischen 50 und 60 €/fm. Langfristige Tendenz steigend. Möglicher erntekostenfreier Erlös aus dem Abtrieb des Oberbestandes im ersten Jahr nach Erwerb: etwa 100 000€.
Nach Landeswaldgesetz (LWaldG) zulässige Nutzungsmöglichkeiten als Wirtschaftswald
Der Kiefernoberbestand kann bei einer Nutzung als Wirtschaftswald auf 6 ha nahezu vollständig eingeschlagen werden. Diese Teilnutzung ergibt (Grobschätzung) 6 x 349 Vfm = 2094 Vfm oder ca 1675 Efm x 50 € = 83 760 €. Auf der 1,7 ha großen Fläche ohne Unter- und Zwischenstand ist innerhalb von wenigen Jahren eine weitere Nutzung von 475 Vfm oder 380 Efm möglich. Bei 50 €/fm sind das weitere 19 000 € Erlös.
Konditionen für den Kauf
Käufer nach EAL-Gesetz werden nicht nur begünstigt und bevorzugt berücksichtigt, sondern kaufen auch zu günstigeren Konditionen, die in der Regel nicht offen gelegt werden. Der tatsächliche Kaufpreis liegt wahrscheinlich deutlich unter dem durchschnittlichen Kaufpreis zum Verkehrswert (im ersten Halbjahr 2010 lag dieser bei 3722 €/ha Wald). Den Verkauf an Auflagen zu binden, die im Kaufvertrag fixiert werden, hält die BVVG für nicht zumutbar (s. u.).
Legt man den (deutlich höheren) Preis für den Kauf nach Verkehrswert zugrunde, so wird die derzeitige Erholungswaldfläche (3722 € x 7,8 ha) für rund 29 000€ verkauft. Dem steht ein Erlös aus dem bereits im ersten Jahr nach Eigentumsübergang möglichen Einschlag des Kiefernoberbestandes von 90 000 bis 100 000 € gegenüber. Das entspricht einer kurzfristigen Rendite von mehr als 300 Prozent.
Die längerfristig wirksame Rendite aus dem Vorrat und dem Zuwachs des derzeit 91jährigen sechs Hektar großen Buchenbestandes mit 1464 Vfm, bleiben hier unberücksichtigt. Das gilt auch für die „Kapitalanlage Grund und Boden Waldland“ und die mögliche Wertsteigerung der Fläche bei einer eventuellen Umwandlung in eine andere Nutzungsart.
Da die Waldfläche 452/2 im Innenbereich stockt, bedarf die Umwandlung in eine andere Nutzungsart nicht der Genehmigung nach § 8 LWaldG, wenn dafür in einem Planfeststellungsbeschluss oder in einer Baugenehmigung eine andere Nutzungsart zugelassen wird.
Standpunkt der Pressesprecherin der BVVG
Templiner Zeitung vom 17.8.2010 „BVVG veräußert weiter“: Insgesamt sollen 2010 noch 10200 ha verkauft werden. Die noch im Bestand befindlichen rund 80 000ha BVVG-Wald verwaltet die LAFOS Dienstleistungs GmbH, eine hundertprozentige Tochter der BVVG.

„Bei der Privatisierung von Waldflächen sollen Alteigentümer nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz (EALG) bei einer Bewerbung Vorrang vor anderen Interessenten erhalten. Die BVVG verkaufte nach dem EALG vom Juni 1996 bis Ende Juni 2010 insgesamt 428 900 Hektar Wald, davon im Land Brandenburg 158 600 Hektar sowie vom Juli 1992 bis Ende Juni 2010 102 100 Hektar zum Verkehrswert, darunter in Brandenburg 43 900 Hektar. Der durchschnittliche Kaufpreis zum Verkehrswert habe im ersten Halbjahr 2010 bei 3722 Euro gelegen. Die BVVG habe seit ihre Gründung 1992 dem Bund 4,3 Milliarden Euro Überschuss erwirtschaftet.

FRAGE und ANMERKUNG:
Wie viel Überschuss hätte die BVVG tatsächlich für die Staatskasse erwirtschaften können, wären derartig hohe Renditen zugunsten der Käufer ausgeschlossen würden? Selbst wenn die Rendite der Käufer bei diesen Transaktionen weniger hoch lagen, als im o.g. Beispiel, sind enorme Verluste für die Staatskasse zu befürchten. Es ist daher dringend geboten, dass das Parlament die treuhänderisch agierende BVVG zur Offenlegung dieser Verluste zwingt.
Das Problem sind nicht in erster Linie die erwähnten „bevorrechtigten Käufer“, die alle Möglichkeiten, die ein unzivilisierter Kapitalismus ihnen bietet, nutzen, sondern die treuhänderisch mit der Privatisierung von Volkseigentum betrauten Gesellschaften.

Siehe auch dazu aktuell: http://www.neues-deutschland.de/artikel/924761.acker-und-wald-fuer-die-alten-gutsherren.html

 

EXZERPT

„Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinem Fuß; 300 Prozent, und es gibt kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens“( J. Dunning, englischer Gewerkschafter).

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